Sibelius
Symphony No. 7 • Pelléas et Mélisande • King Christian II
Ondine ODE 1404-2
1 CD • 72min • 2021
23.07.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit Beginn der Saison 2021/2022 ist der Engländer Nicholas Collon Chefdirigent des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters – als erster Nicht-Finne. Als Debüt-CD in dieser Funktion präsentiert er ein reines Sibelius-Programm, und zwar ein recht ungewöhnliches. Neben der Sinfonie Nr. 7 sind zwei Suiten aus Theatermusiken vertreten: König Christian II. und Pelléas und Mélisande. Könnte manch einer hier vielleicht ein qualitatives Gefälle vermuten, so wird dieser Gedanke durch die hohe musikalische Qualität dieser Suiten sogleich beiseite geschoben.
König Christians Ohrwurm-Qualitäten
Und so eignet sich die CD auch bestens zum Einstieg in die Klangwelt des finnischen Meisters, weil sie mehrere Facetten seines Schaffens abdeckt. Über die imponierende Größe von Sibelius' sinfonischem Schlusswort muss nichts mehr gesagt werden. König Christian II. zeigt den Komponisten in einem besonders glücklichen Moment als Schöpfer niveauvoller "leichter" Musik – das Stück besitzt Ohrwurm-Qualitäten. Und die Pelléas-Suite präsentiert eine ganz eigene Form von musikalischem Symbolismus, wie man ihn bei Sibelius nicht oft findet; in ihrer sparsamen Behandlung von Orchester ebenso wie in ihrer melancholischen Grundstimmung erinnert sie an die Tondichtung Der Barde.
Schlank-transparente Interpretationshaltung
Nun liegen von allen drei Kompositionen mehrere bis viele Aufnahmen vor – auch solche mit absolutem Referenzcharakter. Dass Collon sich jedoch zumindest im oberen Drittel zu behaupten weiß, liegt zuvorderst an seiner schlank-transparenten Interpretationshaltung sowie an seiner ansprechenden und schlüssigen Darstellung musikalischer Charaktere. Und das ebenso brillante wie hervorragend durchhörbare Klangbild trägt seinen Teil zum Erfolg der Einspielung bei. In der Sinfonie gelingt es Collon, die verdeckte Mehrsätzigkeit des einsätzigen Werks überzeugend nachzuzeichnen, ohne mit dem Zeigefinger darauf hinzuweisen. Im bewegten zweiten Teil der Partitur wählt er ein rasches, doch nicht hektisches Grundtempo, ohne die motivischen Querverbindungen zu den übrigen Teilen zu vernachlässigen. Er verleiht dem Werk damit mehr Drama als oft üblich, was es manchmal geradezu jugendlich wirken lässt. Und in der Coda realisiert er die diffizile Dynamik punktgenau; bei ihm gibt es nicht jenes einförmige Fortissimo, wie man es oft zu hören bekommt, ohne dass es Sibelius' Intentionen entspricht.
Feinste Stimmungswerte
Auch mit den beiden Suiten ist alles in Ordnung – jede wird ihrem Grundcharakter entsprechend wunderbar in Szene gesetzt: vorwiegend heitere Brillanz beim König Christian, sensibelste Ausformung feinster Stimmungsvaleurs beim Pelléas – und alles erklingt in analytischer Klarheit. Ein hoffnungsvoll stimmendes CD-Debüt einer neuen und fruchtbaren musikalischen Partnerschaft.
Thomas Schulz [23.07.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 (Fantasia sinfonica) | 00:21:00 |
2 | Kung Kristian II op. 27 (Konzertsuite) | 00:24:24 |
3 | Pelléas et Mélisande op. 46 (Konzertsuite) | 00:26:04 |
Interpreten der Einspielung
- Finnish Radio Symphony Orchestra (Orchester)
- Nicholas Collon (Dirigent)