Mozart
Haffner Serenade
Festival Strings Lucerne
Sony Classical 19658725062
1 CD • 65min • 2021
31.10.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Eine weitere Aufnahme von Mozarts Haffner-Serenade ? 670 Treffer ergibt allein schon die Suche bei jpc. Thomas Schipperges im „Mozart-Handbuch“ beschreibt diese Serenade so: „Das Stück ist ein Aushängeschild dieses Genres und zudem auch der Kunst Mozarts. Keine der bisherigen Serenadenmusiken Mozarts bietet ausgedehntere Sätze, eine ausgefeiltere sinfonische Faktur und üppigeren orchestralen Glanz…eine Stunde vollkommenster Musik“. Als ich dann diese Aufnahme mit den Festival Strings Lucerne auflegte, erlebte ich wirklich eine Stunde vollkommenster Musik. Besser geht’s wohl nicht.
Vollkommen ausbalancierter Orchesterklang
Von Anfang an überzeugt der glasklare Raumklang und der vollkommen ausbalancierte Orchesterklang, in dem man jedes Instrument einzeln hört und doch alles in einen organischen Gesamtklang eingebunden ist, der vollkommen ausgewogen ist, weder zu aufgehellt grell noch zu bassig. Traumhaft sicher ist das Zusammenspiel der wirbelnd bewegten Geigen – manche Geigenfiguren im Allegro wirken wie übermütige Mini-Jodler – und der äußerst exakten Bläser. Trotz der relativ großen Besetzung bleibt die Tongebung schlank, auch die Pauke drängt sich nie – wie sonst so oft – vor. Federndes Brio herrscht allenthalben und überall das von Harnoncourt verlangte „gestische“ Musizieren.
Überirdisch schönes Geigenspiel
Und dann beginnt ab dem 2. Satz Daniel Dodd auf seiner Stradivari schier überirdisch schön zu spielen mit süß-schlankem, sinnlich-blühenden und sich manchmal geradezu entzückt aufschwingendem Ton zu spielen, mit dem so geistreichen Dialog zwischen Geige und Bläsern im trotzig verschatteten g-Moll-Menuett und mit so blitzschnellem wie blitzsauberen virtuosem Glanz im unermüdlich dahinschnurrenden Sechzehntel-Perpetuum-mobile des Rondos.
Zauberhaft geheimnisvoll flüsternd kommt das Menuetto galante, melodieausformend das Andante, in dem Mozart weit aus der reinen Unterhaltungsmusik herausschreitet, und erregend-spannungsvoll das Einleitungs-Adagio des Finalsatzes mit dem dann explosiven Allegro assai, in dem noch Motive des Adagios nachzittern: größte Interpretationskunst!
Weltersteinspielung als Gusto-Stückerl
Als Gusto-Stückerl gibt’s noch eine Weltersteinspielung dazu: Armonia con Capriccio a Violino solo, eine Ballett-Szene (von einem zeitgenössischen Rezensenten als „allerliebst“ gerühmt) aus der Oper Gerusalemme liberata des Mozart-Zeitgenossen Vincenzo Righini (1756-1812) für Bläser, Cello und Solo-Violine, eine „Insel-Idylle“ zwischen zwei großen Chören. Betörend schönklingende Hörner bilden den romantischen Hintergrund für die kapriziös ausschweifende Solo-Violine, die Daniel Dodds hier charmant und gleichzeitig dezent spielt.
Rainer W. Janka [31.10.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Marsch D-Dur KV 249 | 00:03:49 |
2 | Serenade Nr. 7 D-Dur KV 250 (Haffner) | 00:55:49 |
Vincenzo Righini | ||
10 | Armonia con Capriccio a Violino Solo (aus Gerusalemme liberata ossia Armida al campo de' Franchi) | 00:05:35 |
Interpreten der Einspielung
- Festival Strings Lucerne (Orchester)
- Daniel Dodds (Violine, Dirigent)