Kathrin Beddig
Classics

Momore 22
1 CD • 54min • [P] 2022
25.02.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kathrin Beddig hört in sich hinein und erfindet Musik, um – wie sie selbst bekundet – „musikalisch Stellung zum Leben“ zu nehmen. Dieser Intention folgend, hat sie als Flötistin schon zahlreiche Alben aufgenommen. Jetzt zeigt sie sich auch als versierte Pianistin und bleibt sich selber treu dabei. Unter dem Titel „Classics“ hat sie verschiedene Stadien, Empfindungen und Bewusstseinszustände in Töne, Melodien und Improvisationen gefasst – was ausgesprochen zugänglich und direkt auf den Zuhörer wirkt. Mistère, Volo ut sis, Tagtraum oder Selbstgespräch – unter diesen Titeln werden verschiedene Aspekte von Selbstreflexion zum Klingen gebracht. Dazu braucht es keine intellektuelle Akrobatik, wo doch viel unmittelbarere Wege bereit stehen, sobald zehn Finger auf 88 wohltemperierten Klaviertasten zur Verfügung stehen.
Klarheit im Ausdruck – lupenreine Aufnahmetechnik
Kathrin Beddig hat viele Stücke auf der Flöte improvisiert und irgendwann zu etwas Größerem, Mehrstimmigen ausgearbeitet. Ihre Vokabular ist die klassische Tonalität, ebenso ist sie firm darin, bereits Vorhandenes durch versierten Umgang mit der Kontrapunktlehre zu etwas Reicherem, Mehrstimmigem, wie es das Klavier braucht, zu machen.
Durchweg ist diese musikalische Welt eine Freundliche, was auch nachdenkliche, manchmal elegischere Zwischentöne nicht ausschließt. Heitere Melodien erhalten im rechten Moment subtilen Tiefgang oder ein verspielter Walzer verbreitet einen Hauch von Melancholie. Ausgehend von einer skizzenhaften Kleinform spannen manche Stücke auch größere Bögen, was einer „erzählenden“ Filmmusik gleichkommt und in so manches Stimmungsbild in einen Zauberwald oder direkt zum wogenden Meer entführt. Durchaus etwas exotisch spannen sich improvisatorische Linien über ein ostinates Zweiton-Motiv, etwa im Stück Yin. Ist es nicht an der Zeit, dass die Frauen (respektive die Menschheit) sich dafür engagieren, dass es nie wieder Krieg gibt? Diese Frage warf kein geringerer als Erich Kästner in seiner Fantasie für Übermorgen auf – hier lädt Kathrin Beddigs beredtes Klavier dazu ein, über diese Frage zu meditieren.
Manchmal stellen sich auch Existenzfragen über Leben und Tod. Raffiniert wurde zu diesem Thema eine Flamenco-Figur adaptiert, um die entsprechende Dramatik aufkommen zu lassen.
Die Klarheit im Spiel, aber auch die „unmittelbare“ Art, wie Kathrin Weddig sich auf ihren Weg besinnt, hat etwas Ansteckendes, um beim Hören schnell einen Zustand von Zentriertheit und Ruhe zu erzeugen, was am Ende eines vollen Tages nach dem üblichen „Zuviel des Alltags“ auf jeden Fall anspricht. Dazu leistet auch die lupenreine Aufnahmetechnik einen erheblichen Beitrag.
Stefan Pieper [25.02.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Kathrin Beddig | ||
1 | Mistère | 00:04:38 |
2 | Volo ut sis | 00:04:51 |
3 | Tagtraum | 00:02:11 |
4 | Girl with the blue birds | 00:04:20 |
5 | Das Lächeln der Blumen | 00:02:14 |
6 | Die Farbe Blau | 00:05:55 |
7 | Selbstgespräch | 00:03:10 |
8 | Fantasie von übermorgen | 00:03:30 |
9 | Morgenruf | 00:02:40 |
10 | Yin | 00:02:40 |
11 | Tongeben | 00:02:53 |
12 | Stillefeld | 00:02:45 |
13 | Im Zauberwald | 00:03:57 |
14 | Atmendes Meer | 00:03:33 |
15 | Die Qual der Wahl | 00:04:19 |
Interpreten der Einspielung
- Kathrin Beddig (Klavier)