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Secret Nights

Solo Musica SM 385

1 CD • 60min • 2021, 2022

26.03.2023

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Anders als der zwar vielsagende, aber auch recht allgemeine Titel nahelegt, handelt es sich bei diesem Recital nicht um ein Themenprogramm. Die Nacht und ihre Geheimnisse spielen nämlich nur in wenigen Texten eine Rolle. Es ging den Schwestern Sonja und Astrid Leutwyler (Mezzosopran und Violine) wohl in erster Linie darum, nach dem Erfolg ihrer ersten gemeinsamen CD („Hymne à la Beauté“) weitere Werke in der nicht so häufigen Besetzung Gesang, Violine und Klavier ausfindig zu machen und vorzustellen. Bei dem konservativen Romantiker Carl Reinecke (1824-1910), der auch ein erfolgreicher Pianist und Dirigent war, sind sie da gleich mehrfach fündig geworden. Die Naturbetrachtungen in Zwei Lieder op. 26 und die tänzerisch beschwingten Liebeslieder op. 195 schmeicheln dem Ohr und sind unmittelbar eingängig. Etwas spröder und nur mäßig inspiriert klingen die drei Heine-Vertonungen von Othmar Schoeck (1886-1957). Wahrscheinlich war es den Ausführenden darum zu tun, auch einen Schweizer Landsmann im Programm zu haben. Einen leichtfüßigen Salon-Ton vermitteln die Franzosen Camille Saint-Saëns (1835-1921) und Cécile Chaminade (1857-1944), eine seinerzeit gefeierte Pianistin, in ihren kurzen Beiträgen.

Eine kleine Entdeckung

Letztere steht auch für den Anspruch des Albums, komponierende Frauen zu Wort kommen zu lassen. Da darf dann auch Lili Boulanger (1893-1918) nicht fehlen, deren Nocturne in diesem Liedprogramm als ein rein instrumentales Intermezzo fungiert. Erst allmählich kommt bei uns eine amerikanische Komponistin ins Bewusstsein, die nicht weniger als 300 Werke hinterlassen hat, darunter ein Klavierkonzert und eine Symphonie (The Gaelic): Amy Beach (1867-1944) war ein Wunderkind, gab schon früh Konzerte als Pianistin und errang auch bald mit eigenen Kompositionen Beachtung. In der Ehe mit einem bedeutend älteren Arzt in ihren künstlerischen Aktivitäten stark eingeschränkt, startete sie nach dessen Tod noch einmal neu, unternahm internationale Konzertreisen und war daneben eine Pionierin der amerikanischen Frauenbewegung. Die sechs in diesem Album zu hörenden Lieder zeigen sie als Kleinmeisterin in romantischer Tradition, eingängig und volksliedhaft einfach im Melodischen, dabei phantasievoll im Einsatz der die Singstimme begleitenden Instrumente. Besonders reizvoll sind die Two Songs op. 100, in denen Violine und Cello die Sängerin zärtlich umspielen.

Gediegene Wiedergabe

Den Abschluss und gleichzeitig einen Höhepunkt des Programms bilden die von den Künstlerinnen in Auftrag gegebenen Vertonungen von Gedichten Else Lasker-Schülers durch den in Deutschland lebenden Iraner Arash Safaian (Jg. 1981), der sich mit Feingefühl und einer irisierenden Klangsprache in die Innenwelt dieser expressionistischen Poesie förmlich hineingräbt.

Die Schwestern Leutwyler, von dem versierten Pianisten Benjamin Engeli und in einigen Fällen von dem Cellisten Benjamin Nyffenegger unterstützt, sorgen für eine gediegene, musikalisch homogene und engagierte Wiedergabe dieses an Entdeckungen reichen Programms. Einen Punktabzug gibt es wegen der fast durchgehend etwas fahrigen sprachlichen Artikulation der Sängerin, die man ohne Mitlesen der Texte im Booklet oft kaum versteht.

Ekkehard Pluta [26.03.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Sonja Leutwyler (Mezzosopran)
• Astrid Leutwyler (Violine)
• Benjamin Engeli (Klavier)
• Benjamin Nyffenegger (Violoncello)