Correspondances
Enescu • Ravel • Scott
Cristian Sandrin
Antarctica Records AR043
1 CD • 73min • 2021
13.06.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
George Enescu – Maurice Ravel – Cyrill Scott: Drei Komponisten, die man wohl eher nicht zusammen denkt. Und doch haben diese drei mehr gemeinsam als den meisten bekannt ist, denn sie alle hielten sich in der Pariser Kulturszene auf. Der Rumäne Enescu und der Franzose Ravel waren bereits seit der gemeinsamen Zeit am Pariser Konservatorium befreundet. So brachte Enescu beispielsweise Ravels Violinsonate zur Uraufführung. Der Engländer Cyril Scott verkehrte während seiner Aufenthalte in der französischen Hauptstadt ebenfalls gerne in denselben Kreisen und traf sich regelmäßig mit Claude Debussy. Sie alle drei waren Kinder des Zeitgeistes, geprägt von Impressionismus und Symbolismus, nicht nur in der Musik, sondern auch in den anderen Künsten. Vor allem die Literatur spielte für sie alle eine große Rolle mit den französischen Symbolisten auf der einen Seite und dem führenden amerikanischen Dichter Edgar Allan Poe auf der anderen Seite. So ist es auch durchaus schlüssig, dass der junge rumänische Pianist Cristian Sandrin diese drei Komponisten auf seiner Debüt-CD nun zusammenbringt.
Gelungenes Debüt mit interessanten Querverbindungen
„Correspondances“ heißt diese folglich auch. Sandrin, der aus einer Musikerfamilie stammt, gab bereits im Alter von 13 Jahren sein Debüt im Atheneum in Bukarest. Ab 2017 feierte er große Erfolge in Großbritannien, angefangen mit seinem vielbeachteten Solo-Recital in der Wigmore Hall. Hierauf folgten Konzerte im ganzen Land als Künstler des Countess of Munster Recital Scheme. Außerdem erhält er eine Förderung durch den Imogen Cooper Music Trust. Vielleicht ist die Auswahl des Repertoires für seine Debüt-CD auch seiner eigenen Leidenschaft für Literatur und die bildenden Künste geschuldet. Denn die drei interpretierten Komponisten sind allesamt nicht nur voneinander, sondern auch von den anderen Künsten ihrer Zeit beeinflusst. Enescus Klaviersonate entstand 1924, als er eigentlich gerade in der aufwändigen Orchestration seiner Oper Oedipe arbeitete. Das Werk begleitet Sandrin seit er 12 Jahre alt war und er hörte, wie sein Vater es spielte. Vor allem im zweiten Satz wird sein großes Verständnis für die Komplexität des Werkes hörbar, wobei aber auch die Spielfreude stetig hörbar ist. Ausdrucksstark und sehr bildhaft erklingt auch der Finalsatz, in dem Enescu die Weiten der rumänischen Landschaft in Musik ausdrücken wollte.
Bildhafte Musik
Mit dem Klavierzyklus Miroirs von Maurice Ravel hat Sandrin eines der bekanntesten Klavierwerke des Franzosen ausgewählt. Der Zyklus entstand 1905 und war den „Apachen“ gewidmet, einem künstlerischen Freundeskreis von Ravel, der sich für die Musik Debussys einsetzte und diese unterstützte. Wie bereits im Finalsatz von Enescus Sonate hat der junge Pianist hier sehr bildhafte Musik ausgewählt, die er nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch dynamisch und im Ausdruck sehr ausdifferenziert umsetzt. Gerade auch bei den drei bekanntesten Stücken des Zyklus‘, Une barque sur l’océan, Alborada del Gracioso und La Vallée des Cloches braucht er auch keine Vergleiche zu scheuen.
Fünf Charakterstücke
Der dritte Komponist im Bund der „Correspondances“ ist der wohl eher weniger bekannte Brite Cyril Scott. Seine Five Poems beziehen sich auf Baudelaires Les Fleurs du Mal und wurden 1912 veröffentlicht. Auch hier werden die Einflüsse von Impressionismus und Symbolismus hörbar. Mit diesen fünf Charakterstücken beschließt Cristian Sandrin seine Debüt-Aufnahme mit einem wenig bekannten Werk, das in seiner Interpretation zu einer Entdeckung wird.
Verena Düren [13.06.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
George Enescu | ||
1 | Klaviersonate fis-Moll op. 24 Nr. 1 | 00:24:23 |
Maurice Ravel | ||
4 | Noctuelles (aus: Miroirs) | 00:05:15 |
5 | Oiseaux tristes (aus: Miroirs) | 00:04:31 |
6 | Une barque sur l'océan (aus: Miroirs) | 00:08:07 |
7 | Alborada del gracioso (aus: Miroirs) | 00:06:37 |
8 | La Vallée des cloches (aus: Miroirs) | 00:05:52 |
Cyril Scott | ||
9 | Poppies (aus Five Poems) | 00:02:58 |
10 | The Garden of Soul-Symphathy (aus Five Poems) | 00:03:34 |
11 | Bells (aus Five Poems) | 00:02:20 |
12 | The Twilight (aus Five Poems) | 00:04:30 |
13 | Paradise-Birds (aus Five Poems) | 00:04:42 |
Interpreten der Einspielung
- Cristian Sandrin (Klavier)