Beethoven
Piano Trios Vol. 2 • OP. 1/2 & 97 'Archduke'
Sitkovetsky Trio
BIS 2539
1 CD/SACD surround • 80min • 2022
03.11.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Welch kluge Idee der Sitkovetskys, das frühe G-Dur-Trio op. 1/II von Ludwig van Beethoven mit dem Erzherzog-Trio op. 87 zu kombinieren, denn beide Werke ergeben kombiniert eine durchaus fröhliche Kammermusik-Soiree, die weniger den Titanen als den humorigen Brummbären in den Mittelpunkt stellt. Zudem spielt harmonisch in beiden Trios die Terzverwandtschaft zwischen Themen und Sätzen eine wichtige Rolle, sodass sich ein Brückenschlag vom Frühwerk zum Übergang in die Spätperiode ergibt.
Spiel mit der Form
Beide Trios spielen mit der Hörerwartung ihrer Zeit. Bereits die langsame Einleitung des G-Dur-Werks, die damals noch Sinfonie und Streichquartett vorbehalten war, lässt aufhorchen. Raffiniert, wie sich Beethoven danach in die Tonart des Hauptthemas einschleicht. Der langsame Satz hat mit seinem 6/8-Takt Siciliano-Charakter. Er steht im mediantischen E-Dur, was – wie auch das Trio des Scherzo in h-Moll – vor 1800 innovativ war. Ähnlich die Verhältnisse im Erzherzog-Trio hier steht das Seitenthema des Kopfsatzes in G-Dur, der Mittelsatz in D-Dur. Das Scherzo ist zu einem zweiten Kopfsatz ausgeweitet, der sich quasi-sinfonisch entwickelt und deshalb kein abgesetztes Trio erhält. Hier erscheint am dynamischen Höhepunkt der prägnanteste Gedanke in Des-Dur. Später wird er wie in einer Sonatenreprise in die Haupttonart B-Dur versetzt. Die Wahl der Tonarten in op. 87 dürfte wohl eine Referenz vor den Präferenzen Erzherzog Rudolfs gewesen sein, denn fast alle ihm gewidmeten Werke – bis auf Les Adieux – stehen entweder in G-, B-, oder D-Dur.
Interpretatorisch hohes Niveau
Das Sitkovetsky-Trio musiziert die beiden Werke äußerst lebendig auf hohem Niveau. Es wird gekonnt phrasiert, fein artikuliert und miteinander geatmet. Das ist charmant, hat Witz und lässt den Hörer lächeln. Vorbildlich auch, dass die große Wiederholung im Erzherzog-Scherzo nicht wie bei vielen Interpreten gestrichen wird. Die Streicher Alexander Sitkovetsky und Isang Enders musizieren facettenreich mit nur minimalem Vibrato. Wu Chan versteht es, am Flügel zu singen, die Läufe perlen und die Akkorde bleiben transparent, was im Gegensatz zu den Klavieren der Beethoven-Zeit mit ihrem im Bass wesentlich obertönigeren Klang auf einem Steinway-D besonderer Umsicht bedarf. Leider gerät das „Lento con espressione“ des G-Dur-Werks – so schön es auch lyrisch gesungen wird – etwas arg sentimentalisch-breit, sodass der Charakter eines langsamen Sicilianos verloren geht und man das 6/8-Metrum eher als 2x3/8 empfindet. Dasselbe gilt für das Scherzo, das etwas ruppiger daherkommen könnte. Deas Erzherzog-Trio allerdings überzeugt vollkommen.
Booklet-Text und Aufnahmetechnik – besonders wenn man die hochauflösenden Version von SACD oder per Streaming spielt – sind durchweg gelungen. Die CD-Spur neigt etwas zum Klirren.
Fazit: Eine gelungene Kombination zweier Beethoven-Trios. Durchaus zur Stimmungsaufhellung geeignet.
Thomas Baack [03.11.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klaviertrio G-Dur op. 1 Nr. 2 | 00:34:41 |
5 | Klaviertrio B-Dur op. 97 (Erzherzog-Trio) | 00:44:48 |
Interpreten der Einspielung
- Sitkovetsky Trio (Klaviertrio)