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Cécile Chaminade

Saisons d'amour

MDG 908 2288-6

1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2022

11.01.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Beim deutschen Publikum war die Pariserin Cécile Chaminade (1857-1944) lange Zeit eine große Unbekannte, doch in den letzten Jahrzehnten wurden ihre Werke – vor allem auf Tonträgern – verstärkt wahrgenommen. Sie war eine Klaviervirtuosin von internationalem Ruf, setzte sich aber mit der Zeit auch als Komponistin – in einer Männerdomäne – durch und hinterließ ein ansehnliches Œuvre, in dem Klavierwerke, Lieder und Kammermusik dominierten. Aus reichem Hause kommend, wurden ihre musikalischen Talente von den Eltern zwar gefördert, ein Studium am Konservatorium ihr aber aus gesellschaftlichen Gründen verwehrt. So erhielt sie privaten Kompositionsunterricht bei Benjamin Godard, dessen Oper Jocelyn (1888) in Frankreich auch heute noch gelegentlich gespielt wird. Von ihren 150 Liedern haben nun die Mezzosopranistin Katharina Kammerloher und der bereits als Chaminade-Kenner ausgewiesene Pianist Johann Blanchard 22 bisher noch nicht auf Tonträgern aufgezeichnete Titel ausgesucht und in einen thematischen, beinahe zyklischen Zusammenhang gestellt: „Saisons d’amour“, Jahreszeiten der Liebe. „Von zarten Trieben erster Liebe des Frühlings zum heißen, leidenschaftlichen Sommer, von den Verlusten des Herbstes bis hin zum Abschied und dem wehmütigen Rückblick des Winters“ (Kammerloher) erzählen uns diese Lieder, die man im Französischen als „mélodies“ bezeichnet.

Reiche Klangpalette

Sie sind in ihrem lockeren Salonton typische Produkte der Belle Époque, aber durchweg geprägt von einem sehr persönlichen Charme und stilistisch sehr abwechslungsreich. Die Palette reicht von volksliedhafter Einfachheit (Chanson naïve) bis zu opernhafter Bravour. So ist Portrait, das letzte Lied dieser Sammlung, der kanadischen Sängerin Emma Albani gewidmet, der neben Adelina Patti wohl bedeutendsten Koloratur-Diva ihrer Epoche, die Chaminades ebenfalls Virtuosität forderndes Lied L‘été 1904 (damals war sie bereits 57 Jahre alt) in einer verkürzten Version auch aufgenommen hat. Zwischen den beiden Polen vernimmt man an deutsche Vorbilder erinnernde romantische Töne (Absence) wie typisch französischen impressionistischen Klangzauber (Roulis des grèves). Ein feines, nie aufdringliches Sentiment durchzieht alle diese Lieder, deren bestrickende Melodik frei ist von Trivialität, auch die Klavierparts sind mit erlesenem Geschmack ausgeführt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Idiomatische Interpretation

Die vorliegende Auswahl entzückt aufgrund einer liebevollen, sorgfältigen und den spezifischen Stil, das „Idiom“ der Musik genau treffenden Interpretation. Der Pianist Johann Blanchard hat dieses Idiom in einem Interview so erklärt: „Die Musik klingt immer etwas silbrig von den Akkorden her. Wir haben uns für die Aufnahme sehr bemüht, es noch heller und noch silbriger hinzubekommen. Zuerst sind wir vielleicht etwas zu sehr von der deutschen Romantik an die Sache heran gegangen“. Katharina Kammerloher, 1993 von Daniel Barenboim an die Berliner Staatsoper verpflichtet und dort seither eine „Stütze des Ensembles“, erfreut das Ohr durch eine jung gebliebene Stimme und durchweg entspannten, sinnlichen Gesang. In drei Liedern (L’été, Infini, Portrait) steigert Jiyoon Lee, die erste Konzertmeisterin der Staatskapelle Berlin, den lyrischen Zauber der Musik.

Ekkehard Pluta [11.01.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Katharina Kammerloher (Mezzosopran)
• Johann Blanchard (Klavier)
• Jiyoon Lee (Violoncello)