Astor Piazzolla
The Cello Album
Dai Miyata violoncello
MDG 650 2293-2
1 CD • 77min • 2021
21.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Astor Piazzolla holte die anrüchige Folklore aus den Hafenkneipen und Bordellen von Buenos Aires in den Konzertsaal. In geistreichen Arrangements offenbart der Cellist Dai Miyata die Kraft und Leidenschaft von Piazzollas „Tango nuevo“. Dai Miyata ist weltweit als Solist erfolgreich, seit er 2009 als erster Japaner den Großen Preis beim angesehenen Rostropowitsch-Cello-Wettbewerb in Paris gewann.
Tango aus Japan
Das Album schlägt eine Brücke zwischen Tango und klassischer Kammermusik. Dafür hat Dai Miyata hochkarätige Partner an seiner Seite. Pianist Atsushi Yamanaka steuerte auch die Arrangements bei. Farbenreich und rhythmisch impulsiv musiziert das Verus Streichquartett. Und am Bandoneon erweist sich Kazuma Miura als wahrer Zauberer. Hochvirtuoses nimmt er voller Leichtigkeit. In Sur sorgt er mit Luftgeräuschen und klappernde Tasten für perkussive Elemente. Der Tango-typische Kontrabass fehlt hier; seine Rolle wird vom Cello mit seinem großen Tonumfang mit übernommen.
Piazzolla hatte selbst in den Spelunken Buenos Aires musiziert, bevor er in Paris bei Nadia Boulanger Komposition studierte. Sie ermutigte ihn, sich als Komponist zu seinen Tango-Wurzeln zu bekennen. In Piazzollas Tango nuevo finden sich Anklänge von Barock bis Jazz. Die Bandbreite seines Stils zeigt sich auch auf diesem Album.
Stilsicher und mit Leidenschaft
Den Anfang macht der mitreißende Klassiker Escualo (Haifisch), dessen Titel durchaus passt. Daneben stehen getragene Milongas – die Volksmusik der südamerikanischen Gauchos gilt als ein Vorläufer des Tango. In der kontrastreichen dreiteiligen Serie del Àngel greift Piazzolla die klassische Konzertform auf und bringt auch eine Fuge à la Bach unter.
Der Tango stellt klassische Musiker vor besondere Herausforderungen. Die Notation ist zwar dieselbe – aber die charakteristische Phrasierung oder Verzierungen sind nicht notiert. Stilsicher bewegt sich Dai Miyatas auf dem fachfremden Parkett, bis hin zu furiosen Perkussionseffekten am Cello.
Dai Miyata spielt mit großer Leichtigkeit, schwungvoll und rhythmisch markant. Herzzerreißende Melodien und messerscharfen Synkopen, Fortissimo-Akzente und Glissandi offenbaren Piazzollas Feinsinn und Leidenschaft. Zwischen den Musikern entfalten sich wunderbare Dialoge, die Raum für improvisierte Details und agogische Nuancen lassen. Dai Miyata überzeugt hier mit einer neuen Facette seines vielseitigen Könnens.
Antje Rößler [21.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Astor Piazzolla | ||
1 | Escualo | 00:03:56 |
2 | Tangata – Silfo y Ondina | 00:09:02 |
3 | Milonga sin Palabras | 00:06:08 |
4 | Romance del Diablo | 00:06:14 |
5 | Allegro tangabile | 00:03:07 |
6 | Tzigane Tango | 00:03:01 |
7 | Violentango | 00:03:43 |
8 | Sur: Regresso al Amor | 00:06:11 |
9 | Indroduccion del Angel | 00:05:42 |
10 | Milonga del Ángel | 00:06:32 |
11 | La Muerte del Ángel | 00:03:29 |
12 | La Resurreccion del Angel | 00:07:45 |
13 | Adiós Nonino (Tango Rapsodia) | 00:11:13 |
Interpreten der Einspielung
- Dai Miyata (Violoncello)
- Atsushi Yamanaka (Klavier)
- Verus String Quartet (Streichquartett)
- Kazuma Miura (Bandoneon)