Extase
Mario Häring
Berlin Classics 0303269BC
1 CD • 61min • 2022, 2023
27.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Cover dieser Einspielung des Pianisten Mario Häring ist ein echter Hingucker: ein grellbuntes Gesicht vor dunkelblauem Hintergrund, überwuchert von irisierenden Blumenmustern und einem markenten Schriftzug: Extase. Genau darum geht es auf dieser CD, die einen Spiegel dessen bieten, was sich Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts darunter vorgestellt haben. Doch kommt es bei einer CD ja zum Glück immer noch auf den Inhalt und weniger auf das äußere Erscheinungsbild an. Da sind zum einen die üblichen Verdächtigen, die vielen Pianisten zu diesem Thema einfallen würden: Franz Liszt, vertreten mit dem Mephisto-Walzer Nr. 1, Richard Wagner (Isoldes Liebestod) oder Claude Debussy (L’Isle joyeuse). Und natürlich Alexander Skriabin, der aber nicht mit seinem für Orchester konzipierten Poème de L’Extase vertreten ist (woher vermutlich aber trotzdem die im Deutschen laut Duden falsche Schreibweise mit „x“ übernommen wurde), sondern mit seiner nicht weniger ekstatischen Klaviersonate Nr. 5. Mario Häring erweist sich hier als stilistisches Chamäleon, das sowohl französisches Klangraffinement als auch teutonischen Tastenzauber ebenso brillant wie feinsinnig und subtil gestaltet. Da bleiben wirklich keine Wünsche offen.
Mitreißender rhythmischer Drive
Ferner wird Häring auf der CD von weiteren Musikern unterstützt: Josefine Göhman singt sehr fein Debussys Chansons de Bilitis: im tiefen Register etwas bedeckt, mit zunehmender Höhe schön aufblühend und sprachlich sehr akzentuiert. Außerdem spielt Alexandre Castro-Balbi sehr cantabel das Andante aus Sergei Rachmaninows g-Moll Sonate und Clara Andrada de la Calle (Flöte) und Sharon Kam (Klarinette) treten in einem wahrlich elektrisierenden und mitreißenden Stück (Techno Parade) von Guillaume Conessson dazu. Das Zusammenspiel mit Häring ist nicht nur hier formidabel, obwohl man insbesondere bei diesem Stück förmlich mitgerissen wird vom ungeheuren rhythmischen Drive, den diese Musik entfaltet – ebenso wie die Bacchanale von John Cage für präpariertes Klavier, die das Programm komplettiert. Insgesamt ist diese CD in der Tat dazu angetan, ekstatisch zu stimmen: das Programm ist außerordentlich intelligent zusammengestellt, wird hinreißend gespielt und ansehnlich verpackt ist das ganze auch. Großartig, die Ekstase kann kommen!
Guido Krawinkel [27.03.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | L'Isle joyeuse | 00:05:34 |
Franz Liszt | ||
2 | Mephisto-Walzer Nr. 1 A-Dur S 514 R 181 | 00:10:24 |
Guillaume Connesson | ||
3 | Techno-Parade | 00:04:31 |
Alexander Scriabin | ||
4 | Klaviersonate Nr. 5 Fis-Dur op. 53 | 00:11:06 |
Claude Debussy | ||
5 | La flûte de Pan (aus: Trois Chansons de Bilitis) | 00:02:54 |
6 | La chevelure (aus: Trois Chansons de Bilitis) | 00:03:37 |
7 | Le tombeau des naïades (aus: Trois Chansons de Bilitis) | 00:02:57 |
John Cage | ||
8 | Bacchanale für präpariertes Klavier | 00:07:20 |
Sergej Rachmaninow | ||
9 | Sonate g-Moll op. 19 für Violoncello und Klavier, 3. Satz Andante | 00:05:33 |
Richard Wagner | ||
10 | Isoldes Liebestod (aus Tristan und Isolde; arr.: Franz Liszt) | 00:07:04 |
Interpreten der Einspielung
- Mario Häring (Klavier)
- Clara Andrada de la Calle (Flöte)
- Sharon Kam (Klarinette)
- Josefine Göhmann (Sopran)
- Alexandre Castro-Balbi (Violoncello)