Anton Bruckner
Symphony No. 8
MDG 650 2307-2
2 CD • 83min • 2016
26.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Stanislaw Skrowaczewski, 1923 in Lemberg, dem heutigen Lwiw, geboren, hat wenige Monate vor seinem Tod im Alter von 92 Jahren Bruckners Achte in Tokio dirigiert und damit eine Art Vermächtnis geschaffen. Der international tätige Maestro war von 2007 bis 2009 ständiger Leiter des Yomiuri Nippon Orchestra in Japan und wurde dort 2010 zum Ehrendirigenten ernannt. Die Einspielung der Sinfonie Nr. 8 von Anton Bruckner zeigt noch einmal seine künstlerische Bedeutung auf, wenn er fast eineinhalb Stunden lang ein Großwerk unter Spannung setzt. Der nach dem Verklingen der C-Dur-Apotheose des Finales und nach einer andächtigen Stille der Besinnung im Tokyo Metropolitan Theatre aufbrandende stürmische Applaus bestätigt die Bedeutung dieser Live-Aufnahme.
Ein Monumentalwerk
Bruckners monumentale Achte, deren komplizierte Entstehungsgeschichte im Booklet nacherzählt wird, entstand in den Jahren 1884 bis 1887 und wurde schließlich 1892 nach mehreren Umarbeitungen unter Hans Richter in Wien mit großem Erfolg uraufgeführt. Sie durchläuft ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen von dem düsteren Kopfsatz über das deftige Scherzo und das feierliche wie innige Adagio bis zum weit ausholenden Finale, das die Themen aller vier Sätze wie im Rausch übereinander türmt. Skrowaczewski behält bei all dem die Übersicht. Er sorgt für äußerste Klarheit angesichts einer hypertrophen Partitur, verliert nie die Balance zwischen Streichern, Bläsern, Pauken und Harfen aus dem Auge und führt das in Quantität und Qualität besonders stark besetzte Orchester zu einer spannungsvollen Interpretation zwischen zartestem Pianissimo und überwältigendem Fortissimo.
Ein bedeutender Dirigent und ein großes Orchester
Die für Bruckner typischen Taktwiederholungen, die sich zu wahren Kaskaden steigern, erhalten eine innere Notwendigkeit, die vom Dirigenten durch kaum merkbare Tempomodifikationen in ihrer Wirkung noch verstärkt werden. Neben den nahtlos gelungenen Tutti-Passagen hört man auch profilierte Soloeinsätze, vom Konzertmeister mit seinen Einwürfen über die erste Flöte bis zum ersten Horn und zu den mehrmals im lyrischen Trio des Scherzos einsetzenden Harfen. Über allem waltet eine innere Ruhe, die auch während der entfesselten Passagen, besonders im Finale, dem Blick auf die Gesamtkonzeption dient.
Das Beiheft (deutsch, englisch und französisch) schildert detailliert den Entstehungsprozess des Werkes, der bestimmt ist durch die für Bruckner so charakteristischen Selbstzweifel und schließlich durch die befreiende, „allerehrfurchtsvollste Dedikation“ an Kaiser Franz Joseph I. Zudem erfährt man Einzelheiten über den Dirigenten und das seit 1962 bestehende Orchester.
Prof. Klaus Trapp [26.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Sinfonie Nr. 8 c-Moll | 01:23:13 |
Interpreten der Einspielung
- Yomiuri Nippon Symphony Orchestra (Orchester)
- Stanisław Skrowaczewski (Dirigent)