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Marimba Prayers

Fumito Nunoya

Ars Produktion ARS 38 662

1 CD • 77min • 2022

27.06.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
Empfehlung

Das Material Holz ist ein ganz besonderer Werkstoff, über den man ganze Seiten füllen könnte, um seine Eigenschaften aufzuzählen. Ohne Holz würde auf jeden Fall der größte Teil der Musik auf unserem Planeten nicht so erklingen, wie sie es tut. Eine der edelsten und zugleich härtesten Holzarten ist zweifellos Palisander, dessen reinste Qualität in Mittelamerika vorkommt – der Ursprungsregion der Marimbafon. Der japanische Meistermusiker Fumito Nunoya zeigt auf seinem neuen Album "Marimba Prayers" seine hohe Kunst, mit der er die herausragenden Klangqualitäten dieses besonderen Schlaginstruments zur Geltung bringt.

Neue Kompositionen für ein traditionelles Instrument

Der warme, resonante Klang in seiner klaren, fast gläsernen Tonalität ist immer wieder aufs Neue ein Ansporn für Nunoya, dieses traditionelle Instrument für neue musikalische Kontexte zu öffnen. Dies stellt er auf seinem aktuellen, von Ars-Produktion klanglich hervorragend aufgenommenen Album eindrucksvoll unter Beweis.

Ausdrücklich stellt er dabei die Kunst seines Spiels in den Dienst einer transzendentalen Kraft, die der Musik innewohnt und spannt dabei einen weiten Bogen von rezitativisch-gesanglichen Linien wie in Heng Lius Vermillion Bird über Bachschen Kontrapunkt bis hin zu impressionistischen Klanggemälden. An Bach arbeiten sich alle ab – Fumito Nunoyas Interpretation ausgewählter Sätze aus den Violinsonaten Nr. 1 und Nr. 2 sorgt dafür, dass sich ohne Umwege Zustände von tiefer, spiritueller Versenkung einstellen – was allein schon den Erwerb dieser Aufnahme rechtfertigt.

Auch Mario Castelnuovo-Tedescos Gitarrenstück El sueño de la razón produce monstruos nach Goyas Caprichos-Zyklus fühlt sich sehr gut in Nunoyas Klangwelt aufgehoben. Tomasz Golinskis Luminosity liefert ein deutlich neutönerischeres, aber nicht minder empfindsames Hörkino, in dem sich perkussives Spiel zu Klangflächen und -farben verdichtet – von der Dunkelheit hin zum Lichtstrahl. Ludwig Alberts Feel the Sunlight entfaltet eine feine, funkelnde Magie, die fast wie eine Antwort auf Bach aus dem Heute wirkt.

Dann wird es cineastisch

Nunoyas Marimbakunst erweist sich auch dann als überlegen und anschlussfähig, wenn es um cineastische Elemente in der Musik geht. Over the Rainbow aus dem Filmklassiker "Der Zauberer von Oz" mit seinen indonesisch-pentatonischen Einflüssen und Danny Boy erhalten durch wirkungsvolle Integration von Jazzharmonien eine starke, sinnliche Poesie. Ennio Morricones Deborah's Theme aus dem Mafia-Epos "Once Upon a Time in America" verkörpert die tragische Liebesgeschichte zwischen Noodles (Robert De Niro) und Deborah (Elizabeth McGovern). Die Übertragung der nostalgisch verklärten Stimmung auf die scheppernden Tonrepetitionen des Marimbas steigert deren Intensität noch weiter.

Astor Piazzollas Verano Porteño lässt vor allem die mächtigen, tiefen Klangregister des Marimbas zur Anwendung kommen. Das alte japanische Volkslied Ai Sansan von Kei Ogura und Akie Takadas Home Sweet Home, übrigens eine Auftragskomposition für Nunoya, runden das Album stilvoll ab. All das zeigt, wie ganzheitlich Nunoya, der übrigens an der Musikhochschule Detmold zu den tonangebenden Lehrenden seines Fachs gehört, sein Instrument versteht und künstlerisch denkt. Die Tatsache, dass ein Perkussionsinstrument eine ganz andere Ausgangslage als übliche Melodieinstrumente hat, wird zum überzeugend eingelösten künstlerischen Ansatz, geht es doch darum, dem Atem und der Phrasierung von Melodien zu folgen. Meisterhaft beherrscht Nunoya die subtilen Dosierungen von Intensität und Klang, wobei vor allem die Beschleunigung und Entschleunigung des Tremolos ein Werkzeug darstellt.

Stefan Pieper [27.06.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Fumito Nunoya (Marimba)