Emilie Mayer
Three Violin Sonatas
cpo 555 602-2
1 CD • 66min • 2022
19.08.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Emilie Mayer (1812-1883) gilt als bedeutendste deutsche Symphonikerin des 19. Jahrhunderts. Obwohl die Qualität dieser Werke stets Anerkennung fand, blieb deren Erfolg nicht nachhaltig, was ab den 1850ern zu einer Verlagerung ihres Schaffens in Richtung Kammermusik führte, wovon endlich auch einiges gedruckt wurde. Hatte cpo letztes Jahr damit begonnen, mit dem Salzburger Constanze Quartett Mayers Streichquartette einzuspielen, legt nun deren erste Geigerin – Emeline Pierre Larsen – mit der luxemburgischen Pianistin Sabine Weyer drei der insgesamt neun Violinsonaten der Komponistin vor, von denen allerdings zwei als verschollen gelten. Bisher gab es davon wenig auf dem Tonträgermarkt: erwähnenswert lediglich die Violinistin Aleksandra Maslovaric, auf deren CD jedoch nur die Sonate Es-Dur als Überschneidung zur hier besprochenen Neuveröffentlichung erschien.
Es-Dur-Sonate – noch stark der Wiener Klassik verpflichtet
Die ungedruckte, viersätzige Violinsonate Es-Dur entstand anscheinend bereits um ca. 1855, somit Jahre vor den übrigen Gattungsbeiträgen. Hier spürt man unverkennbar das Vorbild Beethovens, namentlich dessen Opus 12, obwohl Mayer-typisch mit der Form des Scherzos – hier unüblich als Rondo bezeichnet – herumgespielt wird. Ebenfalls überrascht die langsame Einleitung des Finales. Maslovaric bleibt in ihrer Einspielung zu geradlinig; noch mehr ihre Begleiterin, die über bloße Routine hinaus so gut wie keine Impulse setzt. Pierre Larsen und Weyer gelingt schon bei diesem Stück eine weitaus engagiertere Darbietung, agogisch und dynamisch flexibler, in der Violine sauberer intoniert, im Klavier farbiger und differenzierter. Dazu wirkt die eingefangene Akustik der vorliegenden Aufnahme natürlicher, bei Maslovaric hingegen zu eng und direkt mikrofoniert.
Zwei durchaus repertoirefähige Stücke
Die ebenfalls ungedruckt gebliebene, nun immerhin als Computersatz verfügbare D-Dur-Sonate sowie die Sonate F-Dur op. 17 erweisen sich dann als durchaus repertoirefähig. Das D-Dur-Stück wurde vor knapp drei Jahren in einer Adaption für Flöte eingespielt. Bei Pierre Larsen / Weyer überzeugt insbesondere der ausdrucksstarke Trauermarsch des zweiten Satzes, aber immer wieder auch die formale Experimentierfreude Mayers – und im Kopfsatz etwa die zahlreichen Modulationen. Noch vollendeter schließlich die 1863 erschienene Sonate in F-Dur: ein ohne jede Einschränkung konzerttaugliches Werk. Beides erfährt hier eine perfekt ausgeführte und emotional berührende Interpretation mit klanglich konsequent durchdachter Balance und stimmiger Artikulation. Der Booklettext von Bert Hagels enthält detaillierte Analysen mit den dazu exakten Timings. Wieder einmal ein erfreuliches Aha-Erlebnis bei der Begegnung mit Emilie Mayers Musik.
Vergleichsaufnahme: [Sonate Es-Dur] Aleksandra Maslovaric, Anne-Lise Longuemare (Feminae Records 84501 722544, ©2012)
Martin Blaumeiser [19.08.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Emilie Mayer | ||
1 | Sonate D-Dur für Violine und Klavier | 00:23:41 |
5 | Sonate Es-Dur für Violine und Klavier | 00:22:02 |
9 | Sonate F-Dur op. 17 für Violine und Klavier | 00:20:11 |
Interpreten der Einspielung
- Emeline Pierre Larsen (Violine)
- Sabine Weyer (Klavier)