Johann Rosenmüller
Dixit Dominus
Sacred Concertos
cpo 555 657-2
1 CD • 73min • 2023
08.01.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das mit 12 Sängern, Violinen, Violen, Dulzian, Zinken (Cornetti), Posaunen, Lauten und Orgel prachtvoll besetzte Ensemble 1684 legt unter der Leitung des Gewandhauschorleiters Gregor Meyer seine dritte CD mit Werken von Johann Rosenmüller (1619-1684 (sic!)) vor. Rosenmüller beeinflusste die deutsche Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts in hohem Maße, indem er die neusten Errungenschaften venezianischer Komponisten in meisterlicher Weise übernahm. Zudem gehörte er zu den „schillerndsten Persönlichkeiten“ unter den Komponisten.
Auf der Flucht vor der Gerichtsbarkeit
Über Rosenmüllers Biographie sind wir nur bruchstückhaft unterrichtet. Er wurde um 1619 in Oelsnitz/Vogtland geboren und muss wohl eine der Lateinschulen mit gleichzeitiger musikalischer Ausbildung besucht haben, die ihn auf die Aufnahme eines Theologie-Studiums um 1640 in Leipzig vorbereitete. Dort vertrat er bereits nach kurzer Zeit den kränkelnden Thomaskantor Tobias Michael, veröffentlichte 1645 seine Tanzsammlung Paduanen, Couranten, Sarabanden …, die die Aufmerksamkeit von Heinrich Schütz erweckten. 1645/46 hielt er sich zur Fortbildung – womöglich über ein Stipendium – in Venedig auf, um sich dort in der „seconda Prattica“ zu vervollkommnen. Ab 1651 war er auch als Organist an St. Nikolai und St. Thomas zu finden. Er war als Nachfolger Tobias Michaels fest eingeplant, jedoch kam es 1655 zu einem Strafverfahren, weil Rosenmüller mit sechs Thomanern erotische Beziehungen gepflegt hatte. Hier wurde zeitweise eine Intrige vermutet, aber die Briefe Rosenmüllers erhärteten die Evidenz. Er konnte aus der Haft fliehen und gelangte über Hamburg nach Venedig, wo er als Posaunist an San Marco und zeitweilig am Ostpedale della Pietà, der späteren Wirkungsstätte Vivaldis wirkte, sowie mit venezianischen Musikalien für deutsche Hofkapellen handelte. Sein Leipziger Ersatz wurde dann Sebastian Knüpfer. 1682 engagierte ihn Herzog Anton-Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel als Hofkomponist. Nach kurzem Wirken starb er dort 1684.
Rosenmüllers Kompositionen, von denen viele für den rekatholisierten Hof in Hannover entstanden. zeichnen sich durch Klangpracht und virtuosen flexiblen Satz aus. Interessant, dass er den durch Monteverdis Zeffiro torna berühmt gewordenen zweitaktigen Ciacona-Bass für die Bitte um Frieden in seinem Concerto Preise, Jerusalem, den Herrn (Track 1) aufgreift. Auf das Hochbarock weisende Tonmalereien finden sich in Entsetze Dich, Natur (Track 5).
Gelungene Interpretation
Interpretatorisch überzeugt das Ensemble 1684 durchaus. Allerdings sind die Soprane zuungunsten der Bässe etwas zu dominant. Dafür wird ausgesprochen stilvoll verziert. Im Beiheft wäre es sinnvoll gewesen, die Siglen des Rosenmüller-Werkverzeichnisses zu übernehmen oder zumindest die Tonarten anzugeben. Sonst wird die Suche bei sechs Vertonungen des Dixit Dominus arg mühsam.
Die Tontechnik bildet die Klangpracht hervorragend ab, hätte sich jedoch noch um ein Quäntchen höhere Transparenz bemühen dürfen.
Fazit: Prunkvolle, phantasiereiche Musik der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als Alternative für die Festtage durchaus geeignet.
Thomas Baack [08.01.2025]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Rosenmüller | ||
1 | Preise, Jerusalem, den Herren (Psalmkonzert Psalm 147) | 00:11:17 |
2 | Surgamus ad laudes (Geistliches Konzert) | 00:03:57 |
3 | Dixit Dominus (Psalmkonzert) | 00:15:24 |
4 | Sonata ottava B-Dur für Streicher und Basso continuo | 00:05:26 |
5 | Entsetze dich, Natur (Psalmkonzert) | 00:20:27 |
6 | Kündlich groß ist das Geheimnis (Geistliches Konzert) | 00:03:16 |
7 | Laetatus sum (Psalmkonzert Psalm 121/122) | 00:13:23 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble 1684 (Ensemble)
- Gregor Meyer (Dirigent)