Mozart
Ran Jia
Prospero Classical PROSP0108
1 CD • 70min • 2024
13.12.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wer für seine Schubert-Interpretationen gefeiert wird, hat nicht unbedingt die Garantie, auch für sein Mozart-Spiel gefeiert zu werden. Die chinesische Pianistin Ran Jia hat ihre CD einfach „Mozart“ benannt – als ob es eine Quintessenz wäre. Sinnend und nachdenklich schaut sie auf dem Cover – und wirklich ist diese Aufnahme das Produkt eines wissenden und sehr reflektierten Spiels. Schon die Auswahl der Werke zeugt von intensiver Überlegung: Spielwitz in der B-Dur-Sonate KV 281, verschwenderischer Variationsreichtum in der Dürnitz-Sonate KV 284, Tragikschwere in der a-Moll-Sonate KV 310 und Düsternis in der c-Moll-Fantasie KV 475. Als wollte Ran Jia alle Tiefen des Mozart’schen Gemüts ausloten.
Voller Überraschungen
Das Spiel von Ran Jia ist immer „wissend“, also reflektiert, ihr Spiel hat bei aller Geläufigkeit etwas Zielgerichtetes, Vorwärtsdrängendes, etwas Bezwingendes. Immer möchte sie so spielen, wie es Mozart einmal (für seine C-Dur-Sonate KV 309) verlangt hat: „…und muß accurat mit den gusto, forte und piano, wie es steht, gespiellt werden.“ Dabei vergisst sie nie, dass das Mozart’sche Klavierspiel ein Spiel ist, ein geistvolles Spiel voller Witz, Vertracktheit, voll Übermut und voller Überraschungen. So lässt sie alles aus der Musik selbst herauswachsen, tut nichts dazu als das Klavier zum Singen zu bringen. Deshalb wird sie nie klirrend hart im Anschlag wie so viele ihrer Kollegen, die damit Dramatik demonstrieren wollen.
Glänzend gespielt und glanzvoll präsentiert
Das „amoroso“ im Andante amoroso der B-Dur-Sonate (Track 2) könnte man sich noch etwas amouröser vorstellen, da bleibt sie eher im Flirt-Modus (vielleicht dem Rokoko des Entstehungsjahres angemessen), aber den Zwitscher-Vorschlägen darin gibt sie heitere Gelassenheit. Das meisterhafte Rondo (Track 3) beginnt sie fast beiläufig-spielerisch, umso härter ist der plötzliche Umschlag ins g-Moll. Gut empfunden ist die pompös-orchestrale Klangfülle des Kopfsatzes der Dürnitz-Sonate (Track 4) ebenso wie die Mischung aus Gravitas und Grazie im Rondeau en Polonaise (Track 5). Glänzend gespielt und glanzvoll präsentiert ist der Variations-Schluss-Satz (Track 6), äußerst ausdrucksstark und hochpoetisch die vorletzte Variation, die ja mit ihren Verzierungen, vielen Vortragszeichen, Sechzehntel-Gespinsten und Rubati schon auf Chopin vorausweisen. Da klingt der verwendete Flügel plötzlich ganz silbrig leicht.
Wuchtige Bass-Hand
Mit gespannter Ruhe und sehr akkurater Phrasierung beginnt Ran Jia die c-Moll-Fantasie und spürt genau der hysterischen Erregung, dem Pathos und der tragischen Strenge nach. Mit tragischer Wucht bricht auch der Bass voll Wildheit herein im Kopfsatz der a-Moll-Sonate – da dürfte es auch eine Spur noch wilder und zügelloser sein. Auch die jagende Aussichtslosigkeit des Finales ist gut erfasst, könnte aber auch hier noch zügelloser sein. Manchmal darf man mehr als „accurat“ spielen…Dass die Bass-Hand so wuchtig klingt, ist auch der Aufnahmetechnik geschuldet: So satte Tiefen des Klavierbasses hört man selten. Von Ran Jia wird man noch mehr hören.
Rainer W. Janka [13.12.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Klaviersonate Nr. 3 B-Dur KV 281 KV 189f | 00:14:06 |
4 | Klaviersonate D-Dur KV 284 | 00:25:23 |
7 | Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310 KV 300d | 00:19:25 |
10 | Fantasie c-Moll KV 475 für Klavier | 00:10:48 |
Interpreten der Einspielung
- Ran Jia (Klavier)