Schubert
Quintet in C D. 956
Maja Lisac Barroso • Quatuor Habanera

Prospero Classical PROSP0109
1 CD • 49min • 2023
08.02.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dass Saxophone "nur" Jazz-Instrumente sind, die möglichst viele Töne in kurzer Zeit spielen können ist ein Klischee. Denn der Erfinder des Instruments, Adolphe Sax, hat mit seiner Kreation ein Instrument geschaffen, das durch seinen riesigen Tonumfang und seine starke Ausdruckskraft auch in anderen Kontexten erfolgreich ist. In den Händen der schweizerisch-slowenischen Saxophonistin und Arrangeurin Maja Lisac Barroso, zusammen mit dem Quatuor Habanera, werden die Grenzen der Möglichkeiten des Saxophons in der Kammermusik noch einmal weiter ausgedehnt – in nichts geringerem als Franz Schuberts Streichquintett D 956 aus seinem Spätwerk.
Maja Lisac Barroso nahm das erfahrene, französische Bläserquintett zu dessen 30-jährigem Jubiläum in die Pflicht. Das Umarrangieren eines der berühmtesten Werke der Kammermusikliteratur war keine leichte Aufgabe. Zwei Jahre sollte es dauern, bis Schuberts dichte, polyphone Musik für fünf Saxophone adaptiert, gelernt und eingespielt war. Teilweise musste auch dem Notentext selbst zu Leibe gerückt werden: Einige hohen Passagen der Violine gehen über den Umfang selbst eines Sopranssaxophons hinaus – gut, dass Christian Wirth vom Quatuor Habanera eine Möglichkeit entwickelt hat, auf seinem Instrument noch eine Oktave höher als üblich zu spielen.
In der neuen Klangwelt zuhause
Heraus gekommen ist etwas Eigenständiges, bei dem eben nicht nur das Original wiederhallt, sondern sich auch die ganze Essenz dieses ausdrucksschweren Spätwerks von Franz Schubert in neuem klanglichen Gewand zuhause fühlen darf. Mit ihren unterschiedlichen Tonbereichen und Klangfarben erzeugen die fünf Instrumente auf dieser Aufnahme eine orchestrale Bandbreite von sanften, fast weichen Klangflächen bis hin zu kraftvollen, dramatischen Ausbrüchen. All das ist in den Noten vorhanden, um die Seelenverfassung des Komponisten kurz vor seinem viel zu frühen Tod in Musik zu verewigen. Bei aller in gesangliche Melancholie gekleidete Tragik gibt es auch immer Silberstreife am Horizont. Maja Lisac Barroso und das Quatuor Habanera wachsen im Spiel zu einem großen Ganzen zusammen, um dieses Spektrum einfühlsam abzubilden. Die Saxophone, in dieser Konstellation mit einem besonders warmen Klang ausgestattet, tragen die lyrische Linie der Musik auf fast sakrale Weise. Prädestiniert sind die Instrumente, denen normalerweise ein extrovertierter Charakter zugeschrieben wird, vor allem für einen Umgang mit dynamischen Kontrasten. In den schnellen, energiegeladenen Passagen, wie im Scherzo, kommen die fünf Saxophone mit all ihrer Präsenz und ihrem Temperament zum Tragen. Die raschen Läufe und die sprühende Energie, zu der sich die Musik in ausgesuchten Momenten steigert, entfalten eine manchmal fast explosive Kraft. In den ruhigeren Momenten oder im Finale mit seiner tänzerischen Leichtigkeit wird hingegen eine hervorragende Feinzeichnung realisiert.
Schubert selbst würde sich sicher freuen, wenn hier, 200 Jahre nach der Uraufführung dieses Quinetts, eine moderne Adaption das Ursprüngliche, was es hier zu "sagen" gab, einfängt, aber dabei zugleich ein völlig neues klangliches Universum erschafft.
Stefan Pieper [08.02.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Streichquintett C-Dur op. 163 D 956 | 00:54:19 |
Interpreten der Einspielung
- Maja Lisac Barroso (Saxophon)
- Quatuor Habanera (Saxophonquartett)