Brahms on Flute
Alissa Rossius Dausgaard |Gerhard Vielhaber

Genuin GEN 24905
1 CD • 72min • 2023
11.02.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Alissa Rossius Dausgaard ist Soloflötistin des Swedish Chamber Orchestra und liebt die Musik von Johannes Brahms. Der hat in seiner 4. Symphonie im Finalsatz ein großes Solo für die Flöte eingefügt, aber leider kein originales Werk für Flöte geschrieben. Also hat die Flötistin kurzerhand Brahms‘ Geigensonaten für Flöte umgeschrieben und hier eingespielt. Sie wollte es machen, wie es Brahms’ Freund, der Geiger Joseph Joachim, formulierte: „Voll Schwingung, jedoch ohne viel Vibrato auf moderne Art.“ So schreibt sie im Booklet. Hier schwärmt sie auch von Brahms‘ Musik, der sie „Dichte, Schlichtheit und Größe“ zuspricht.
Mehr Schlichtheit als Dichte
Zusammenfassen würde ich sagen: Dieses Arrangement und diese Einspielung erreichen Brahms‘ Schlichtheit, nicht aber Dichte und Größe in Gänze. Weil Dausgaard meist auf das Vibrato verzichtet, verzichtet sie oft auch auf Schwingung der Töne, also auf das, was die Musik „sprechend“ macht. Natürlich spielt sie technisch tadellos – aber sie spielt nicht alles aus, was sie könnte – als erschauerte sie innerlich vor der Größe von Brahms‘ Musik. Sie macht ihren Ton oft klein statt groß, lässt wenig von Atemschwingung hören, macht den Ton in den Höhen oft scharf statt schmiegsam, und zieht die Bögen nicht ganz aus.
Der typische Brahms-Tonfall im Klavier
So vermisst man das gezielte bzw. klug gesteuerte Vibrato der Geigensaite, die blutvolle Wärme der Geige, die rhetorischen und nachdrücklichen interpretatorischen Möglichkeiten. Wenn’s mal richtig stürmt und tobt in Brahms‘ Musik wie im c-Moll-Scherzo (Track 11), kann die Flöte im Klang nur dem Klavier folgen, aber nichts mehr selber an Energie zusetzen, wie es die Geige vermag. So kann auch die Klangkombination Flöte/Klavier – zumindest hier bei Brahms – nicht die symbiotische Fülle von Geige/Klavier ersetzen, nur vermindern. Alissa Rossius Dausgaard findet im Allegretto grazioso der A-Dur-Sonate (Track 06) einen eigenen graziösen Tonfall. Den typischen detailreichen und drängenden Brahms-Tonfall hat dafür in vollem Maße das Klavier: Gerhard Vielhaber zeigt alles, was man für diese Musik braucht: Innigkeit, klangliche Vielfalt, volltönendes Drängen und jagendes Stürmen.
Im eher neutralen Hörbild hören sich die Instrumente etwas weit nach hinten gerückt an.
Rainer W. Janka [11.02.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sonate Nr. 1 G-Dur op. 78 für Violine und Klavier (Regenlied-Sonate) | 00:26:31 |
4 | Sonate Nr. 2 A-Dur op. 100 für Violine und Klavier | 00:18:58 |
7 | Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108 für Violine und Klavier | 00:20:56 |
11 | Scherzo c-Moll WoO post. 2 für Violine und Klavier (FAE-Sonate) | 00:05:03 |
Interpreten der Einspielung
- Alissa Rossius Dausgaard (Flöte)
- Gerhard Vielhaber (Klavier)