Herstory
A Century of Inspiring Female Composers
Mitra Kotte

Genuin GEN 25898
1 CD • 82min • 2024
15.03.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit dem Kunstwort „Herstory“ überschreibt die in Wien geborene Pianistin Mitra Kotte ein Programm, das komponierenden Frauen im 19. Und 20. Jahrhundert auf der Spur ist. Sie möchte damit „dem Publikum eine neue Welt eröffnen“ und einen seither vernachlässigten Bereich der Musik anhand von Klaviermusik erschließen. Dabei schwingt die Tatsache mit, dass es Komponistinnen in dieser Epoche sehr schwer hatten, sich gegenüber ihren männlichen Kollegen durchzusetzen. Am Beginn des Albums erklingen Stücke der Französinnen Louise Farrenc (1804 – 1875) und Emilie Mayer (1812 – 1883), die stilistisch der damals beliebten Salonmusik zuzuordnen sind. Mit Farrencs Souvenir des Huguenots, Variationen über den Choral Ein feste Burg ist unser Gott, wie er in der Oper Die Hugenotten von Meyerbeer erklingt, kann die Pianistin Virtuosität und Klangsinn unter Beweis stellen, auch wenn die Substanz der Musik ähnlich dünn ist wie bei dem Walzer Tonwellen von Emilie Mayer. Schade, dass Mitra Kotte Werke bedeutenderer Komponistinnen aus dieser Zeit wie Fanny Hensel oder Clara Schumann nicht berücksichtigt hat.
Klangliche Bandbreite
Die aus Rastatt stammende Luise Adolpha Le Beau (1850 – 1927) zeigt in ihren Variationen op. 3, das sie von Franz Liszt manches gelernt hat, und Cécile Chaminade (1857 - 1944) trumpft mit einer dreisätzigen Sonate auf, die sich bis zu einem Fugato steigert, allerdings etwas sprunghaft wirkt. Hübsche Genre-Stücke hört man von der Amerikanerin Amy Beach (1867 – 1944) und von der Kroatin Dora Pejacevic (1885 – 1923). Das eindrucksvollste Werk des Defilees stammt von der großartigen Nadia Boulanger (1887 – 1979), die mit Vers la vie nouvelle, entstanden während des Ersten Weltkriegs, die Hoffnung auf ein besseres Leben in musikalischen Ausdruck verwandelt.
Moderne Kühnheiten
In die Sphäre der Neuen Musik dringt die Österreicherin Maria Hofer (1894 - 1977) mit ihrer Toccata Die Maschine vor, deren Lauf typischer Weise immer wieder ins Stocken gerät. Und ein kontrastreiches Finale liefert die Tschechin Vitĕzslava Kaprálová (1915 -1940) mit ihren vier aphoristischen Aprilpräludien. Die hohen technischen Anforderungen der meisten Stücke und die stilistisch weit auseinanderliegenden Ausdrucksformen werden von Mitra Kotte mit variablem Anschlag, einer breiten dynamischen Palette und spürbar starkem Engagement dargeboten. Das Booklet bringt in englischer und deutscher Sprache ein Interview mit der Pianistin, aus dem die Leidenschaft für die Thematik ihrer neuen CD spricht. Zu den einzelnen Stücken gibt es allerdings nur knappe Hinweise.
Prof. Klaus Trapp [15.03.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Louise Farrenc | ||
1 | Souvenir des Huguenots op. 19 (Fantaisie et variations sur le célèbre choral protestant de Luther) | 00:07:10 |
Emilie Mayer | ||
2 | Tonwellen op. 30 (Walzer) | 00:03:52 |
Marie Jaëll | ||
3 | Impromptu pour piano | 00:07:44 |
Luise Adolpha Beau | ||
4 | Original Theme and Variations op. 3 | 00:05:45 |
Cécile Louise Chaminade | ||
5 | Klaviersonate c-Moll op. 21 | 00:18:15 |
8 | Les Sylvains op. 60 | 00:04:00 |
Amy Beach | ||
9 | Dreaming op. 15 Nr. 3 | 00:04:27 |
Dora Pejačević | ||
10 | Schneeglöckchen op. 19 Nr. 1 | 00:02:04 |
11 | Veilchen op. 19 Nr. 2 | 00:02:39 |
12 | Rose op. 19 Nr. 5 | 00:02:23 |
13 | Lilien op. 19 Nr. 7 | 00:02:30 |
Lili Boulanger | ||
14 | Vers la vie nouvelle | 00:04:37 |
Maria Hofer | ||
15 | Maschine (Toccata) | 00:08:07 |
Vítězslava Kaprálová | ||
16 | April-Prélude op. 13 | 00:08:14 |
Interpreten der Einspielung
- Mitra Kotte * 1995 (Klavier)