Tacet 53
1 CD • 74min • 1996
01.04.1998
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Abgesehen davon, daß eineinviertel Stunden hochkomplexe Etüden dem Zuhörer eine gehörige Portion Mut und Engagement abverlangen (am besten: zyklenweise vorgehen), ist diese Aufnahme unbedingt empfehlenswert: Normalerweise erwartet man von einer 62jährigen Pianistin ja nicht unbedingt, daß sie einen in die „Schule des Rhythmus“ mitnimmt und dort aus dem Staunen nicht herauskommen läßt. Das Spiel der gebürtige Darmstädterin Erika Haase verfügt über ein stabiles, aber an keiner Stelle starres, sondern im Furiosen wie Lyrischen sensibel pulsierendes rhythmisches Rückgrat – mehr noch: es klingt selbst da noch menschlich-organisch, wo die Musik quasi Maschinell-Anorganisches erwarten läßt. Erika Haase aber hat nicht nur die Kondition und die Kraft für eine derartige tour de force, sie zeigt zudem, daß sie über fein differenzierte Klangvorstellungen verfügt und auch in Sachen musikalischer Statik und Architektur auf der Höhe ist, den Überblick hat.
Schon die erste gute halbe Stunde – Strawinskys fast noch etwas verspielte, Bartóks grell geschärfte und Messiaens ausladend-virtuose Etüden – weisen diese Aufnahme als rundum gelungen aus (kleine Schönheitsfehler wie die nur fünf Sekunden „Luft“ zwischen den Messiaen- und Ligeti-Etüden seien verziehen). Herz- und Glanzstück aber sind die beiden Bände der Études pour piano von György Ligeti. So anerkennenswert Volker Banfields Aufnahme des ersten Bandes von 1986 gewesen ist und so begeisternd die erste Gesamtaufnahme durch Fredrik Ullén: Erika Haase setzt – das Bessere ist des Sehr-Guten Feind – noch eins drauf. Verglichen mit ihrer Interpretation scheint Banfield manch schnelle Passage nur in einer Art Notwehr (als letztes aggressives Aufbäumen gegen Überforderung) in die Tasten gefeuert zu haben. Banfield ist die Anstrengung bei der Arbeit anzuhören, Ullén scheint – was für eine Technik – diese Tour de force geradezu mühelos zu bewältigen. Erika Haase muß zwar gewiß ihre Reserven mobilisieren, man braucht sich aber an keiner
Kalle Burmester [01.04.1998]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
György Ligeti | ||
1 | Études pour piano (1. und 2. Band) | |
Igor Strawinsky | ||
2 | Vier Etüden op. 7 (Quatre etudes, 1908) | |
Béla Bartók | ||
3 | Studies op. 18 | |
Olivier Messiaen | ||
4 | Quatre études de rythme |
Interpreten der Einspielung
- Erika Haase (Klavier)