Sergei Nakariakov
Echoes form the past
Teldec 0927-45313-2
1 CD • 76min • 2002
27.11.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Original oder Bearbeitung? Wer ist der Gewinner? Angesichts der erdrückenden Fülle einschlägiger Arrangements, überwiegend auf höchstem Wiedergabeniveau, flößt herkömmliche Quellentreue kaum noch Respekt ein. Was dem Trompeter Maurice André als Vorreiter für die Adaption barocker Oboenkonzerte und klassischer Flötenliteratur recht war (und keineswegs billig), ist für ganze Bläserformationen und für zahllose Trompeten-Orgel-Einspielungen längst zu einem erfolgsträchtigen Alltagsgeschäft geworden: Liebhaber denken sofort an das Londoner Philip-Jones-Ensemble, an die German und Canadian Brass-Mannschaft oder, ganz aktuell, an die jüngsten cpo-Produktionen mit den hervorragenden Quintessence-Saxophonisten.
Nun also ist es wiederum der eminent begabte Jungrusse aus Israel, der mit seiner Trompetenkunst und Flügelhornartistik seit Jahren seinen Zuhörern den Atem raubt. Mangels traditioneller Trompetenkonzerte ist ihm der Griff ins volle Register der Virtuosenliteratur "benachbarter" Instrumente inzwischen mehrfach geglückt und verleiht nun auch den Fagottkonzerten (!) von Hummel und Mozart einen überraschend neuen, durchaus akzeptablen Klangreiz. Bei Carl-Maria von Webers romantisierender Fagott-Gestik gehört allerdings schon eine gehörige Portion des Umdenkens beim Zuhörer dazu, hier kompensiert durch eine zur Trompetenhetzjagd erhitzte Tempobeschleunigung in den schnellen Sätzen und eine bis in höchste Sopranlagen hochgeschraubte Brillanz. Nahezu gänzlich an ursprünglicher Wirkung verliert jedoch, trotz einer nicht minder imponierend perfektionierten Bläsertechnik, das Cellokonzert Nr. 1 von Camille Saint-Saëns. Den authentischen Springbogentechniken, Tremoli, Doppelgriff- und Flageolett-Effekten als typische Streichereigenschaften im Verbund mit einer entsprechenden Klangfarbenpalette des Begleitorchesters hat da ein schmetterndes Blechblasinstrument kaum gleichwertige Qualitäten entgegenzusetzen.
Der Dirigent Sondeckis des Litauischen Kammerorchesters löst das Problem nach alter Virtuosenweise: Er rückt den Solisten in das akustische Rampenlicht und verordnet dem Rest der sinfonischen Großbesetzung auch dort eine vornehme Zurückhaltung, wo sie der Komponist eigentlich gar nicht beabsichtigt hat. Die Rechnung geht auf: Sergei Nakariakov erweist sich erneut als ein Trompetenstar seiner Generation dank seiner bläserisch grandiosen Spielleistungen.
Dr. Gerhard Pätzig [27.11.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Nepomuk Hummel | ||
1 | Fagottkonzert F-Dur | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
2 | Fagottkonzert B-Dur KV 186e KV 191 | |
Carl Maria von Weber | ||
3 | Konzert F-Dur op. 75 J 127 für Fagott und Orchester | |
Camille Saint-Saëns | ||
4 | Konzert Nr. 1 a-Moll op. 33 für Violoncello und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Sergej Nakariakov (Trompete)
- Litauisches Kammerorchester (Orchester)
- Saulius Sondeckis (Dirigent)