Warner Classics 2564 60191-2
1 CD • 60min • 2003
17.05.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Obwohl die Gesamtverzeichnisse von CD-Produktionen inzwischen über 50 Vergleichsfassungen von Mozarts Requiem ausweisen, fordert jede weitere Aufnahme als Dokument einer aktuellen Werkpflege zur Neugier und neuer Erwartungshaltung heraus. Die Frage nach historisierender oder modernisierender Sicht wird allerdings überflüssig, wenn das inzwischen übliche Qualitätsniveau des technischen Aufnahme- und Wiedergabeverfahrens entweder nicht erreicht wird oder sekundäre, ausschließlich kommerzielle Erwägungen das Produkt bestimmen. Der vorliegende, neue Anlauf scheint indes das Opfer einer „dritten Art“, nämlich von Kostenzwängen oder Sparüberlegungen geworden zu sein. Denn anders ist es kaum zu erklären, daß die Tatsache, dass es sich um einen Konzertmitschnitt handelt, dem Käufer nicht mitgeteilt wird. Das würde man noch in Kauf nehmen, wenn es einer insgesamt faszinierenden Interpretation zugute käme. Aber davon ist wenig zu spüren. Angesichts des guten Rufes und vorangegangener Erfolge aller Mitwirkenden ärgert dies, zumal sich die Schwächen hauptsächlich auf vermeidbare Äußerlichkeiten konzentrieren.
Grundsätzlich stört eine unausgewogene Klangbalance zwischen Solisten, Chor – viel zu weit hinten ohne Sprachprofil – und Orchester. Zugleich streifen die dynamischen forte-Ausbrüche immer wieder die Grenzen der Lautsprecher bis an die Grenze des Klirrfaktors. Wenig sachdienlich ist auch die grobe Lupenwirkung der Stützmikrophone innerhalb des Orchesters, die den Bassetthörnern, Fagotten und den mit harten Schlegeln bearbeiteten Pauken zu übertriebenen Soloeffekten verhilft. Nicht zuletzt erweist sich ein gewisses, dem religiösen Stimmungsgehalt des Requiems nicht gerade förderliches Opernpathos als problematisch. Und das oft hektisch vorwärts getriebene Tempo der bewegten Werkabschnitte wirkt eher nervös denn als aufrüttelndes Element einer Totenklage. Dennoch gibt es zu guter Letzt einen künstlerischen Lichtblick: die stilvoll-andächtige Wiedergabe von Mozarts berühmtem Ave verum.
Anmerkung: In der Form einer Zufalls-Stichprobe wurde für den aufnahmetechnischen Vergleich die Aufnahme von Mozarts Requiem in der Hänssler-Produktion aus dem Jahre 1991 mit der Gächinger Kantorei und dem Bach-Collegium Stuttgart unter der Leitung von Helmuth Rilling hinzugezogen.
Dr. Gerhard Pätzig [17.05.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Insanae et vanae curae (Motette, 1795) | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
2 | Requiem d-Moll KV 626 | |
3 | Ave verum corpus D-Dur KV 618 für 4-stimm. gem. Chor und Streicher (Motette) |
Interpreten der Einspielung
- Carys Lane (Sopran)
- Frances Bourne (Alt)
- Paul Badley (Tenor)
- Matthew Brook (Baß)
- Tenebrae (Chor)
- Chamber Orchestra of Europe (Orchester)
- Nigel Short (Dirigent)