Wolfgang Amadeus Mozart
Christoph Schoener (Orgel)
MDG 949 2269-6
1 CD/SACD stereo/surround • 74min • 2022
24.12.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Mozart auf der Orgel, das ist eigentlich schon ein ziemlich abgegrastes Feld – könnte man denken. Viel hat er ja nicht für dieses Instrument geschrieben, das er eigentlich sehr geschätzt hat; genau genommen noch nicht mal ein einziges Werk, da die bekanntesten Werke für ein Orgelwerk in einer Uhr, also eine Spieluhr mit mechanischem Antrieb, komponiert wurden. Es hat sich die Tradition eingebürgert, diese Werke auf die Orgel zu übertragen, nicht ohne Grund und durchaus anspruchsvoll, wenn man mal die zum Teil horrenden spieltechnischen Schwierigkeiten dieser Stücke betrachtet. Der Rest des landläufig eingespielten mozartschen Orgelrepertoires setzt sich aus Transkriptionen zusammen, doch etwas wirklich Neues gab es hier schon länger nicht mehr – bis jetzt. Christoph Schoener, ehemaliger Kirchenmusikdirektor am Hamburger Michel, hat an der Orgel der Kirche St. Jakobi in Stralsund ein reines Mozart-Programm aufgenommen, das so manche Trouvaille beinhaltet und in Schoener-Manier astrein gespielt ist.
Flötige Flöten, raspelnde Prinzipale
Die Orgel an sich ist schon hörenswert. Das Instrument der Firma Wegscheider orientiert sich an alten Vorbildern, ist jedoch bis auf drei historische Register ein nagelneues Instrument. Dessen Entstehungsgeschichte war allerdings von eher unschönen Dissonanzen begleitet. Zuerst war die Rekonstruktion eines historischen Instrumentes eines lokalen Orgelbauers geplant, was je nach Gutachten möglich oder unmöglich gewesen wäre. Letztendlich entstanden ist dann doch etwas ganz Anderes. Wieso, weshalb und warum, das scheint von außen betrachtet eine kaum zu durchschauende Geschichte mit einem deutlichen Gschmäckle zu sein. Nun steht das zweifellos erstklassige Instrument fertig da und ist klanglich allem Anschein nach exzellent. Selten hört man so betörend flötige Flöten, so samtig raspelnde Prinzipale oder kernig-charakteristische Zungen. Allein dafür würde sich diese CD schon lohnen. Aber für Schoeners Mozart-Spiel lohnt sie sich auch – und das nicht zu knapp! Neben den üblichen Verdächtigen spielt Schoener die Ouvertüre zur Zauberflöte und manch andere hübsche Transkription, etwa den Choral der Geharnischten aus der gleichen Oper oder eine kleine, gemeinhin als „Leipziger Gigue“ bezeichnete Gigue. Schoeners Spiel ist von einem gänzlich uneitlen Blick auf die Musik gekennzeichnet. Da geht es nicht darum das interpretatorische Ego des Virtuosen zu befrieden, sondern die Werke so darzustellen, wie sie auf der Orgel am besten klingen. Und das schafft Schoener auch hier wieder einmal, bei der ebenso schlichten wie ergreifenden Transkription des Ave verum von Franz Liszt ebenso wie bei der rauschenden, die sonore Klangpracht der Orgel ins beste Licht rückenden f-Moll Fantasie (KV 608).
Guido Krawinkel [24.12.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart/Jonathan Scott | ||
1 | Le nozze di Figaro (Ouvertüre - Bearb. für Orgel) | 00:06:02 |
2 | Der Vogelfänger bin ich ja (Lied des Papageno, 1. Akt; Bearb. für Orgel: Miklós Arpás) | 00:01:39 |
3 | Ach Gott, vom Himmel sieh darein (Gesang der Geharnischten aus Die Zauberflöte) | 00:03:23 |
4 | Zwölf Variationen über Ah, vous dirai-je, Maman C-Dur KV 265 KV 300e | 00:14:27 |
5 | Ouvertüre C-Dur KV 399 | 00:04:55 |
6 | Trio G-Dur KV 443 (Fuga a tre) | 00:02:55 |
7 | Eine kleine Gigue G-Dur KV 574 (Leipziger Gigue) | 00:01:51 |
8 | Adagio C-Dur KV 356 | 00:03:22 |
9 | Fuge Es-Dur KV 153 | 00:03:33 |
10 | Ein Stück für ein Orgelwerk in einer Uhr f-Moll/F-Dur KV 594 | 00:10:09 |
11 | Andante F-Dur KV 616 | 00:07:24 |
12 | Fantasie f-Moll KV 608 (Ein Orgel Stück für eine Uhr) | 00:11:27 |
13 | Ave verum corpus KV 618 | 00:02:39 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Schoener (Orgel)