Mit seiner aktuellen CD-Einspielung schließt das Duo Praxedis ein groß angelegtes Projekt ab, nämlich die Gesamteinspielung der Duos für Harfe und Klavier des walisischen Harfenisten und Arrangeurs John Thomas (1826 – 1913). Der Komponist machte eine bemerkenswerte Karriere: Bereits im Alter von 13 Jahren studierte er mit der Unterstützung von Lord Byrons Tochter Harfe an der Royal Academy of Music. Bereits kurze Zeit später trat er öffentlich auf und ging auf Orchestertourneen. 1861 wurde er Hauptmusiker von Wales und 1872 der offizielle Harfenist von Queen Victoria. Als solcher gehörte es nicht nur zu seinen Aufgaben, Musik zu interpretieren und neue zu schreiben, sondern auch, bekannte Werke der Zeit im wahrsten Sinne des Wortes salonfähig zu machen. Das bedeutete eben auch, die Gassenhauer der damaligen Zeit so zu arrangieren, dass sie im kleinen Rahmen vor der Queen zu Gehör gebracht werden konnten.
Luisa Imorde hat Recht: Auch wenn sie die Intermezzi op. 119 von Johannes Brahms liebt und verehrt, wie sie im Booklet zitiert wird, meint sie, diese aufzunehmen, sei ihr „zu klassisch, das gibt es schon zu oft.“ Deswegen bettet sie diese Intermezzi in „eine ästhetische und musikalische Kontextualisierung“ ein, sprich, sie verschränkt sie mit der Suite in B-Dur HWV 434 von Georg Friedrich Händel – der Suite, aus dessen Aria Brahms das Thema seiner Händel-Variationen genommen hat. „Variations on Brahms“ hat die Pianistin folgerichtig ihr Konzept-Album genannt, das fünfte in dieser Art. Die Intermezzi sind die einzigen Original-Kompositionen von Brahms, denen sie Werke aus dem Barock gegenüberstellt, die Brahms gekannt, gespielt oder bewundert oder sogar bearbeitet hat, so das Presto aus Bachs BWV 1001, der Violinsonate Nr. 1.
Fällt der Name Liechtenauer, werden ihn Mittelalter-Fans mit dem Vater der Fechtkunst, auf den sich alle späteren Traktate der Fechtmeister berufen, assoziieren. Paul Ignaz Liechtenauer (1673/74-1756) war hingegen ein Wiener, der ab 1715 am Dom zu Osnabrück wirkte. Von seinen Werken haben sich nur zwei Drucke mit 24 Offertorien und 6 Messen aus den Jahren 1736 und 1741 und ein Oboenkonzert erhalten. Vier dieser Messen hat jetzt die Kölner Akademie unter Michael Alexander Wilms eingespielt. Diese könnten sich durchaus als von der Länge her gottesdiensttaugliche, prunkvoll-barocke Alternativen zu den Salzburger Messen Mozarts im Repertoire bewähren.
Der russische Pianist Evgeni Koroliov, 1949 in Moskau geboren und seit 1978 in Hamburg lebend und wirkend, gilt (bei aller Breite seines Repertoires) seit jeher als Bach-Spezialist erster Güte; gerne und häufig wird Ligetis hymnisches Lob von Koroliovs Einspielung der Kunst der Fuge zitiert. War diese Einspielung im Jahre 1990 eine der ersten Tacet-Produktionen überhaupt, so hat Koroliov seitdem zwar eine ganze Reihe von Bach-CDs mit den Goldberg-Variationen, beiden Bänden des Wohltemperierten Klaviers und den Französischen Suiten folgen lassen. Insgesamt aber lässt und nimmt sich Koroliov Zeit für neue Einspielungen, und nachdem (wenn man so will: erst) 2020 die Partiten Nr. 1, 2&6 erschienen, folgen auf dem jüngsten Album nun ihre drei Schwesterwerke (Nr. 3 bis 5).
Richard Rösslers Werke sind Raritäten, deren Erkundung sich lohnt. Rössler, der 1880 in Riga geboren wurde, gehört zu den spätromantischen Komponisten im Fahrwasser von Johannes Brahms. Das Wiener Artis-Streichquartett, der Pianist Oliver Triendl sowie zwei Bläser-Kollegen bringen nun eine Ersteinspielung zweier kammermusikalischer Werke Rösslers auf den Markt. Es handelt sich um eine Koproduktion des Labels cpo, das sich immer wieder um vergessene Musik verdient macht, mit dem Bayerischen Rundfunk. Richard Rössler, Sohn eines böhmischen Kapellmeisters, studierte an der Berliner Musikhochschule. Hier war er bis in die fünfziger Jahre hinein selbst als Klavierprofessor tätig und hatte zahlreiche namhafte Schüler.
Frauen spielen Musik von Frauen – wobei sie sich auf das feministische Engagement der Dichterin Virginia Woolf berufen, die vor allem mit ihrem Werk A room of one’s own (Ein Zimmer für sich allein) wesentliche Impulse für die Frauenbewegung gab. Denn es war nicht nur mangelndes Selbstvertrauen, sondern vor allem mangelnde Anerkennung, was Frauen oft am öffentlichen Auftreten als Komponistinnen und Interpretinnen hinderte. Das Programm des Albums ist weit gestreut, es reicht von der Renaissance bis zur Moderne, bietet neben Originalwerken mehrere Bearbeitungen von Gesängen aller Art. Karla Haltenwanger (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Violoncello), die seit siebzehn Jahren als „Boulanger Trio“ musizieren, gestalten die ausgewählten Kompositionen mit spürbar starkem Engagement und feiner Abstimmung.
24 Preludes in all major and minor keys Nuron Mukumi
Prospero Classical PROSP0106
1 CD • 71min • 2024
21.12.2024 • 10 10 10
Die starke Beachtung, die das Schaffen des britischen Komponisten York Bowen seit einigen Jahren wieder erfährt, gründet sich nicht zum geringsten Teil auf sein umfangreiches Œuvre für Klavier. Unter den entsprechenden Werken haben namentlich die 24 Präludien op. 102 starken Anklang gefunden, die mehrfach ganz oder auszugsweise auf CD eingespielt worden sind. Die Gesamtaufnahme, die der junge deutsch-usbekische Pianist Nuron Mukumi bei Prospero vorgelegt hat, ist (wenn ich keine übersehen habe) bereits die vierte ihrer Art.
Der luxemburgische Vibraphonist Pascal Schumacher und die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken haben sich für eine Hommage an Philip Glass zusammengetan. Allerdings hat der amerikanische Pionier der Minimal Music für die Duo-Besetzung von Vibraphon und Klavier keine Werke hinterlassen. Das Album „Glass Two“, das beim Label Neue Meister auf CD und Vinyl erscheint, vereint daher neue Arrangements der minimalistischen Kompositionen mit Schumachers eigenen Werken.
The Norwegian Seasons Ragnhild Hemsing • Barokkanerne
Berlin Classics 0303416BC
1 CD • 56min • 2024
19.12.2024 • 10 10 10
Antonio Vivaldis Violinkonzerte Die vier Jahreszeiten sind mit Abstand sein bekanntester Werk-Zyklus. Und das bei einem Komponisten, dem (böse) Kritiker nachsagen, er habe ein Konzert gleich mehrere hundert Male geschrieben, weil sie sich so ähneln. Stellt sich also durchaus die Frage, ob und wenn ja, was man bei Vivaldi denn noch Neues entdecken kann. Und doch ist dies der jungen norwegischen Geigerin Ragnhild Hemsing mit ihrer neuen Aufnahme gelungen. Denn bereits zu Beginn ihrer Karriere zeichnete es sie aus, dass sie gleichermaßen auf der Hardangerfidel als auch auf der klassischen Violine konzertierte – gerne auch mal in ein und demselben Konzert. Da sie parallel zu ihrer Karriere in der klassischen Welt immer auch in der norwegischen Folklore unterwegs und zu Hause war, entstand die Idee für ihr neues Projekt: Wie würden Vivaldis wohlbekannte Vier Jahreszeiten wohl auf der Hardangerfidel klingen?
Johannes Motschmann, Jahrgang 1978, ist offensichtlich jemand, der sich gerne in musikalischen Grenzbereichen aufhält: zwischen Klassik und Pop (inklusive eigener Band), herkömmlichen Besetzungen und elektroakustischer Musik, und seit einiger Zeit auch mit einem regen Interesse an Schnittstellen zwischen Musik und künstlicher Intelligenz, einer Thematik, mit der er sich u.a. seit 2020 als Stipendiat des SWR Experimentalstudios befasst. Das vorliegende neue Album ist Motschmanns erstes Album für Klavier, eine Zusammenstellung eigener Werke, die durch eine Reihe von Stücken von Bach bis Pärt gewissermaßen kontextualisiert werden. Natürlich haben dabei die oben beschriebenen Schwerpunkte ihre Spuren in der Musik hinterlassen.
2016 gegründet und überwiegend im Raum Westfalen-Lippe erfolgreich tätig, hat sich das Ensemble Seicento Vocale auf die Chormusik des Frühbarock spezialisiert. Auf ihrer ersten CD präsentiert es sich nun überraschend mit Kompositionen zwischen Romantik und klassischer Moderne, die allerdings auf Ereignisse des 17. Jahrhunderts zurückgreifen, den Dreißigjährigen Krieg und den Ungarnkrieg 1663. Die „Friedensrufe“, die das Programm ankündigt, das schon vor sechs Jahren und damit in weitgehend friedlicher Zeit konzipiert wurde, haben heute wieder eine hohe Aktualität gewonnen.
Es hat vier Jahre gebraucht, bis das cpo Label aus Osnabrück die zweite Folge der wichtigsten Orchesterwerke Franz Schrekers (1878–1934) mit den Bochumer Symphonikern unter dem amerikanisch-israelischen Dirigenten Steven Sloane herausgebracht hat. Die Aufnahmen selbst sind gar gut zehn Jahre alt. Das Repertoire diesmal enthält die vielleicht interessantesten Werke des österreichischen Opernkomponisten für den Konzertsaal überhaupt.
Las siete Cantigas d'Amigo de Martin Codax Aqvel Trovar
Aqvel Trovar AT170103
1 CD • 53min • [P] 2024
15.12.2024 • 10 10 10
Die Kunst der Troubadoure, entstanden im hohen Mittelalter als höfische Dichtung im südfranzösischen Geltungsbereich der altprovenzalischen bzw. altokzitanischen Sprache, wirkte als Liebeslyrik in das lateinisch geprägte Mitteleuropa hinein: zunächst in den französischen Norden als Dichtung und Musik der Trouvères, und dann auch in das benachbarte Deutschland als „Minnesang“. Neben den männlichen Troubadouren gab es auch die Trobairitz, die als weiblicher Widerpart ihrer Kollegen die höfische Liebe aus dem Blickwinkel der Frauen besangen: mittelalterliche Emanzipation also.
Jeder kennt die Szenerie der vier Jahreszeiten, wie sie Antonio Vivaldi in seinem gleichnamigen, aus vier Violinkonzerten bestehenden Zyklus schildert. 1725, vor 300 Jahren, komponierte Vivaldi seinen barocken Hit. Dieses Jubiläum nahm das Janoska Ensemble zum Anlass, dem Original eine hochvirtuose, improvisationslastige und rhythmisch furiose Neufassung zu verpassen.
Wer für seine Schubert-Interpretationen gefeiert wird, hat nicht unbedingt die Garantie, auch für sein Mozart-Spiel gefeiert zu werden. Die chinesische Pianistin Ran Jia hat ihre CD einfach „Mozart“ benannt – als ob es eine Quintessenz wäre. Sinnend und nachdenklich schaut sie auf dem Cover – und wirklich ist diese Aufnahme das Produkt eines wissenden und sehr reflektierten Spiels. Schon die Auswahl der Werke zeugt von intensiver Überlegung: Spielwitz in der B-Dur-Sonate KV 281, verschwenderischer Variationsreichtum in der Dürnitz-Sonate KV 284, Tragikschwere in der a-Moll-Sonate KV 310 und Düsternis in der c-Moll-Fantasie KV 475. Als wollte Ran Jia alle Tiefen des Mozart’schen Gemüts ausloten.
In den „Roaring Twenties“ galt der aus Deutschland stammende amerikanische Pianist und Komponist George Antheil (1900-1959) in Europa und vor allem in Frankreich als Enfant terrible der Musikszene, nachdem sein Ballet mécanique (1926) für 8 Klaviere, Sirenen, Klingeln und einen Flugzeugpropeller einen lauten Skandal hervorgerufen hatte. Anerkannter Vertreter der musikalischen Avantgarde, fand er bei seiner Rückkehr nach Amerika kein vergleichbares Forum für seine Ambitionen und musste sein Geld als Filmkomponist und Journalist in Hollywood verdienen. Erst in den 50er Jahren nahm er seine Arbeit als „seriöser“ Komponist wieder auf, wobei er seine Erfahrungen aus früheren Schaffensperioden einbrachte. Seine einaktige Oper Venus in Africa, 1954 entstanden und drei Jahre später in Denver uraufgeführt, ist jetzt in einer Studio-Produktion zu studieren, die vor 15 Jahren mit den Bochumer Symphonikern entstand.
Das 2018 gegründete Blechbläserquartett Tetra Brass Quatuor begibt sich gern auf Repertoire-Entdeckungen – und das ist auch notwendig, wenn man sich als Quartett mit Blechblasinstrumenten in einer Nische Gehör verschaffen möchte. Denn Standardrepertoire gibt es für diese Besetzung eher wenig. Aber das kann auch von Vorteil sein, da es davor bewahrt, in festgefahrene Bahnen zu geraten. Diese Sorge besteht definitiv nicht bei Luca Chiché (Kornett), Aljoscha Zierow (Trompete/Flügelhorn), Christian Traute (Posaune) und Jakob Grimm (Bassposaune). Allein die Kombination dieser Instrumente macht auf ihr aktuelles Allbum schon neugierig.
Der Pianist Benyamin Nuss und der Mundharmonika-Spieler Konstantin Reinfeld haben sich erneut zusammengetan und ein Weihnachts-Album aufgenommen. Schon ihre erste CD ("Debut") mit einem bunten Repertoire hat auf ganzer Linie überzeugt, musikalisch ohnehin, aber auch im Hinblick auf die klanglichen Möglichkeiten, die diese außergewöhnliche Kombination bietet. „Merry Harmonica“ lautet der Titel der neuen Scheibe, und der ist in mehrfacher Hinsicht wunderbar passend, denn wem sollte diese CD nicht ein paar frohe Momente bescheren.
Johann Wilhelm Wilms (1772-1847) war zwei Jahre jünger als Ludwig van Beethoven, überlebte diesen freilich um 20 Jahre – als direkter Generationsangehöriger stand er möglicherweise weniger als jüngere Kollegen unter dem erdrückenden Vorbild des Titanen Beethoven: Sein Beispiel galt ihnen als überwältigend, und dieser immense Schatten hat noch Brahms eingeschüchtert, der immerhin fünf Jahre nach Beethovens Tod geboren wurde. Wilms wirkte seit 1791 für den Rest seines Lebens in Amsterdam und wurde zur prägenden Gestalt des niederländischen Musiklebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Wer eine besinnliche Romantisierung der Weihnachtszeit erwartet, wird auf dieser CD von Ute Schleich auf sehr anregende Weise „enttäuscht“. Zwar erklingt zu Beginn die Melodie von Stille Nacht, aber dies ist nur die Ouvertüre, um in ein überraschendes Klanguniversum einzutauchen, dass die Musikerin auf ihren verschiedenen Blockflöten erzeugt. Die wohl überstrapazierteste Melodie zur Weihnachtszeit biegt nach ein paar Phrasen in ein kühnes klangliches Labyrinth ab, in der sogar die Grenzen zwischen Variation und Improvisation fließend scheinen.
Musik aus dem Baltikum darf mittlerweile als einer der Schwerpunkte des finnischen Labels Ondine gelten, ebenso wie (seit jeher) die Förderung zeitgenössischer Komponisten. Hieran knüpft auch das jüngst erschienene dritte Album mit Musik der litauischen, nun schon seit längerer Zeit in New York lebenden Komponistin Žibuoklė Martinaitytė (Jg. 1973) an; diesmal stehen vier ihrer A-Cappella-Chorwerke auf dem Programm. Das Baltikum verfügt bekanntlich über eine sehr reiche Tradition des Chorsingens, und mit dem Lettischen Rundfunkchor unter der Leitung von Sigvards Kļava konnte einmal mehr ein hervorragendes Vokalensemble aus dieser Region gewonnen werden.
Die Choralfantasien von Max Reger gehören zum Brot- und Butter-Repertoire vieler Organisten. Sieben Stück hat der an der Schwelle von 19. zum 20. Jahrhundert stehende und den letzten Auswüchsen der Spätromantik in voller Pracht huldigende Komponist geschrieben. Einige sind ausgesprochen beliebt, wie etwa Wachet auf, ruft uns die Stimme, oder Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern, andere fristen immer noch ein Mauerblümchendasein, so die kaum gespielte Freu dich sehr, o meine Seele op. 27 oder die schon häufiger zu hörende Ein feste Burg op. 30. Gegen die Schlachtrösser von op. 40 und 52 kommen diese beiden nicht an, obwohl – das macht diese Aufnahme einmal mehr deutlich – auch die beiden Frühwerke ausgesprochen lohnende, wenn auch schwere Stücke sind.
Gabriel Schwabe, der aus Berlin stammt, erhielt Preise bei drei renommierten Cello-Wettbewerben: Grand Prix Emanuel Feuermann in Berlin, Concours Rostropovich in Paris und Pierre Fournier Award in London. Sein langjähriger Duopartner ist der englische Pianist Nicholas Rimmer. Die beiden haben schon gemeinsame Aufnahmen mit Werken von Schumann oder Brahms vorgelegt. Vor zwei Monaten erschien bei Naxos der erste Teil ihrer Gesamtaufnahme von Beethovens Musik für Cello und Klavier. Nun folgt bereits der zweite Teil.Im Mittelpunkt stehen Beethovens fünf Cellosonaten, die sich auf alle Phasen seines Schaffens verteilen. Beethoven löst hier das Cello aus seiner im Generalbass verwurzelten Begleiter-Rolle und macht es zum gleichberechtigten Partner des Klaviers.
Originalwerke des 20. Jahrhunderts für Flöte und Harfe Les Connivences Sonores
Ars Produktion ARS 38 363
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2023
04.12.2024 • 9 10 10
Das seit 2014 bestehende Ensemble „Les Connivences Sonores“ hat sich zur Aufgabe gemacht, Originalwerke für Flöte und Harfe zu entdecken und vorzustellen. Auf eine erste CD mit Werken von Inghelbrecht, Liebermann, Mayani, Rorem und Lutoslawski folgt nun eine zweite, die Komponisten der „Nach-Debussy-Zeit“ gewidmet ist. Einige der Werke des neuen Albums erinnern tatsächlich an den impressionistischen Stil eines Debussy, wie eingangs die Quatre Pièces, leichtgewichtige Stücke, die der französische Komponist polnischer Herkunft Ladislas Rohozinski 1925 schrieb. Und auch bei der längeren, kontrastreichen Komposition Naïades aus dem Jahr 1970 des englischen Komponisten William Alwyn gibt es Passagen, die noch in der Debussy-Zeit entstanden sein könnten.
Erneut legt der serbische Cembalist Slobodan Jovanović, nach zwei CDs „The Italianate Bach“, eine Konzept-CD vor, diesmal Cembalomusik von Komponisten, die am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gewirkt haben. Und wieder ist man fast berauscht von der prachtvoll rauschenden Musik, die hier auch von der Tonregie unterstützt wird: Das zweimanualige Cembalo, das Jovanović spielt, ist ein Nachbau von Eckehart Merzdorf nach den Instrumenten des französisch-königlichen Hofinstrumentenbauers Pascal-Joseph Taskin. Den Klang dieses Instrumentes fängt die Tonregie vollumfänglich ein, vor allem die sonoren Basstöne. Der Raumklang der Laurentiuskirche in Karlsruhe ist ebenso präsent.
Systematisch hat das Label cpo in den letzten Jahren das Operettenschaffen Franz Lehárs aufgearbeitet und dabei neben den Erfolgsstücken auch viele Titel berücksichtigt, die schon in Vergessenheit geraten waren. Jetzt legt sie mit einer Kassette nach, die vor allem die erstaunlichen Anfänge des späteren Großmeisters der leichten Muse in den Focus rückt. Die Aufnahmen sind bereits vor einem Vierteljahrhundert entstanden, haben also nachgerade historischen Rang, und sie bieten dem interessierten Hörer und Lehár-Kenner Überraschungen noch und noch.
Aufnahmen der Cello-Sonaten von Ludwig van Beethoven gibt es zahlreich, auch das Label Naxos hat alle Werke für Cello und Klavier im Programm (1991 mit Jenő Jandó und Csaba Onczay) – trotzdem startet Naxos eine Neuaufnahme mit dem Cellisten Gabriel Schwabe und dem Pianisten Nicholas Rimmer. Gabriel Schwabe wurde 1988 in Berlin geboren und hat die drei renommiertesten Cello-Wettbewerbe gewonnen: den Grand Prix Emanuel Feuermann in Berlin, den Concours Rostropovich in Paris und den Pierre Fournier Award in London. Er gastiert in der ganzen Welt mit den berühmtesten Orchestern und bei den bekanntesten Festivals. Das Label Naxos hat ihn unter Exklusiv-Vertrag. Nicholas Rimmer ist 1981 in England geboren, hat in Hannover Klavier und Musikwissenschaft in Cambridge studiert und ist ein sehr gefragter Kammermusiker.
Orchesterwerke in Bearbeitungen des Komponisten für Klavier zu 4 Händen Sontraud Speidel & Franziska Lee
Ars Produktion ARS 38 665
1 CD • 70min • 2023
30.11.2024 • 8 9 9
„Kennenlernen, Studieren, Verbreitung“ – das sind laut Booklet die Gründe für das Bearbeiten von Orchesterwerken für Klavier zu vier Händen, wie es seit der Klassik das Musikleben bereichert hat. Zu bemerken ist allerdings auch, dass das Spielen von vierhändigen Bearbeitungen den Ausführenden meist mehr Vergnügen macht als den Zuhörern, fehlt doch ein wesentlicher Parameter der Musik - die Klangfarbe.
Wenn ein Regensburger Stadt- und Dekanatskantor die Gelegenheit erhält, eine neue Orgel zu disponieren, möchte er diese auch mit mannigfaltigem Repertoire vorstellen. Hierbei verlässt sich Roman Emilius jedoch nicht auf die größten Hits der Orgelliteratur – obwohl er es zweifelsohne könnte – sondern stellt ein höchst abwechslungsreiches, drei Jahrhunderte umfassendes Programm zusammen, zu dem er sogar eigene Bearbeitungen beisteuert. Nebenbei entsteht auf diese Weise eine „Schule der originellen Registrierung“.
Streichtrios erregen immer noch weit weniger Aufmerksamkeit als Streichquartette, obwohl über einige Komponistengenerationen die Werke dieser Gattung eigentlich gleich innovativ oder interessant waren und sind. Mit Beiträgen dreier in Deutschland noch recht unbekannter Komponistinnen sowie dem ersten Streichtrio von Max Reger stellt sich nun das TriOlogie String Trio vor: Nevena Tochev (Violine), Meredith Kuliew (Viola) und Elodie Théry haben sich 2019 an der Hochschule Luzern kennengelernt, konzertieren regelmäßig miteinander und sind in gerade mal vier Jahren zu einem bemerkenswerten Ensemble zusammengewachsen.