Per un bacio
Música vocal del Seicento
harmonia mundi HMI 987058
1 CD • 60min • 2004
11.07.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es waren teils historische, teils ästhetische Überlegungen, die Ende des 16. Jahrhunderts zur Entwicklung bzw. zur Aufwertung der Monodie führten. Einerseits glaubte man, mit dem einfach begleiteten Sologesang an die Tradition der griechischen Antike anzuknüpfen, andererseits gewährleistete die Beschränkung auf eine Gesangsstimme nicht nur die Verständlichkeit des Textes, sondern auch die Plausibilität des jeweiligen Affektgehaltes. Mit ihrem Programm „Per un bacio“ stellt Marta Almajano nun drei Generationen von Monodiekomponisten vor: Von Claudio Monteverdi (1567–1643) spannt sie den Bogen über Benedetto Ferrari (ca. 1597–1681) bis Giovanni Legrenzi (1626–1690), wobei die Geburtsdaten noch wenig über den Stil aussagen. So wirkt Monteverdi beispielsweise wesentlich progressiver als der dreizehn Jahre jüngere Girolamo Kapsberger. Besonderes Augen- bzw. Ohrenmerk verdient gewiß Barbara Strozzi mit der starken Leidenschaft und den harmonisch kühnen Wendungen ihrer Kompositionen.
Marta Almajano geht mit eben solchen Leidenschaft an die Stücke heran, die durchweg von den Freuden und Leiden der Liebe handeln. Ihre Textgestaltung fällt – sieht man einmal von einem leichten spanischen Akzent im Italienischen ab – gut und differenziert aus, ihr emotionaler Ausdruck wirkt überzeugend, doch das Timbre ihrer Stimme hat eine gewisse Härte (wenn nicht gar Schärfe), die der Musik ihr Leuchten und ihre Wärme nimmt. Vittorio Ghielmi begleitet als Gambist eher dezent, während Luca Pianca auf der Laute viel Farbe ins Spiel bringt; seine gelungenen Orientalismen in Monteverdis La mia turca verdienen besondere Erwähnung.
Im Beiheft findet sich von den italienischen Gesangstexten und von den Programmanmerkungen nur eine spanische, eine französische und eine englische Version. Entweder traut man den Bildungsbürgern deutschsprachiger Länder immer noch eine Menge zu, oder man geht in der spanischen Sektion von harmonia mundi France davon aus, daß es auf diese Kundschaft – immerhin die bei weitem größte Zielgruppe auf dem Kontinent – nicht so sehr ankommt.
Theodor Schliehen [11.07.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Benedetto Ferrari | ||
1 | Amanti, io vi sò dire for Soprano and basso continuo (1641 - from: Musiche e poesie varie; Drittes Buch) | |
Barbara Strozzi | ||
2 | Per un bacio che rubbai | |
Giacomo Carissimi | ||
3 | Tu m'hai preso a consumare | |
Alessandro Piccinini | ||
4 | Aria Romanesca | |
Giovanni Girolamo Kapsberger | ||
5 | Ancora il Rè nasce piangendo in terra | |
Claudio Monteverdi | ||
6 | Ohime, ch'io cado for Mezzosoprano and basso continuo | |
Benedetto Ferrari | ||
7 | Amor io mi ribello | |
Andrea Falconieri | ||
8 | La Monarca | |
Claudio Monteverdi | ||
9 | La mia turca | |
10 | Quel sguardo sdegnosetto (Scherzi Musicali a voce sola) | |
Girolamo Frescobaldi | ||
11 | Se l'aura spira tutta vezzosa | |
Barbara Strozzi | ||
12 | Cosi non la voglio | |
Pietro Paolo Melli | ||
13 | Gaillarda detta La Farnese | |
Giovanni Legrenzi | ||
14 | Lasci d'amar chi non sà fingere | |
Barbara Strozzi | ||
15 | Mi fà rider la speranza | |
Benedetto Ferrari | ||
16 | Cantata spirituale | |
Girolamo Frescobaldi | ||
17 | Voi partite mio sole |
Interpreten der Einspielung
- Marta Almajano (Sopran)
- Luca Pianca (Laute)
- Vittorio Ghielmi (Viola da gamba)