harmonia mundi HMC 901891
1 CD • 64min • 2005
07.09.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mozarts Sinfonien heutzutage einmal nicht auf dem sogenannten historischen Instrumentarium zu spielen, es gar mit modernen Instrumenten auf Tonträgern zu verewigen, scheint in der weithin gängigen Rezeption der Musikkritik noch immer ein wagemutiger Schritt. Das vor gut zehn Jahren ins Leben gerufene Prague Philharmonia macht indes schon im rasanten Oktavsprung des Haffner-Kopfsatzes klar, dass diese Wahl ohne jeden Tribut an Durchhörbarkeit, Flexibilität, kammermusikalischer Delikatesse oder federndem Gang verbunden ist. Im Gegenteil: Wie häufig kommt es vor, dass seitens historisierender Ensembles bei dynamischen Zuspitzungen oder lauten Pauken/Trompeten-fortissimi der Rest des Notentextes im akustischen Nirwana landet. Nichts davon hier: Die Tschechen haben ihren Mozart souverän im Griff, zeigen ein farblich reich abgetöntes Spiel, lassen Rasanz nicht ins Ungefähre laufen, bringen eine gute Tempodisposition und sind zu jenem befeuernden Dialogisieren (Andante) befähigt, wie es der Musikdramatiker Mozart bekanntlich auch in seinem sinfonischen Oeuvre verewigt hat. Schließlich bricht auch in den sportiven Geist der „Haffner“-Sinfoie immer wieder mal der Schatten des Komtur herein: In diesem Falle geschieht dies im zweiten Teil des Andante mit seinen vom Bass getragenen Modulationsprozess, in dem Bèlohlávek die Seinen zu suggestivem Beleuchtungswechsel animiert. Auch bei der Linzer Sinfonie, einem in nur vier Tagen aus den Ärmeln geschütteltem Meisterwerk des 27-Jährigen, hinterlässt das tschechische Ensemble einen starken Eindruck: Nicht nur in der Vielfalt seiner Farbvaleurs, sondern auch in seinem höchst espritvollen dynamischen Zugriff und seiner rhythmischen Nuancierung erfährt dieses Meisterwerk eine sehr überzeugende Ausleuchtung.
Norbert Rüdell [07.09.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Sinfonie Nr. 35 D-Dur KV 385 (Haffner) | |
2 | Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425 (Linzer Sinfonie) |
Interpreten der Einspielung
- Philharmonia Prag (Orchester)
- Jirí Bélohlávek (Dirigent)