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Besprechung CD

Tempora – Alles hat seine Zeit

OehmsClassics OC 531

1 CD • 67min • 2005

29.12.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Die Grundidee der neuen (und bisher einzigen) CD-Produktion des Carl Orff Chores beinhaltet die Vergänglichkeit allen irdischen Seins. Tempora – Alles hat seine Zeit vereint dabei hauptsächlich geistliche Chormusik von Carl Orff, Harald Genzmer, Hermann Regner, Wolfram Buchenberg und Max Reger.

Das dramaturgische Konzept der Aufnahme ist grundsätzlich aufgegangen, vor allem aufgrund der überwiegend gelungenen Werkauswahl in Bezug auf die Thematik. Besonders die Motetten Genzmers, Regners und Buchenbergs sind, sofern noch unbekannt, eine wahre Entdeckung und eindeutig die interessantesten Momente der Einspielung. Nur hier schafft es der Chor, die volle Bandbreite seines sängerischen Vermögens zu entfalten. Besonders eindrucksvoll werden Buchenbergs lateinische Vertonungen zentraler christlicher Gebete (Veni sancte Spiritus, Magnificat, Vidi calumnias et lacrymas) interpretiert. Der Chor erreicht hier ein Höchstmaß an Homogenität und differenzierter Klangentfaltung. Die Deklamation ist mitunter hervorragend und die ansonsten immer präsenten Einzelstimmen treten zugunsten der musikalischen Struktur angenehm zurück. Auch den kompositorisch eher spröde wirkenden sechs Stücken von Regners Zyklus Alles zu seiner Zeit verleiht das Ensemble durch gute Sprachbehandlung und klangliche Anpassungsfähigkeit Erinnerungswert. Gleiches gilt für den hervorragend vitalen Einstieg der Aufnahme, die Bearbeitungen Orffs aus Claudio Monteverdis Orpheus. Die übrigen Werke Orffs sind in der Vortragsweise eher durchwachsen, genau wie die solistischen Darbietungen insgesamt. Das gesangstechnisch schwierigste Werk der Einspielung, Orffs Sunt lacrimae rerum, ist dann letztlich auch der Punkt, an dem der Männerchor nicht direkt scheitert, aber zumindest nicht souverän da steht.

Bei den Reger-Motetten müssen chorisch die größten Abstriche gemacht werden. Zunächst scheint die Wahl der Stücke trotz Erklärung im Beiheft inhaltlich unschlüssig. Aber sei’s drum, Regers op. 138 ist ein Gipfelwerk der Chormusik und ein beliebter Prüfstein für romantischen Chorklang. Diesen versucht Blank seinen rund 30 Männern und Frauen zu entlocken, wobei das Resultat oft übers Ziel hinausschießt. Der Klang ist zerfasert und häufig inhomogen aufgrund der hörbar unausgewogenen Stimmgruppenzusammensetzung (viel Bass, wenig Tenor und Sopran). Dabei sind Phrasen, in denen sich kein überflüssiges Vibrato in den Vordergrund schiebt, eine Seltenheit. Trotz der zum Teil sehr sensibel gestalteten Schlüsse bietet dieser Reger nichts, was man nicht schon gehört hat und es entsteht zuweilen der Eindruck, dass man hier einen zugkräftigen Name in die Abfolge ansonsten eher unbekannter Musik eingesetzt hat.

Der größte Einwand gilt allerdings nicht den Ausführenden, sondern den Gestaltern des Beihefts. Zwar finden sich Informationen über den Chor, seinen Leiter sowie die zeitgenössischen Komponisten (eingebettet in die leider übliche Anzahl von Druckfehlern). Die Werkerläuterungen sind jedoch fast alle recht dürftig und im Falle Regers und Monteverdis, deren Vornamen nicht einmal genannt werden, schlichtweg nicht vorhanden. Fragwürdig erscheint ebenso, weshalb einige Gesangstexte in zwei Übersetzungen abgedruckt wurden und von anderen nicht einmal der eigentlich vertonte Texte mitgeteilt wurde (Magnificat, Vidi calumnis).

Tobias Gebauer [29.12.2005]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Claudio Monteverdi
1Preist diesen Tag der Freude (aus: Orpheus)
2Froher, lichter Tag (aus: Orpheus)
Harald Genzmer
3Gelassen stieg die Nacht an Land
4Tristissima Nox
Max Reger
5Morgengesang
6Nachtlied
Carl Orff
7Fröhlicher Ostersang
8Am Weynachtsabend
9Veni creator spiritus
Wolfram Buchenberg
10Veni sancte spiritus
11Magnificat
Max Reger
12Oster-Motette
13Und unser lieben Frauen Traum
14Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit (aus: Acht geistliche Gesänge)
Wolfram Buchenberg
15Vidi calumnias et lacrymas
Hermann Regner
16Alles zu seiner Zeit
Carl Orff
17Wessobrunner Gebet
18Sunt lacrimae rerum

Interpreten der Einspielung

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