Eugen Jochum
EMI DVB 3101909
1 DVD-Video • 1h 36min • 1980, 1984
17.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eugen Jochum (1902-1987) war ein durchaus vielseitiger Dirigent. Zeitlebens liebte er Bach, andererseits standen in seiner Hamburger Zeit, wo er ab 1934 die Chefposition hielt, ebenso wie in den Jahren nach dem Krieg, in denen er das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks aufbaute und zu einer ersten Blüte führte, auch immer wieder zeitgenössische Werke auf seinem Programm. Sein Ruhm beruhte jedoch in erster Linie auf seinen Bruckner- und Wagner-Interpretationen. Schon sein Debüt gab der Schüler des Bruckner-Apostels Siegmund von Hausegger bei den Münchner Philharmonikern mit Bruckners siebter Sinfonie, später legte er die erste Gesamteinspielung der Sinfonien 1-9 auf Schallplatte vor. Als einer der ersten Dirigenten setzte er sich nachdrücklich für die Originalfassungen ein. In Bayreuth leitete er Tristan, Lohengrin, Tannhäuser und Parsifal. Das vorliegende Wagner/Bruckner-Programm, mit dem Jochum in der wunderbaren DVD-Video-Reihe von EMI dokumentiert wird, ist daher absolut typisch für diesen Dirigenten.
Ungewöhnlich ist jedoch daran, dass dies mit einem französischen Orchester erfolgt – denn gerade in Frankreich tat man sich mit Bruckner lange Zeit äußerst schwer. Jochum ist es zu einem guten Teil zu danken, dass Publikum und Presse ihre Vorurteile aufgaben. Seine sehr menschlichen, allzu große Extreme meidenden und die Rhetorik durch Temporückungen unterstreichenden Aufführungen überzeugten die Pariser Konzertbesucher, dass Bruckner nicht nur monströs und langweilig war.
Entsprechend unteutonisch ist der Klang des Nationalorchesters in dieser Aufnahme von 1980, die Jochum ungeachtet seines Alters als ebenso beherzten wie souveränen Kapellmeister zeigt. Sie stellt ein äußerst interessantes historisches Dokument dar, auch wenn sich die Bruckner-Rezeption seither erheblich weiterentwickelt hat. Die filmische Gestaltung (in Farbe) entspricht dem Stil jener Zeit mit viel Orchester-Aufnahmen und ausgiebigen Überblendungen. Reizvoll ist die Gegenüberstellung mit der als Bonus zugegebenen, sechzehn Jahre älteren Schwarz-weiß-Aufnahme von Mozarts Figaro-Ouvertüre, deren schwungvolle Wiedergabe Jochum auch bezüglich Mozart als engagierten Sachwalter ausweist.
Sixtus König † † [17.01.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107 | |
Richard Wagner | ||
2 | Vorspiel 1. Akt (aus: Tristan und Isolde) | |
3 | Isoldes Liebestod (aus: Tristan und Isolde) | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
4 | Ouvertüre (aus: Le nozze di Figaro KV 492) |
Interpreten der Einspielung
- Orchestre National de France (Orchester)
- Orchestre National de la Radiodiffusion Française (Orchester)
- Eugen Jochum (Dirigent)