cpo 999 969-2
1 CD • 71min • 2003
19.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Werke dieser CD geben Gelegenheit, den eigenwilligen Stil und die Kreativität des 1935 geborenen finnischen Komponisten Aulis Sallinen zu studieren.
In seiner vierten Sinfonie, 1979 zur 750-Jahrfeier der Stadt Turku entstanden, exponiert Sallinen zu Beginn gleich das unterschiedliche und kontrastierende Material des Werkes. Den ersten Satz dominiert ein leichter Marsch, dessen Charakter aber freundlich, ja scherzend ist. Der Mittelsatz trägt den Titel „Dona nobis pacem“ und erinnert auch in Ton und Stimmung an den entsprechenden Teil der klassischen Messe. Der Trauermarsch mit Rührtrommel hat Mahlersche Züge. Das bewegte Finale lebt vor allem von einem Viertelton-Ostinato, das im Verlauf des Satzes vielfach verwandelt wird.
Die zweite Sinfonie von 1972, ist (siehe Untertitel) ein sinfonischer Dialog, den Soloschlagzeuger und Orchester führen – sehr abwechslungsreich. Sallinen hat das Schlagwerkinstrumentarium moderat, aber doch farbig besetzt. Ihm kam es weniger darauf an, mit möglichst vielen Instrumenten größtmögliche Virtuosität vorzuführen. Vielmehr interessierte ihn vor allem „die Fähigkeit, diese Virtuosität in etwas Künstlerisches zu verwandeln – eine Fähigkeit, die es dem Künstler trotz all seines angeborenen Geschicks erlaubt, sich auch als Interpret zu zeigen“. So ist das Werk kein Show-Stück, sondern differenziert und subtil angelegt. Das Sinfonieorchester Norköpping und Schlagzeuger Martin Orraryd führen den sinfonischen Dialog mit großer Intensität und Spannung, sie lassen zudem die vielfältigen Klangkombinationen und Nuancen, auch die leisen und die Zwischentöne hören.
Im Hornkonzert aus dem Jahre 2002 spielt Sallinen mit einer Anweisung, die jedem Hornisten vertraut ist: „campana in aria“, zu deutsch „Glocke in die Luft“ oder auch „Stürze hoch“. Der Titel Campane ed arie benennt „die Essenz des Konzertes, in dem es sowohl glockenartige als auch melodische Klanglandschaften gibt.“ Sallinens Konzert ist ein sehr beredtes und schönes Plädoyer für das Horn als Melodieinstrument, schon im ersten Satz mit seinen Klangteppichen. Esa Tapani ist ein ebenso hervorragender wie fantasievoller Solist.
Die Mauermusik komponierte Sallinen 1962 in Köln als Memento mori für einen an der Berliner Mauer von Volkspolizisten ermordeten jungen Mann: „Das Werk ist eine Orchester-Elegie über die geisteskranken Zustände, die es möglich machen, dass menschliche Wesen im Zentrum der europäischen Kultur umgebracht werden. Es ist eine Elegie zu den Schreien eines jungen Mannes, die von der Berliner Mauer in eine Welt hinausschallen, die sich selbst als zivilisiert bezeichnet“, schrieb der Komponist in seinem Kommentar zu dem Werk 1962. Eine Musik, die bei allem klagenden Ton auch losgelöst vom Anlass ihren Reiz hat.
Die CD ist musikalisch wie technisch sehr gelungen und ein weiterer wichtiger Baustein der Sallinen-Diskographie.
Peter Heissler [19.01.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Aulis Sallinen | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 op. 49 | |
2 | Sinfonie Nr. 2 op. 29 (Symphonic Dialogue) | |
3 | Konzert op. 82 für Horn und Orchester (Campane ed Arie) | |
4 | Mauermusik op. 7 |
Interpreten der Einspielung
- Esa Tapani (Horn)
- Martin Orraryd (Schlagzeug)
- Norrköping Symphony Orchestra (Orchester)
- Ari Rasilainen (Dirigent)