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Besprechung CD

DG 00289 477 5796

1 CD • 61min • 2005

06.03.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Mozarts Musik sei, so belehrt uns ein Sticker auf dem CD-Cover mit Mutters englischen Worten, Mozarts Musik also sei wie eine Röntgenaufnahme unserer Seele – sie zeige, was da ist und was nicht. Und ich füge hinzu: „Ja eben!“

Könnte ich nun einem Recensenten wie Robert Schumann auch nur von ferne das Wasser reichen, ließe ich’s dabei bewenden und übermachte dem potentiell Interessierten, sich dieser Veröffentlichung anzunehmen oder auch nicht – auf daß er entdecke, bei wem „was da ist und was nicht.“

Allein, in unseren Zeiten, da unsinnige Ausgaben tunlichst zu vermeiden und daher auch nicht anzuraten sind, scheint es geboten, die Ergebnisse der Durchleuchtung wenigstens kurz anzudeuten und als erstes zu betonen, daß der hier als Pianist waltende André Previn zwar nicht immer alle Sechzehntel auf der Reihe hat, daß er aber im großen und ganzen seine Sache bemerkenswert anständig absolviert; daß fernerhin der saftig und sensitiv einhermusizierende Daniel Müller-Schott recht geschmackvolle und, wo nötig, cantable Fundamente legt; und daß Anne-Sophie Mutters Geigenspiel insgesamt die hinlänglich bekannte Sinnlichkeit verrät, im Detail jedoch (beispielsweise im zweiten Satz des KV 548) das ein oder andere Phrasenende ein bißchen zerbröseln läßt oder (im Kopfsatz von KV 502) zu einem gewissen Genuschel neigt.

Das alles verbuchen wir, ebenso wie den unausgewogenen, mal mulmig gequetschten, mal unbalanciert diffusen Klang unter der Überschrift „Live-Mitschnitt”. Die unsortierte, inkonsequente Interpretation der drei „major works” (da hat das Booklet wirklich recht) kann sich jedoch nicht hinter dieser Entschuldigung verstecken. Rote Fäden und Konzepte vermögen wir in der schaurigsten historischen Aufnahme zu entdecken, warum also sollten wir hier nicht ähnliches erwarten?

Nicht, daß schöne, gegen Ende des zweiten Satzes aus KV 502 sogar ergreifende Momente fehlten; diese aber scheinen, positiv gesagt, einer grundlegend improvisatorischen Haltung, negativ ausgedrückt, einer gedanklichen Aleatorik entsprungen zu sein, weshalb sich auch im Gefüge eines einzigen Werkes keine echte „Tendenz” ausmachen läßt. KV 548 beginnt mit einer Heiterkeit, der man anmerkt, daß sie’s sein soll. Das Andante cantabile entgleitet zum Schluß in befremdliche Manierismen. Und das Finale gibt sich dermaßen „neckisch”, daß es auch schon wieder keiner glaubt.

Ähnlich disparat das KV 542, in dem das Andante grazioso erstaunlich ermüdet, während immerhin der Schlußsatz über weite Strecken mit seiner vor allem im Klavier recht naiven Schlichtheit partielles Wohlgefallen erzeugt.

Wiederum ist es das Pianoforte, das im Allegro von KV 502 die besten Noten einspielt. Das aber ist – man verzeihe die „Erkenntnis” – in einem Trio eben nur ein Drittel der Miete, und so dreht sich auch in dieser „Röntgenaufnahme mit Mozart” das grundlegende Defizit der Darbietung(en) wieder einmal um die altbekannte All-Star-Problematik und um die Frage, warum es so schwer ist, aus der Interpretationsgeschichte diese Lektion zu lernen. Da außerdem in dem ganzen Produkt mit seinen schönen Künstlerbildchen nicht ein einziges Konterfei des Geburtstagskindes Mozart auftaucht, das doch laut Rückseitentext die Hauptperson dieser und zweier weiterer Mutter-Produktionen sein sollte, bleibt unterm Strich nur noch die lapidare Feststellung, daß die Note für den Gesamteindruck wegen der netten Präsentation höher ausfällt als alles andere.

Rasmus van Rijn [06.03.2006]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Klaviertrio KV 534
2Klaviertrio Nr. 5 E-Dur KV 542
3Trio Nr. 4 B-Dur KV 502 für Klavier, Violine und Violoncello

Interpreten der Einspielung

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