Orphée Rameau, Clérambault...
Zig Zag Territoires ZZT071002
1 CD • 75min • 2007
29.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die mal kürzeren, mal längeren Einzelstücke dieser schlicht Orphée betitelten Produktion mit französischer Vokalmusik des 18. Jahrhunderts stammen zwar von verschiedenen Komponisten aus der Zeit Rameaus, Couperins und Clérambaults; doch sie wurden von den Musikern so geschickt ausgewählt und zusammengestellt, daß sich der Eindruck einer einzigen großen, quasi oratorienhaften Kollektivkomposition ergibt. Es empfiehlt sich, diese wunderbare Platte an einem Stück zu hören; dann kommt vielleicht die Frage auf, ob die Tonsetzer dieser so glanzvollen Zeit des französischen Barock nicht in einer Art von unausgesprochener Übereinkunft komponierten, derjenigen nämlich, soviel Individualität wie möglich ihren Werken einzuschreiben, gleichzeitig aber alle diese Stücke auch zueinander kompatibel zu halten.
Der Eindruck einer spannungsvollen Einheit über die verschiedenen kürzeren Abschnitte hinweg ist aber auch der ebenso variationsreichen wie charakteristischen Tenorstimme Cyril Auvitys zuzuschreiben. Wie bei hochindividuellen Sängerpersönlichkeiten überhaupt ist das Organ des Franzosen nur schwer in die herrschenden Stimmfächer einzuordnen; die Stimme vereinigt Kraft und Sanftheit im unteren Register, Geschmeidigkeit und eine vollkommene Geschlossenheit über die Gesamtheit der Register hinweg und, bei Bedarf, eine aber auch nicht ein einziges Mal zu intensiv eingesetzte süße, androgyne Höhe. Dazu kommt eine unaufdringliche, gleichwohl beeindruckende Beweglichkeit wie etwa in den virtuosen Triolen des Schlußsatzes der Kantate Orphée von Clérambault. Mit einem Wort, die einnehmende tenorale Persönlichkeit Cyril Auvitys durchzieht die gesamte Präsentation dieser so intimen wie beglückenden kammermusikalischen Kunst.
Zur Genießbarkeit der Aufnahme trägt aber auch der Klangsinn des Quintetts L’yriade bei, die mit nur zwei Streichern, zwei Continuo-Instrumenten und einer Flöte eine so diskrete wie reizvolle Atmosphäre beschwören. Alle Instrumentalisten agieren sanft, man setzt auf melodischen Schmelz anstatt auf vordergründigen Effekt – und in keinem der Stücke geschieht dies schöner als in dem reizvollen Satz von ausschließlich hohen Instrumenten in der Air fort lent et fort tendre „Monarque redouté de ces royaumes sombres“ aus Clérambaults Orpheus-Version: eine einzigartige „Höhenmusik“, welche die bestechende Bildhaftigkeit und das dramatische Talent des Komponisten auf höchstem Niveau vorstellt.
Prof. Michael B. Weiß [29.01.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
François Bouvard | ||
1 | Plus je vous vois | 00:01:37 |
Michel Lambert | ||
2 | Par mes chants | 00:04:41 |
François Couperin | ||
3 | Le charme | 00:02:06 |
Louis-Nicolas Clérambault | ||
4 | Orphée | 00:18:11 |
François Couperin | ||
13 | L' enjouement | 00:02:50 |
Michel Lambert | ||
14 | Vous ne sauriez, mes yeux | 00:04:42 |
François Couperin | ||
15 | La vivacité | 00:02:57 |
Anon. | ||
16 | Mes yeux | 00:04:04 |
François Couperin | ||
17 | La noble fierté | 00:03:31 |
Michel Lambert | ||
18 | Vos mépris chaque jour | 00:03:58 |
François Couperin | ||
19 | L' et caetera | 00:01:58 |
Jean-Philippe Rameau | ||
20 | Orphée (Kantate) | 00:17:12 |
François Couperin | ||
29 | La douceur | 00:03:28 |
Marc-Antoine Charpentier | ||
30 | Tristes déserts | 00:04:11 |
Interpreten der Einspielung
- Cyril Auvity (Tenor)
- L' Yriade (Ensemble)