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Besprechung CD

Ondine ODE 1107-2

1 CD • 60min • 2005

27.03.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mein Eindruck von dieser CD ist ebenso gemischt wie schon bei der letzten Folge mit Roussels Sinfonien Nr. 1 und 4 unter Christoph Eschenbach (Ondine CD ODE 1092-2). Auch von der dritten Sinfonie legt er eine musikantische, schön ausgearbeitete Aufführung vor, der es jedoch oft an Schärfe und Biss fehlt. Zum Vergleich sei die Gesamtaufnahme der Sinfonien unter Charles Dutoit, insbesondere aber die Einspielung der Dritten und Vierten unter Ernest Bour (Astrée Auvidis 4 CD E 7800) empfohlen. Noch problematischer bei Eschenbach ist aber die Fortsetzung einer Tendenz zur romantischen Übersüßung noch der kleinsten Details, bei der das große Ganze dann weitgehend verloren geht. Bei dem Live-Mitschnitt der Sinfonie ist das nicht so ausgeprägt, in der produzierten Aufnahme des Ballets Das Festmahl der Spinne jedoch deutlich. Die von Eschenbach geforderte Phrasierung und öfteres Dauersostenuto wirken ziemlich deutsch im Tonfall. Schon der Beginn des Balletts mit dem an sich unschuldig-naiven ìGarten-Themaî-Siciliano der Flöte wirkt fett und legt die Richtung für die gesamte Darstellung fest.

Sehr unangenehm berührt mich die fortschreitende Amerikanisierung des traditionsreichen Orchestre de Paris. Es mangelt immer mehr an den charakteristischen, obertonreichen Farben, die gerade dieses Orchester mit seinen früher verwendeten Blasinstrumenten französischer Bauweise erzielt hat. Wie man hört, werden seit einiger Zeit die älteren Instrumente gegen moderne amerikanische und japanische Hightech-Wunder eingetauscht. Das traurige Resultat ist, dass selbst das BBC Philharmonic in der Einspielung des gleichen Werkes unter Yan Pascal Tortelier (Chandos 9494) ìfranzösischerî klingt als das nun ìweichgespülteî Orchestre de Paris.

Liest man in der Partitur mit (die soeben in der Reihe Repertoire Explorer der Musikproduktion Höflich als Study Score 756 erschienen und also wieder verfügbar ist), so offenbaren sich in den heiklen Geigen-Passagen außerdem manche Unsauberkeiten, z. B. Tr. 5, ca. 2í20. Andererseits werden viele Details der Partitur geradezu exzessiv herausgestellt ? Roussel fast zum Mitschreiben. Dabei werden oft Stimmen hervorgehoben, die eigentlich gedeckt sein sollen, wie etwa die Klarinette zu Beginn von Tr. 9 (Ziffer 15 der Partitur), die viel weicher und unterschwelliger vor sich hinbrodeln müßte. Auch viele Tempo-Nuancen verfehlt Eschenbach: Vorantreibende Momente wirken meist gebremst, langsame Stellen dagegen oft zu sehr ausgekostet, der eigentliche Charakter einzelner Episoden bleibt mitunter ziemlich unterbelichtet. Das ist schade, weil das Orchester sehr engagiert und mit viel Liebe musiziert. Ein weiteres Plus ist, dass Endlich wieder ein namhafter Dirigent das gesamte Werk vorlegt, statt der von Roussel um ein Drittel zusammengestrichenen Suite op. 17bis.

Dr. Benjamin G. Cohrs [27.03.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Albert Roussel
1Sinfonie Nr. 3 g-Moll op. 42 00:26:15
5The Spider's Feast op. 17 (Das Gastmahl der Spinne) 00:33:26

Interpreten der Einspielung

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