G.F. Händel
Le Cantate Italiane V
Glossa GCD 921525
1 CD • 75min • 2008
13.03.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In der fünften Folge der italienischen Kantaten von Georg Friedrich Händel hat Glossa ein wahres Kleinod ans Licht gebracht: Clori, Tirsi e Fileno, 1707 im Auftrag des Marchese Ruspoli komponiert und ein Jahr später in Neapel aus Anlaß einer Hochzeitsfeierlichkeit noch einmal überarbeitet, sprengt den Rahmen einer Kantate bei weitem, es ist vielmehr eine kleine Oper, die in nuce schon den reifen Händel enthält.
Wie der Titel schon ahnen läßt, handelt es sich um ein Schäferspiel, in dem höfische Liebesintrigen mit Sentiment und Humor gespiegelt werden. Die kokette Clori hält gleich zwei Männer zum Narren, den temperamentvollen und eifersüchtigen Tirsi und den eher gefühlvollen und resignativen Fileno. Obwohl ihre Untreue evident ist, versucht sie jedem der beiden weiszumachen, er sei der wahre Geliebte und der andere nur ein Spielzeug ihrer Laune. Die beiden Männer solidarisieren sich und geloben, die Frauen künftig nicht mehr so ernst zu nehmen und sie nur noch zu ihrem Vergnügen zu lieben. Dieser misogyne Schluß schien allerdings für den Anlaß in Neapel nicht recht passend. Händel fügte deshalb ein versöhnliches Schlussterzett hinzu, in dem die Moral von der Geschichte verkündet wird: „Es ist nicht möglich, zu leben ohne zu lieben, zu lieben ohne zu leiden.”
Musikalisch zeugt das Stück nicht nur vom unerschöpflichen melodischen Einfallsreichtum des erst 22jährigen Komponisten, sondern auch von seiner Fähigkeit, Solo-Instrumente mit den Singstimmen ausdrucksstark zu verbinden und die Naturmetaphorik in abgehobene Klänge zu übersetzen. Flöte, Violine und Laute zaubern nicht nur pastorale, sondern geradezu elysische Stimmungen. Die Abfolge von Rezitativen und Arien (sehr unterschiedlicher Länge) wird durch Ensembles am Anfang und Ende der beiden Akte aufgelockert.
Unter Leitung des vom Cembalo aus agierenden Dirigenten Fabio Bonizzoni setzt das Ensemble La Risonanza diese kostbare Partitur mit einem Höchstmaß an Transparenz und Klangsinnlichkeit um. Die drei Protagonisten, durchweg Frauen, kontrastieren vokal in reizvoller Weise. Roberta Invernizzi singt Tirsi mit geradlinigem, hellem Sopran, ihre Fachkollegin Yetzabel Arias Fernández hat für Clori auch warme und verführerische Mezzofarben und die Altistin Romina Basso macht als Fileno ihrem programmatischen Namen alle Ehre.
Ekkehard Pluta [13.03.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Clori, Tirsi e Fileno HWV 96 (Kantate) |
Interpreten der Einspielung
- Roberta Invernizzi (Tirsi - Sopran)
- Romina Basso (Fileno - Alt)
- Yetzabel Arias Fernández (Clori - Sopran)
- La Risonanza (Ensemble)
- Fabio Bonizzoni (Leitung)