cpo 999 424-2
1 CD • 68min • 2007
16.11.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Eigentlich erfüllt das 1912 komponierte Violinkonzert von Felix Weingartner alle Voraussetzungen für ein Repertoirestück – überschaubar und zugänglich, für Solist und Orchester gleichermaßen dankbar, melodienreich und virtuos. Und vor allem halten sich hier Ambition und Gelingen aufs Glücklichste die Waage. Mit dem Widmungsträger und Solisten der Uraufführung Fritz Kreisler war der Welterfolg sozusagen vorprogrammiert. Dass es anders kam, hing vielleicht mit dem nicht gerade unkomplizierten Charakter des Komponisten zusammen. Jedenfalls geriet das Werk in Vergessenheit und erlebt erst mit dieser Einspielung seine Wiederentdeckung. Es ist in seiner dreisätzigen Anlage von klassischem Zuschnitt: An das von ausdrucksvoller Lyrik bestimmte ruhige Allegro des Kopfsatzes schließt sich ein feiner, apart instrumentierter Variationensatz an, bevor die virtuos dahinwirbelnde Caprice savoyard das Konzert zu einem wirkungsvollen Abschluss bringt. Der vielfach ausgezeichnete französisch-deutsche Geiger Laurent Albrecht Breuninger spielt den Solopart in großer Manier, gleichermaßen brillant und nuanciert, technisch souverän und musikalisch überzeugend – kurz: in jedem Moment seines großen Vorgängers würdig. Alun Francis begleitet ihn dabei mit außerordentlicher Delikatesse.
Einen ebenso positiven Eindruck hinterlässt das heute in dieser Form nicht mehr existierende Rundfunkorchester Kaiserslautern (inzwischen mit dem Orchester aus Saarbrücken zur Deutschen Radiophilharmonie zwangsfusioniert) in der E-Dur-Sinfonie von Franz Schubert, die Felix Weingartner nach den Skizzen des Komponisten vollendet hat. Anders als bei der Unvollendeten handelt es sich hier nicht um einen Torso, sondern um eine zu Ende geführte Skizze aller vier Sätze, die allerdings nur in der Einleitung von Schubert instrumentiert ist und im weiteren Verlauf oft bis zur Zwei- oder gar Einstimmigkeit ausgedünnt erscheint, was vom Arrangeur ein Höchstmaß an Einfühlung nicht nur in Schuberts Instrumentationsstil, sondern auch in seine Harmonik und Satzweise verlangt. Weingartner hat diese Aufgabe in vorbildlicher Weise gelöst, so dass wir es hier zwar nicht mit einem hundertprozentig echten Schubert zu tun haben, doch mit einem eindrucksvollen Werk in schlüssiger Gestalt.
Auch die Wiedergabe ist dazu angetan, den Hörer von der Qualität der Sinfonie zu überzeugen. Unter dem schallplattenerfahrenen Dirigenten Alun Francis spielt das Orchester sorgfältig und kultiviert und präsentiert das Werk als wichtigen Vorläufer der großen C-Dur-Sinfonie. Zu guter Letzt empfiehlt sich diese SWR-Produktion durch einen bemerkenswert klaren und natürlichen Klang.
Sixtus König † † [16.11.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Weingartner | ||
1 | Violinkonzert G-Dur op. 52 | 00:29:42 |
2 | Sinfonie E major D 729 | 00:38:01 |
Interpreten der Einspielung
- Laurent Albrecht Breuninger (Violine)
- SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern (Orchester)
- Alun Francis (Dirigent)