Lodovico Giustini Sonate da Cimbalo di piano e forte
cpo 777 207-2
1 CD • 71min • 2009
09.09.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Als ich diese Einspielung mit Sonaten des italienischen Komponisten Lodovico Giustini (1685-1743) erhielt, stellte ich mit Überraschung fest, dass sich auch der Pianist Mieczyslaw Horszowski mit vier der insgesamt 12 überlieferten Sonaten befaßt hat (siehe Vergleichsaufnahmen).Jetzt aber ist es dem für alle Fragen des Hammerflügel-Spiels zuständigen, am Salzburger Mozarteum unterrichtenden Wolfgang Brunner zu danken, auf höchster wissenschaftlicher und interpretatorischer Ebene echten Zugang zu diesen Werken zu finden. Wie im Begleitheft versichert, handelt es sich um die 1732 komponierten „Sonate da Cimbalo di piano e forteì (im Einzelnen auch „Suonata" bezeichnet) um die absolut ersten Stücke dieser Art. Eine Pointe der Musikgeschichte nicht nur nebenbei: sie entstanden im Geburtsjahr Joseph Haydns! Brunner verrät in seinem äußerst informativen, sehr persönlich gehaltenen Booklet-Text, diese zwischen 9 und 14 Minuten in Anspruch nehmenden, vier- bis fünfsätzigen „Miniaturen" früher nicht ernst genommen zu haben. Die Begegnung mit dem Nürnberger Instrumentenbauer Reiner Thiemann, der die auf dieser Aufnahme verwendete Cristofori-Kopie bereitstellte, habe ihn aber eines erfreulich Anderen belehrt.
Die von Wolfgang Brunner ausgewählten sechs Sonaten bezeugen Giustinis satztechnische Gewandtheit, seinen Sinn für attraktive bis virtuose Handhabe des Tasteninstruments. Darüber hinaus wird der Hörer mit den unterschiedlichsten Tanz- und musikalischen Emotionsvariationen vertraut gemacht. Von der Alemanda, Corrente, Siciliana und Giga bis hin zur Canzone im Tempo einer Gavotta reicht der Bogen dieser liebenswürdigen, intelligenten Musik. Und inmitten dieser bewegungsfreudigen Szenen überrascht in der Sonate Nr. 11 ein fein erdachtes „Dolce", dessen zarte Töne Brunner auf dem erlesen klingenden Thiemann-Instrument mit der - wie mir scheint - unverzichtbaren Wonne des engagierten, aber vor allem praktizierenden Historikers in unsere Zeit hinüberrettet.
Vergleichsaufnahme: Horszowski (Nr. 1, 4, 7 und 10 /Titanic 78).
Peter Cossé † [09.09.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Lodovico Giustini | ||
1 | Sonate Nr. 1 g-Moll | 00:11:12 |
6 | Sonate No. 2 c minor | 00:14:15 |
11 | Sonate No. 7 G major | 00:13:01 |
15 | Sonate No. 8 A major | 00:10:54 |
19 | Sonate No. 10 f minor | 00:09:54 |
23 | Sonate Nr. 11 E-Dur | 00:11:11 |
Interpreten der Einspielung
- Wolfgang Brunner (Hammerklavier)