Hungaroton HCD 32685
1 CD • 65min • 2010
24.02.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Über Franz Liszt zu schreiben, gleicht der Quadratur des Kreises. Virtuose, Komponist, Wagner-Freund und -verehrer, Geistlicher. Aus einem streng katholischen Elternhaus kommend, hatte Liszt Zeit seines Lebens einen sehr innigen Bezug zur römischen Kirche. Als er 1865 die sogenannten niederen Weihen empfangen hatte, fiel die Presse mit stichelnden Karikaturen über ihn her. Die Öffentlichkeit hatte ihm nie verziehen, dass er das Komponieren dem Konzertieren bzw. auch dem Dirigieren vorzog, die deutliche und wohl auch oft unreflektierte Nähe zu Richard Wagner machte ihn noch angreifbarer. Seine Kompositionen waren wohl auch nie ganz ernst genommmen worden.
Dies alles im „Marschgepäck“ schickt man sich nun an, die von Hungaroton vorgelegte CD mit Werken für Chor und Orgel zu hören. Die Stücke sind allesamt von minderem Schwierigkeitsgrad, gemessen an den Anforderungen, die Werke seiner Zeitgenossen an die Ausführenden stellen. Die klangliche Wirkung ist durchaus beachtlich, wenngleich man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass vieles in den Stücken doch eher collagenhaft oder wie „zwischen Tür und Angel“ komponiert klingt.
Solch eher als „ambivalent“ zu kategorisierende Stücke verlangen dann, um sie nicht vollständig der Kritik auszusetzen, eine hochgradig professionelle Ausführung. Sie benötigen eine blitzsaubere Intonation, gerade bei den vielen Terzparallelen zwischen Frauen- und Männerstimmen. Hier hinken die Ausführenden auf der vorliegenden Aufnahme leider deutlich hinterher, Einsätze zwischen Chor und Orgel sind oft nicht zusammen, Töne werden von unten angeschliffen etc.
Dem Andenken des großen Pianisten erweist man so sicherlich einen Bärendienst. Lediglich sein bekanntestes Werk, die Via crucis fällt aus dem doch eher schwachen Werkkontext heraus. Dieses mittlerweile wieder öfter gespielte Stück soll von der Bewertung ausgenommen bleiben. Ansonsten ein Beitrag eher aus der Kategorie „zu Recht vergessen“.
Frank Höndgen [24.02.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Crux! S 35 | 00:01:45 |
2 | Via crucis S 53 | 00:39:46 |
17 | Die Seligkeiten S 25 | 00:09:34 |
18 | Pro Papa - I. Tu es Petrus S 59/1 | 00:01:32 |
19 | Pro Papa - II. Dominus conservet eum S 59/2 | 00:01:21 |
20 | O Roma nobilis S 54 | 00:02:59 |
21 | Nun danket alle Gott S 61 | 00:06:39 |
22 | Der Herr bewahret die Seelen seiner Heiligen S 48 | 00:01:36 |
Interpreten der Einspielung
- Debrecen Kodály Chorus (Chor)
- Dezsö Karasszon (Orgel)
- Zoltán Pad (Dirigent)