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Besprechung CD

Daniel Hope

The Romantic Violinist

DG 477 9301

1 CD • 66min • 2010

01.04.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wenn Daniel Hope seine neue CD mit „The Romantic Violinist" überschreibt, dann ist damit natürlich in erster Linie die Hommage an einen der größten Geiger des 19. Jahrhunderts, an Joseph Joachim, gemeint. Aber wahrscheinlich bezieht das Hope auch ein wenig auf sich selber – kurzum, er frönt seiner romantischen Ader. Dafür bietet die „Celebration of Joseph Joachim" das perfekte Umfeld mit konzertanten und kammermusikalischen Darbietungen aller möglichen Couleur. Mit etlichen bedeutenden Komponisten seiner Epoche pflegte Joachim enge Beziehungen; verschiedene Konzerte sind für ihn geschrieben und von ihm selber bearbeitet oder gar „korrigiert" worden. So die einschlägigen Kreationen von Schumann, Brahms und Dvorák; hier ist ein anderer Bestseller berücksichtigt, das erste Violinkonzert g-Moll von Max Bruch. Hope trägt es auf sanft schwelgerische Art vor, süß, aber nicht süßlich, espressivo, aber nicht mit überbordendem Sentiment. Der 36jährige Geiger kann, etwa im ungarisierenden Finale, mühelos zwischen grazioso und con forza pendeln und letzteres, wennís sein muss, brillant zu con fuoco steigern. Übrigens wird ihm ausgesprochen kraftvoll assistiert von Sakari Oramo und den Stockholmer Philharmonikern.

Joseph Joachim als Komponist? Wie es sich für seine Zeit ziemte, hat der Geiger auch seine schöpferische Ader fleissig benutzt, insgesamt über fünfzig Mal. Hope wählte daraus zwei kurze Ausschnitte, eine jugendlich unbeschwerte Romanze und das etwas anspruchsvollere Notturno op. 12. Hope schwärmt von einer „wunderschönen Tondichtung", aber dazu möchte ich doch ein Fragezeichen setzen – es ist, bestenfalls, poetische Salonmusik. Insgesamt bietet die Joachim-CD eine Fülle von einschlägigen Miniaturen: zum Teil intime Preziosen, die für Joachim bestimmt waren (Clara Schumann, Brahms); daneben aber auch gelegentlich eher fragwürdige Arrangements: von Brahms' Ungarischen Tänzen, einem Schubert-Lied sowie von Dvoráks Humoreske, wo das originale Klavierstück von Franz Waxman für ein Hollywood-Melodrama umgemodelt wurde.

Der kurioseste Beitrag – und erst noch original! – stammt von Brahms: nämlich das Geistliche Wiegenlied op. 91 Nr. 2 in der pikanten Mischung von Mezzosopran, Bratsche und Klavier, einst eine Gabe des Komponisten an das zerstrittene Ehepaar Joachim. Die gestalterische Balance bleibt heikel, und das spürt man auch hier: Anne-Sofie von Otter (als vokaler Gast) kann sich kaum freisingen, Daniel Hope, der für diesen Auftritt offenbar eigens das Bratschenspiel erlernt hat, will sich in die klangliche Kombination nicht so recht einfügen.

Mario Gerteis † [01.04.2011]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Max Bruch
1Konzert Nr. 1 g-Moll op. 26 für Violine und Orchester 00:24:51
Clara Schumann
4Romanze Des-Dur op. 22 Nr. 1 für Violine und Klavier 00:03:41
Johannes Brahms
5Scherzo aus der Violinsonate FAE "Frei, aber einsam" c-Moll 00:05:41
Joseph Joachim
6Romanze op. 2 Nr. 1 für Violine und Klavier 00:05:20
Johannes Brahms
7Ungarischer Tanz Nr. 1 g-Moll – Allegro molto 00:03:04
Joseph Joachim
8Notturno op. 12 für Violine und Orchester 00:09:23
Johannes Brahms
9Ungarischer Tanz Nr. 5 g-Moll für Orchester – Allegro 00:02:14
Franz Schubert
10Auf dem Wasser zu singen op. 72 D 774 00:03:03
Johannes Brahms
11Geistliches Wiegenlied op. 91 Nr. 2 00:05:58
Antonín Dvořák
12Humoreske op. 101 Nr. 7 00:03:03

Interpreten der Einspielung

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