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Besprechung CD

Ida Haendel plays Khachaturian & Bartók Violin Concertos

SWRmusic 94.207

1 CD • 77min • 1962, 1967

06.06.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 5
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Aram Chatschaturjans Konzerte tun nur so, als seien sie für Virtuosen. Natürlich müssen die Solisten sämtliche technischen Register ziehen, doch wenn sie nicht mehr tun, brechen sie selbst bei den lärmendsten, wildesten Tänzen und Sprüngen ein wie der Esel, dem es zu wohl geworden ist.

Als Ida Haendel und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter der musikalischen Leitung von Hans Müller-Kray am 5. Februar 1962 das armenische Violinkonzert par excellence einspielten, waren etwa acht Jahre vergangen, seit David Oistrach und Aram Chatschaturjan ihre legendäre Londoner Aufnahme gemacht hatten. Und diese hätte als interpretatorische Handleitung in Stuttgart gewiß gute Dienste geleistet, denn da konnte und kann man hören, welche „Seele“, welch tiefes Wesen letztlich hinter dem Manne des Säbeltanzes und der ZK-Schnätteretäng-Préludes verborgen sein mußte: Wenn Oistrach, der Widmungsträger, beherzt zustreicht, dann vibriert und rührt diese Musik sogar in Momenten, wo scheinbar nur kaukasischer Radau entfaltet wird. Demgegenüber dringt die Stuttgarter Aufnahme nicht einmal im wahrhaft innigen Andante sostenuto unter die orientalistische Oberfläche, was indessen dem Orchester und seinem Dirigenten weit weniger anzulasten ist als der sonst oftmals bewundernswürdigen Geigerin, deren etwas säuerlich gezeichnetes Konterfei vielleicht nicht einmal von ungefähr fürs Cover dieser Publikation gewählt wurde.

Während die innere Beteiligung bei Aram Chatschaturjan also völlig unverzichtbar fürs Gelingen ist, könnte man im Falle des zweiten Bartók-Konzertes durchaus eine gewisse Objektivität des Ansatzes gelten lassen, da der Ungar nun mal neben dem treffenden Instinkt auch den hohen Intellekt einzusetzen pflegte, wenn er seine Musik zu Papier brachte. Und doch vermisse ich auch bei der Ende 1967 in der Stuttgarter Liederhalle festgehaltenen Wiedergabe etwas von der knirschenden Angriffslust des borstig-widerborstigen Magyaren, die mir so elektrisierend unter die Haut und ins Gemüt fährt. Dass es sich bei der Veröffentlichung um ein wertvolles Dokument aus der langen Karriere der Geigerin Ida Haendel handelt, will ich gar nicht bestreiten. Doch ihren, in derselben Reihe erschienenen Ausführungen zu Brahms, Mendelssohn und anderen Romantikern kann ich weit mehr abgewinnen als der Betrachtung dieser zwei Klassiker des 20. Jahrhunderts.

Rasmus van Rijn [06.06.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Aram Khatchaturian
1Konzert d-Moll für Violine und Orchester 00:36:22
Béla Bartók
4Konzert Nr. 2 Sz 112 für Violine und Orchester 00:40:48

Interpreten der Einspielung

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