Danças Brasileiras
BIS 1430
1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2003
26.01.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vieles nimmt mich für diese Produktion ein. Zunächst einmal die Tatsache, dass offenbar niemand versucht hat, die chronologische Reihung der schwungvollen Tänze mit größerer Bedeutung zu überfrachten, als sie den Stücken zukommt: Es wird flott und beschwingt, wohl- und volltönend musiziert, und selbst dort, wo man sich – im Falle der Passacaglia für ein neues Millenium von Edino Krieger – zu schürfender Tiefe könnte verführen lassen, bleibt die Vorherrschaft des farbenfrohen Anstrichs gewahrt. Auch der Autor des Einführungstextes wahrt die spielerische Attitüde. Ausgehend von einem tatsächlich sehr aussagekräftigen Zitat des „Ehrenbrasilianers" Darius Milhaud, läßt er die Historie in kurzen Zügen an uns vorüberziehen, ohne uns mit jener Art lächerlicher Superlative zu bombardieren, die uns in jüngster Zeit selbst das billigste Milchprodukt dubioser Tonsetzer als der Weisheit letzten Schluß verkaufen will: Das „kleine Nichts", das Milhaud gewissermaßen als Kern der brasilianischen Tanzmusik erkannte, das unnennbare, frivol-unsichtbare Element, das sich so schwer einfangen und nachahmen läßt – diese merkwürdige Macht der ganz spezifischen Synkope prägt letztlich alle Parameter der Produktion und sorgt so dafür, dass man bis zum Schluß vergnügt bei der Sache bleibt.
Ein hohes Maß an Konzentration ist dabei indes nicht nötig, ja nicht einmal unbedingt zu empfehlen. Während man nämlich die Sambas, Batuques und anderen Danças an sich vorüberschnurren läßt, gibt es immer wieder die Momente eines klassischen „Aha-Effekts": Da ragt plötzlich etwas spektakulär empor, und siehe da, es ist die Dança Frenetica des kolossalen Heitor Villa-Lobos; dann wieder ein erstaunter Blick auf drei hinreißende Tänze von Camargo Guarnieri, die zum Teil recht schlüpfrig übers Parkett schieben (George Gershwin hätte sich die Noten garantiert mitgenommen); und endlich ist sogar die anfangs ein bißchen hochbeinige Passacaglia – gewissermaßen der Ausreißer des Programms – ein amüsantes Stück, weil auch hier das „kleine Nichts" die Oberhand über den gelehrten Grundbaß gewinnt. Alles in allem: eine hübsche Visitenkarte in digitalem MagiColor, mit der sich die Verantwortlichen keineswegs blamieren werden.
Rasmus van Rijn [26.01.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alberto Nepomuceno | ||
1 | Garatuja - Prelúdio | 00:08:55 |
2 | Batuque | 00:03:39 |
Alexandre Levy | ||
3 | Samba (aus: Suíte Brasileira) | 00:07:03 |
Heitor Villa-Lobos | ||
4 | Dança Frenética | 00:05:34 |
Francisco Mignone | ||
5 | Congada (aus der Oper O Contratador de Diamantes) | 00:05:49 |
Oscar Lorenzo Fernandez | ||
6 | Batuque (4. Satz aus der Suite Reisado do Pastoreio) | 00:03:54 |
Camargo Mozart Guarnieri | ||
7 | Dança Selvagem (aus: Três Danças para Orquestra) | 00:01:43 |
8 | Dança Negra (aus: Três Danças para Orquestra) | 00:04:42 |
9 | Dança Brasileira (aus: Três Danças para Orquestra) | 00:02:13 |
Edino Krieger | ||
10 | Passacalha para o Novo Milênio | 00:07:07 |
Antonio Carlos Jobim | ||
11 | A Chegada dos Candangos | 00:04:01 |
Clovis Pereira | ||
12 | Mourão | 00:03:03 |
Interpreten der Einspielung
- Sao Paulo Symphony Orchestra (Orchester)
- Roberto Minczuk (Dirigent)