Georg Friedrich Händel Six Piano Concertos op. 4
cpo 777 837-2
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2013
17.10.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Orgelwerke auf dem Klavier – das ist seit den berühmten Bach-Übertragungen durch Ferruccio Busoni bekannt, der damit allerdings auch auf einem Weg weiter voranschritt, den zuvor schon Franz Liszt beschritten hatte. Händels Orgelkonzerte auf den Konzertflügel zu übertragen, ist bisher nicht üblich gewesen, obwohl die Werke – für eine Orgel ohne Pedal konzipiert – geradezu dazu einzuladen scheinen.
Händel war ein zu Lebzeiten gerühmter Orgelvirtuose, er führte seine Orgelkonzerte gern in Verbindung mit Aufführungen seiner Oratorien auf; und es ist nicht sicher, ob die Möglichkeit, den berühmten Händel an seinem Instrument zu erleben, nicht mehr Leute in die Konzerte lockte als die Aussicht auf ein neues geistliches Oratorium aus der Feder des mit seinem Opernbetrieb peilte gegangenen Komponisten.
Matthias Kirschnereit schreibt im Beiheft über das Wagnis dieser Übertragung von Orgel- zu Klavierkonzerten: „So scheint mir, dass die kühne Idee, Händels Orgelkonzerte auf dem modernen Steinway zu spielen, vielleicht den einen oder anderen in diesen Partituren schlummernden Gedanken in ein anderes Licht stellt." Dabei legt er selbst Wert darauf, dass für den Protagonisten eines solchen Unterfangens „'historische Informiertheití', Kenntnis der Stile und des jeweiligen Œuvres für jeden Interpreten eine Grundvoraussetzung darstellen". So zeigt er sich als ebenso informierter wie inspirierter Interpret: „Eine 'sprechende' Artikulation, kantables Spiel (für mich erschließt sich Händel besonders über seine Opern und Oratorien) wie auch der sparsame Gebrauch des rechten Pedals sind dieser Musik in hohem Maße angemessen."
Überdies ist Fantasie gefragt, weiß man doch, dass Händel als genialer Improvisator „seine Aufführungen durch Verzierungen und Veränderungen belebte. Alles ist festgelegt, alles ist spontan – für mich ein Balanceakt!", räumt der ehrliche Künstler ein. Er meistert diesen Balanceakt freilich virtuos und hat dabei ein vorzügliches Orchester an seiner Seite, das sich bei diesem Ausflug Händels ins 20. und 21. Jahrhundert dem engagierten Solisten ebenbürtig zeigt.
„Händels Orgelkonzerte wurden gezielt auf den ergreifenden wie brillanten Affekt hin komponiert. Die Art und Weise, wie der Komponist dem Solisten großzügige Möglichkeiten der exponierten Präsentation bietet, erscheint mir hochmodern", schreibt Kirschnereit und liefert mit der Wortwahl „exponiert" ein gutes Argument für das Gelingen seines Versuchs: exponiert, nicht exaltiert! Eleganz, Geschmack und Virtuosität, die sich lustvoll in den Dienst des Kunstwerks stellt, bestimmen diese Aufnahme Händelscher „Klavierkonzerte" und sollten sie zu einem Vergnügen für jedermann machen, ohne Ansehen der sonstigen geschmacklichen Verankerung in Fragen der Aufführungspraxis barocker Musik. Das zeigt auch deutlich der Vergleich mit Egarrs sieben Jahre alter Aufnahme der Orgelkonzerte op. 4, die durchaus Referenzcharakter beanspruchen darf.
Dankenswerterweise spendierte die Produktionsfirma dieser Aufnahme das Luxusformat der SACD.
Vergleichseinspielung: Academy of Ancient Music, Richard Egarr (Orgel u. Leitung), HMU 807446
Detmar Huchting [17.10.2013]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Organ Concerto No. 1 g minor op. 4 No. 1 HWV 289 | 00:14:13 |
5 | Organ Concerto No. 2 B flat major op. 4 No. 2 HWV 290 | 00:09:22 |
9 | Organ Concerto No. 3 g minor op. 4 No. 3 HWV 291 | 00:10:13 |
13 | Organ Concerto No. 4 F major op. 4 No. 4 HWV 292 | 00:13:21 |
17 | Organ Concerto No. 5 F major op. 4 No. 5 HWV 293 | 00:08:23 |
21 | Organ Concerto No. 6 B flat major op. 4 No. 6 HWV 294 | 00:11:49 |
Interpreten der Einspielung
- Matthias Kirschnereit (Klavier)
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)
- Lavard Skou Larsen (Dirigent)