Rolando Villazón Mozart Concert Arias
DG 479 1054
1 CD • 9min • 2012, 2013
17.02.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Rolando Villazón hat seine Arbeit, nach diversen Stimmkrisen, nun entschieden auf Mozart fokussiert - und das scheint eine kluge Entscheidung gewesen zu sein. Die sieben großen Opern sind auf CD geplant – Don Giovanni und Così fan tutte liegen bereits vor. Nun präsentiert der mexikanische Tenor parallel dazu ein Album mit Konzertarien, die er, wie er selbst sagt, ganz durch Zufall in einer Münchner Musikalienhandlung entdeckt hat, und für die er sowohl den Dirigenten Antonio Pappano wie die Deutsche Grammophon begeistern konnte. Es handelt sich überwiegend um frühe Werke - bravouröse Konzertarien, die der junge Mozart schrieb, um sich arrivierten Tenören anzudienen, Einlagearien für die Opern etablierter Meister wie Pasquale Anfossi, Niccolò Piccinni und Johann Adolf Hasse und Nummern aus nie vollendeten eigenen Werken. Mir waren die Titel bislang alle unbekannt, aber so, wie sie hier präsentiert werden, lohnen sie das Kennenlernen!
Mozart tut nicht nur Villazóns Stimme gut, die ihren alten Schmelz und ihren spezifischen Charme wieder gewonnen hat, er fordert auch seine Musikalität und seine gestalterische Intelligenz heraus, und beides zeigt er hier in hohem Maße. Für jede der zehn Arien findet der Sänger einen eigenen Tonfall, in der Buffonerie wie im Affekt der Opera Seria ist sein Vortrag gleichermaßen imaginativ und charismatisch. Als Pulcherio in Lo sposo deluso und als Kapitän Faccenda in Piccinnis L’astratto zieht er alle Register komischer Gesangskunst, wobei ihm Maestro Pappano kaum minder komisch in einer Nebenrolle assistiert; in die zeremoniöse Huldigungsarie Tali e contanti sono mischt er ironische Untertöne und legt sich dann wieder herzerwärmend ins Zeug, wenn es um Liebesschmerz und grausame Schicksale geht. Unerschrocken meistert Villazón Koloraturen und Kadenzen, und wenn man bei seinem Aufstieg in höhere Regionen manchmal glaubt, bangen zu müssen, wird sofort wieder Entwarnung gegeben.
Antonio Pappano zeigt mit dem London Symphony Orchestra, dass es auch jenseits der Originalklang-Religion einen Zugang zu Mozart gibt, wenn man seine Musik mit dem Herzen und im Kopf begriffen hat. Dieses Recital besitzt etwas, das heute eher selten geworden ist: einen persönlichen Ton, eine persönliche Botschaft.
Ekkehard Pluta [17.02.2014]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Si mostra la sorte KV 209 (Aria) | 00:03:32 |
2 | Dove mai trovar quel ciglio? KV 430 | 00:03:52 |
3 | Per Pietà non ricercate KV 420 für Tenor und Orchester (Einlagearie zu "Il curioso indiscreto" von P. Anfossi, 1783) | 00:07:17 |
4 | Va, dal furor portata KV 21 (Aria) | 00:06:26 |
5 | Misero! O sogno – Aura, che intorno spiri KV 431 (Konzertarie) | 00:03:34 |
7 | Con ossequio, con rispetto KV 210 (Aria) | 00:02:35 |
8 | Or che il dover - Tali e contanti sono KV 36 (Rezitativ und Arie) | 00:09:26 |
10 | Clarice cara mia sposa KV 256 (Aria) | 00:01:47 |
11 | Se al labbro mio con credi - Il cor dolente KV 295 (Se al labbro mio con credi - Il cor dolentes, Aria) | 00:13:07 |
12 | Müsst ich auch durch tausend Drachen KV 435 | 00:04:13 |
Interpreten der Einspielung
- Rolando Villazón (Tenor)
- London Symphony Orchestra (Orchester)
- Antonio Pappano (Dirigent)