Tesori di Napoli Sonate per Flauto dolce Recorder Sonatas 1707-1733
hänssler CLASSIC 98.028
1 CD • 73min • [P] 2014
21.05.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aloys Thomas Raimund von Harrach war einer der einflussreichsten österreichischen Diplomaten des 18. Jahrhunderts. Für einige Jahre lebte er als Vizekönig des von Österreich besetzten Königreichs Neapel in Italien. Harrach war zudem ein bedeutender Bauherr und Kunstsammler und offensichtlich auch ein ebenso leidenschaftlicher Flötenspieler. Dies zumindest legt die umfangreiche Sammlung von Musikalien nahe, die nach dem Zweiten Weltkrieg versteigert wurde und sich heute zum größten Teil in der Public Library von New York befindet. Zwei Instrumente, Laute und Blockflöte, werden in dieser Sammlung mit solistischen Werken von teils erheblichem technischem Anspruch bedacht. Die meisten der dort vorhandenen 24 Blockflötensonaten stammen von italienischen Komponisten.
Dem jungen deutschen Blockflötisten Daniel Rothert verdanken wir nun erstmals eine klingende repräsentative Auswahl dieser Stücke.
Gleich zu Beginn steht die vielleicht ungewöhnlichste Sonate, Johann Adolph Hasses Cantata per Flauto. Der erste Satz gerät leider zu motorisch uniform, das Continuo wenig fantasievoll und fast „hackig“. Den zweiten Satz, ein Adagio, nehmen die beiden Musiker zu schnell und dadurch fehlt der Raum, die Affekte deutlich in ihrer rhetorischen Bedeutung auszugestalten, die Musik „spricht“ nicht wirklich. Lediglich das Finale hat mich überzeugt. Hier gelingen Rothert schöne, originelle Verzierungsvarianten bei blitzender Italianità. Ungewöhnlich Leonardo Leos Sonate auf der Bassblockflöte. Im Grunde eine gute Idee (wenn auch unter historischem Aspekt eher spekulativ), leider im hohen Register oft mit Intonationsproblemen. Der kurzen, aber schönen Sonate Fiorenzas mangelt es an differenzierter Artikulation und tonlicher Flexibilität, auch die von Rothert dafür gewählte G-Blockflöte scheint mir für den Anlass zu „brutal“. Wieder gefallen mir Rotherts eigene Verzierungen, aber der Ausführung hätte etwas mehr „sprezzatura“ gut zu Gesicht gestanden. Besonders schön das originelle Cembalo-Präludio zur Sonate Baldassare Federicis, in der die Sopranflöte für klangliche Abwechslung sorgt. Interpretatorisch am meisten hat mich die Telemann zugeschriebene a-Moll-Sonate überzeugt: wunderbar musiziert mit einer spritzigen Gigue am Ende. Auch die zweite Telemann-Sonate gelingt Rothert (bis auf das etwas gehetzte Allegro). In der abschließenden Sonate Giuseppe Sammartinis stört mich das besonders in den schnellen Sätzen überaus perkussive Continuospiel mit zahlreichen kurz abgerissenen Akkorden.
Tontechnisch gibt es an dieser Produktion nichts auszusetzen. Das Design wirkt gediegen und Steffen Voss liefert einen konzisen, aber informativen Booklettext. Musikalisch jedoch hinterlässt die CD einen zwiespältigen Eindruck: Man spürt klar Rotherts Potential, er beherrscht sein Instrument auf hohem Niveau, aber die gerade für diese sensible Musik so wichtigen Feinheiten agogischer und klanglicher Gestaltung bleiben zuweilen etwas auf der Strecke, und Luca Quintavalles Continuo ist in seiner Perkussivität hier nicht wirklich eine Hilfe. Was diese CD dennoch besonders wertvoll macht, ist ihr hoher Repertoirewert. Mit Einschränkungen also empfehlenswert.
Heinz Braun † [21.05.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Adolf Hasse | ||
1 | Sonate B flat major for Recorder and B.c. | 00:11:34 |
Leonardo Leo | ||
4 | Sonata d-Moll für Flöte und Cembalo | 00:08:07 |
Nicola Fiorenza | ||
8 | Sonata a-Moll für Flöte und Cembalo | 00:06:08 |
Giovanni Antonio Piani | ||
12 | Sonate e minor for Recorder and B.c. | 00:04:49 |
Franco Sarti | ||
15 | Sonata g minor for Flute and Harpsichord | 00:07:41 |
Baldassare Federici | ||
19 | Sonata F major for Flute and Harpsichord | 00:06:15 |
Georg Philipp Telemann | ||
27 | Sonata c-Moll für Flöte und Cembalo | 00:06:05 |
Giuseppe Sammartini | ||
31 | Sonate F major Parma 11 for Recorder and B.c. | 00:13:00 |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Rothert (Blockflöte)
- Robert Quintavalle (Cembalo)