Ferrara Duo
Antes BM19295
1 CD • 51min • 2014
16.04.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Konstellation Fagott plus Konzertgitarre ist so selten und so plausibel zugleich. Und obwohl man hier zunächst ein ungleiches Paar vermutet, demonstrieren Annina Holland-Moritz und Stefan Conradi die hohe Kunst einer symbiotischen Rollenverteilung. Zusammen gefunden haben beide im Jahr 2010 und bilden seitdem das „Ferrara Duo.“
Annina Holland-Moritz behandelt ihr tiefes Holzblasinstrument mit so viel artiklatorischer Beweglichkeit und Ausdruckstiefe, dass sich auf Anhieb ganz viel ansteckender Charme entfaltet. Sonor und raumfüllend lässt sie den Fagott-Ton singen. Von nobler Eleganz sind ihre Phrasierungen und der Ton steht frei im Raum, gerne auch mal in orchestraler, voluminöser Breite. Gitarrist Stefan Conradi erweist sich als Partner und Gegenpol – und nicht zuletzt als „Begleiter“ im allerbesten Sinne. Dezent und lupenrein sind Conradis spielerische Impulse auf dem Saiteninstrument, federnd seine rhytmischen Akzentuierungen.
Und vor allem: Obwohl so dezent und schwerelos kann Conradis Gitarrenspiel dem so „ungleichen“ tiefen Holzblasinstrument Paroli bieten.
Beide haben das Repertoire ausgiebig durchforscht und stießen auf reiches Material für diese Konstellation, obwohl es sich vielfach um Neubearbeitungen, nicht selten auch aus der Celloliteratur handelt.
Jean Baptiste Sanaillé bringt hier eine französisch geprägte mit einer typisch italienischen Galanterie zusammen. Zwei kurze Sätze mit raffinierten Wechselspielen zwischen Dur und Moll schenken dieser CD gleich zu Beginn einen empfindsamen Höhepunkt.
Mozarts Sonate KV 292 darf hier nicht fehlen, wiederspiegelt sie doch, ähnlich wie Mozarts Fagottkonzert, die Vorliebe des Komponisten für dieses Instrument. Kantabel und von manchmal opernhaftem Spielwitz ist das Resultat seitens des Ferrara-Duos!
Carl Andreas Göpfert ist heute einer eher unbekannter Meister. Von ihm gibt es eines der wenigen Werke, das wirklich im Original für Fagott plus Konzertgitarre geschaffen wurde. Sonatenhauptsatzform und Variationensatz geben den formalen Rahmen für wunderbar hellhörig kreierte Zustände von musikalischer Gelassenheit. Aufschlussreich sind im übrigen die Hintergrundinfos im Booklet: Wir erfahren unter anderem, dass Göpfert im Dienst eines Herzogs als Leibeigener gehalten wurde.
Mit einer Donizetti-Arie kommt die Rolle des Fagotts als singende Stimme in ausgesuchten Momenten großer Opern ins Spiel. Annina Holland-Moritz übernimmt hier höchstselbst den Belcanto-Gesang, wenn sie ihre Luftströme übers Doppelrohrblatt schickt.
Dann ist es Zeit, den Bogen in die Neuzeit zu spannen: Mit einer Romanze von Edvard Elgar und sechs Bearbeitungen von alten Folksongs aus der Feder von Ralph Vaugan Williams stellen sich weitere Farbenwechsel ein. Über weite Strecken verschafft sich das Fagott als lyrische Stimme Gehör. Dieses Instrument ist aber auch für den humorvollen Ausdruck bestens prädestiniert. Und was passt hier besser als die berühmte, rhythmisch quirlig auftrumpfende Cake-Walk-Melodie von Claude Debussy über „Le Petit Negre“- hier lacht das Instrument!
Abschließend wird es sogar etwas jazzig und gesellschaftlich emanzipatorisch zugleich: Denn „Over the Rainbow“ von Howard Arlen, hier in einer Version für Fagott und Ukulele wurde später zu einer Hymne der amerikanischen Homosexuellen-Bewegung.
Und sogar, wenn Stefan Conradi hier die Gitarre weglegt und zur kleinen, viel filigraneren, sanfteren Ukulele greift, bleibt die Balance in diesem Duo unerschütterlich. Annina Holland-Moritz und Stefan Conradi sind bis dahin einen gemeinsamen Weg gegangen, wo der eine dem anderen bestens Halt gibt. Hier wird Musik frei, die Klarheit im Kopf und innere Ruhe wiederherstellt. Immer ausgesprochen melodiös und in jedem Moment ohne gleißende Brillanz auskommend!
Stefan Pieper [16.04.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean-Baptiste Senaillé | ||
1 | Introduktion und Allegro spirituoso | 00:03:42 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
3 | Sonate B-Dur KV 292 für Fagott und Violoncello | 00:09:10 |
Bernhard Heinrich Romberg | ||
6 | Divertimento op. 45 | 00:05:27 |
Carl Andreas Göpfert | ||
8 | Sonate op. 13 | 00:10:53 |
Gaetano Donizetti | ||
12 | Una furtiva lagrima (from: L' elisir d'amore) | 00:03:30 |
Edward Elgar | ||
13 | Romance op. 62 | 00:04:47 |
Ralph Vaughan Williams | ||
14 | Studies In English Folk Songs | 00:01:26 |
15 | Studies In English Folk Songs | 00:01:02 |
16 | Studies In English Folk Songs | 00:01:39 |
17 | Studies In English Folk Songs | 00:01:36 |
18 | Studies In English Folk Songs | 00:01:46 |
19 | Studies In English Folk Songs | 00:01:00 |
Claude Debussy | ||
20 | Le petit nègre | 00:01:57 |
Harold Arlen | ||
21 | Over The Rainbow | 00:02:52 |
Interpreten der Einspielung
- Ferrara Duo (Duo)