Bozena Scent of the Past
Gateway music 5707471042113
1 CD • 55min • [P] 2015
08.12.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Duft der Vergangenheit wird auf der ersten Gitarren-CD von Bozana Wetchacz erfahrbar. Die aus Polen stammende Interpretin vereint Kompositionen aus mehreren Jahrhunderten zu einem stimmigen Bogen, der aus tiefer Empfindung schöpft. Und zuweilen kommen auch mutige Gestaltungsmittel zum Einsatz, um die Atmosphäre zusätzlich zu verdichten.
Lupenrein, tief empfunden und lyrisch ist ihr Spiel. Bozana Wetchacz, die zunächst die Pianistinnen-Laufbahn einschlagen wollte, aber dann die Gitarre für sich entdeckte, hat in Kopenhagen studierte und mit dieser Debut-CD ihren Traum verwirklicht, nämlich die klanglichen Möglichkeiten dieses Instruments zu verinnerlichen. Sie perfektioniert die hohe Kunst, Phrasen und Melodien atmen zu lassen. Und es laden auch viele Ruhepole zum Verweilen ein.
Gut ausgewählt auf dieser Einspielung ist ein wirkungsvolles Miteinander aus bekannten Meisterwerken und eher „unentdeckten“ Kompositionen. John Downloads Lachrimae Pavana gibt zu Beginn eindrücklich den Gestus einer fragilen Melancholie vor. Geschmeidig setzen die „Diferencias“ eines Luis de Narvaez hier an. Eindrücklicher kann ein Kontrast nicht ausfallen wie der folgende: Im strahlenden G-Dur schwingt sich Johann Sebastian Bachs Präludium aus der Ersten Cello-Suite zu ganz und gar verblüffenden Wirkungen auf. Bachs erhabene Tonsprache erstrahlt im feinfühligen Gitarrenspiel von Bozana Wetchacz in ganz anderem, neuen Licht: Viel verträumter und idyllischer wirkt das Präludium unter den Händen der Gitarristin.
Eine liedhafte, sehr vielgestaltige Suite von Fernando Sor spannt den Bogen in neuen Ausprägungen von zarter Liedhaftigkeit weiter. Zwei Stücke von Francisco Tarrega portraitieren die andalusische Kultur. Betont melodiös erzählend geht das hier vonstatten. Raffiniert setzt Bozana Wetchacz im zweiten, etwas folkloristisch anmutenden Stück verblüffende manipulierende Klangeffekte ein. Die Gitarrenklänge modulieren durch eigenwillige Schwingungskurven, für die der Sound-Designer Mads Stagis verantwortlich zeichnet.
Was Astor Piazolla fürs Bandoneon darstellt, ist Isaac Albeniz für die Konzertgitarre. Ruhig wird im unangestrengt fließenden Spiel von Bozena Wetchacz die Geschichte von jenem Mallorca erzählt, wie es der große Komponist wahrnahm. Und dann hat schließlich der Tango das Wort in Kompositionen von Astor Piazolla und Ryan Dyens. Trotz allem Schwung, Bozena Wetchacz flexible Agogik hier wirkungsvoll aufkommen lässt, bleibt auch hier der über die Gesamte Spiellänge dominierende Eindruck von Nähe und tiefer Ruhe bestehen.
Stefan Pieper [08.12.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
John Dowland | ||
1 | Pavane Lachrimae | 00:05:15 |
Luys Narváez | ||
2 | Diferencias | 00:05:00 |
Johann Sebastian Bach | ||
3 | Suite No. 1 G major BWV 1007 for Violoncello solo | 00:03:02 |
Fernando Sor | ||
4 | Fantaisie elégiaque op. 59 | 00:17:07 |
Francisco Tárrega | ||
5 | Capricho Árabe (Serenade) | 00:05:22 |
6 | Recuerdos de la Alhambra | 00:05:25 |
Isaac Albéniz | ||
7 | Mallorca op. 202 | 00:07:49 |
Astor Piazzolla | ||
8 | Verano Porteño | 00:05:50 |
Roland Dyens | ||
9 | Tango en Skaï | 00:02:58 |
Interpreten der Einspielung
- Bozena Wetchacz (Gitarre)