Wolfgang Amadeus Mozart
Great Mass in C Minor
BIS 2171
1 CD • 71min • 2015
28.12.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki hat mit seiner Gesamteinspielung der Kantaten Johann Sebastian Bachs den unbestritten größten Wurf unter allen Ensembles der sogenannten ‚historischen Aufführungspraxis’ hingelegt – natürlich sind im Einzelnen bei den Gesangssolisten Schwankungen hinzunehmen, doch das ist überall so, und ansonsten wurde hier wirklich versucht, der Musik selbstlos zu dienen auf makellosem sängerischen und instrumentalen Niveau. Nun fällt, wenn man Mozart mit diesen Musikern hört, sofort auf, wie sie ihn aus dem Blickwinkel ihrer Bach-Pflege verstehen. Ich muss gestehen, dass dies sehr interessant ist, dass Mozart vielleicht nie so barock klang wie hier. Das hat natürlich auch Einschränkungen zur Folge: Es wirkt im großen Ganzen, vor allem in den kurzen Chorsätzen im Gloria, weit statischer als bekannt. Und manches stört mich, so die verkürzten Notenwerte in den Streichern im Kyrie, das dadurch an Lyrik und Farbenreichtum einbüßt, oder der leere Pomp im Sanctus. Trotzdem liegt hier eine der besten Aufnahmen der unvollendeten Messe c-moll KV 427 aus den letzten Jahrzehnten vor. Dies liegt zuvorderst an der umsichtigen, auf willkürliche Eigenwilligkeiten und Sentimentalität verzichtenden Leitung Suzukis und an dem wunderbar reinen, ausgewogenen, einheitlichen Chorklang. Unter den Solisten ragt eindeutig die Sopranistin Carolyn Sampson hervor, die nicht nur ein wunderbar schwebendes Christe eleison intoniert, sondern vor allem im Et incarnatus est, dem ariosen Höhepunkt des neben dem Requiem bedeutendsten geistlichen Werks Mozarts, mit edler Stimme, makelloser Intonation und so schlichtem wie sensiblem Ausdruck vollendet mit den Holzbläsersoli verschmilzt. Im Anschluss singt sie auch das Exsultate jubilate zuzüglich der Salzburger Fassung des Eingangssatzes, und auch hier agiert sie bewunderungswürdig pur und klar, wenngleich nicht mit der gleichen souveränen Ruhe und Gelassenheit wie in der Messe. In dieser fällt auch auf, wie ausgeglichen – trotz recht disparater Stimmen und dem etwas prätentiösen Bariton Christian Immler – das Solistenquartett (Olivia Vermeulen, Mezzosopran; Makoto Sakurada, Tenor) klingt. Das Klangbild lässt – wie fast immer bei BIS – keine Wünsche offen, und der Booklettext von Christoph Wolff informiert gründlich.
Christoph Schlüren [28.12.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Messe c-Moll KV 417a KV 427 (Große c-Moll-Messe) | 00:52:15 |
14 | Exsultate, jubilate KV 165 für Sopran, Orgel und Orchester | 00:13:50 |
Interpreten der Einspielung
- Carolyn Sampson (Sopran)
- Olivia Vermeulen (Mezzosopran)
- Makoto Sakurada (Tenor)
- Christian Immler (Bariton)
- Bach Collegium Japan (Ensemble)
- Masaaki Suzuki (Dirigent)