Beethoven & Shostakovich
Symphonies
Sony Classical 88985492782
1 CD • 60min • 2017
24.01.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In einem aktuellen Aufnahmeprojekt mit der Dresdner Philharmonie, der er noch bis 2019 als Chefdirigent vorsteht, kombiniert Michael Sanderling die Sinfonien Beethovens mit ausgewählten Schostakowitsch-Sinfonien. Dies mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, ist jedoch so sinnfrei nicht: Verfassten nicht beide Komponisten in ihren Sinfonien „Volksreden an die Menschheit“? Die aktuellste Folge umfasst nun die sinfonischen Erstlinge der beiden Meister: jugendfrische, auch ein wenig provokative Kompositionen, mit denen sie – von der Öffentlichkeit sehr wohl beachtet – ihren Einstand als Sinfoniker gaben.
Sanderling gelingt in der Tat eine lebendige, in Teilen auch temperamentvolle Wiedergabe von Beethovens Erster. Die Tempi sind bewegt, doch nicht gehetzt; klanglich agiert das Orchester so, wie es heute bei der Interpretation klassischer und frühromantischer Werke allgemein üblich ist: mit wenig Vibrato und lebhafter Akzentsetzung, die Pauken spielen mit harten Schlegeln. Überraschungseffekte – der Anfangsakkord des Kopfsatzes etwa oder die sich langsam aufbauende Tonleiter zu Beginn des Finales – sind mit feinsinnigem Humor realisiert. So erscheint das Werk weniger als revolutionärer Beginn eines ebensolchen Zyklus′, sondern als logische Fortsetzung der Sinfonik Haydns. Das vermag durchaus zu beeindrucken – allein: etwas wirklich Neues haben Dirigent und Orchester damit nicht zu bieten. Mit ähnlichen Ingredienzien wussten zum Beispiel Paavo Järvi und die Kammerphilharmonie Bremen mindestens ebenso zu überzeugen – von Einspielungen wie etwa Riccardo Chaillys mit dem Gewandhausorchester Leipzig ganz zu schweigen. So bleibt also in erster Linie, eine sehr achtbare Orchesterleistung und ein stimmiges Konzept zu bewundern.
Das Klangbild könnte zudem – bei aller ansprechenden Wärme – etwas transparenter sein und neigt besonders in den Bassregionen zu mangelnder Trennschärfe. Dieses kleine Manko trübt auch Sanderlings Interpretation von Schostakowitschs Sinfonie Nr. 1, zumindest in den ersten beiden Sätzen. Hinzu kommt, dass gerade die erste Hälfte der Sinfonie, in der die modernen, zukunftsweisenden Aspekte des Werks hervortreten, hier doch ein wenig artig daherkommt, wie mit gebremstem Schaum. Das ist schade – vor allem, weil auch hier das Orchester ungemein souverän agiert: Angesichts der wunderbar feinsinnig intonierten Soli im Kopfsatz bedauert man die sonstige Zurückhaltung sowie die suboptimale Durchhörbarkeit der lauten, marschähnlichen Passagen.
Wesentlich besser gelingen dann jedoch der langsame Satz und das Finale. Vor allem im Letzteren findet Sanderlings Interpretation ganz zu sich selbst. Es gelingt dem Dirigenten, diese Musik, die unter weniger berufenen Händen der Gefahr des Zerfaserns nicht entgeht, zu einem abgerundeten Ganzen zu formen.
Thomas Schulz [24.01.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 | 00:26:39 |
Dimitri Schostakowitsch | ||
5 | Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10 | 00:33:41 |
Interpreten der Einspielung
- Dresdner Philharmonie (Orchester)
- Michael Sanderling (Dirigent)