Lidström • Shostakovich
BIS 2289
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2016
20.07.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ein Cellokonzert eines unbekannten Komponisten namens Mats Lidström, gekoppelt mit einer Aufnahme des ersten Cellokonzerts von Schostakowitsch – was könnte man davon erwarten? Wer hier glaubt ein eventuell dunkel-nachdenklich nordisches Konzert vorzufinden – vielleicht in Richtung Eduard Tubin oder Allan Pettersson – könnte falscher kaum liegen. Italienischer Sonnenschein, französisches joie de vivre, Wiener Schlagobers: All dies, nur nicht düster-Grübelndes findet sich in Mats Lidströms großer romantischer Fantasie auf und über Verdis Rigoletto. In den größtenteils recht eng am Original geführten Paraphrasen der Highlights dieser nachvollziehbar populären Oper weht – nebst dem selbstverständlich dominanten Originalkomponisten selbst – der Geist von Strauß‘ (Wiener, nicht Garmischer Variante), von Franz Liszt, und ganz besonders von Jacques Offenbach. Nicht überraschend, wenn man liest, dass die Inspiration für dieses Opern-Potpourri in Franz Waxmans und Pablo Sarasates jeweiliger Fantasie über Carmen zu finden ist. Wunderbar, leicht, spritzig. Und so spielt Mats Lidström die (für alle Beteiligten) anspruchsvolle Partie auch.
Es wird vermutlich dieses Stück zum Kauf oder Download des Albums den Auschlag geben; bei Schostakowitsch gibt es ja genug Auswahl – mit oder ohne Zweitem Cellokonzert, mit oder ohne ähnlich gearteten Werken… et cetera. Dabei wäre es fast eine Schande genau diese Aufnahme zu verpassen. Denn erstens ist es erstaunlich, wie gut der auf einmal Til-Eulenspiegelige, auf übertriebenen Zehenspitzen angeschlichen daherkommende Anfang von Schostakowtischs Opus 107 – und überhaupt das ganze Konzert – zu dem Verdi-Soufflee passt. Und zweitens ist es auch noch ganz hervorragend gespielt. Nicht nur der Solist gibt mit schönem Klang und erstaunlicher Leichtigkeit sein Bestes, gerade auch das für den Anlass angeheuerte Oxford Philharmonic Orchestra und der sich für allerlei Projekte hergebende, gerne Freunde unterstützende Vladmir Ashkenazy, bestreiten eine Interpretation die – besonders im direkten Anschluss and die Rigolettofantasie – vor Phantasie und Vorstellungskraft nur so strotzt. Jedes Instrument im Orchester nimmt hier, à la Peter und der Wolf, einen Charakter an. Da knurrt, kracht und knarzt es nur so im Kontrabass- und Blechbläsergebälk und die Holzbläser hüpfen aufgeregt auf ihren Ästen herum. Unterhaltung pur, bis zur letzten Note. Zugegebenermaßen eine – aber eben wunderbare, positive – Überraschung, die vermutlich dazu führen wird, dass die CD bei mir unter „SCH“ im Regal eingeordnet wird, und doch nicht unter „L“.
Jens F. Laurson [20.07.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Mats Lidström | ||
1 | Rigoletto Fantasy für Violoncello und Orchester | 00:30:00 |
Dimitri Schostakowitsch | ||
12 | Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 107 für Violoncello und Orchester | 00:29:08 |
Interpreten der Einspielung
- Mats Lidström (Violoncello)
- Oxford Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Vladimir Ashkenazy (Dirigent)