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Besprechung CD

France

Choral Works by Debussy | Milhaud | Poulenc | Jolivet | Messiaen | Aperghis

SWRclassic SWR19065CD

1 CD • 70min • 2008, 2009, 2016, 2017

25.09.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Auch Niederlagen haben ihre Siege: Nachdem Frankreich den Krieg von 1870/71 verloren hatte, besannen sich die Franzosen verstärkt auf ihre eigene Kultur und wollten sich wenigstens in Kunst und Kultur vom „deutschen Element“ befreien – auch in der Chormusik. So entdeckten sie die altklassische Vokalpolyphonie wieder, die ihre Wurzeln in der französisch-flämischen Mehrstimmigkeit hat, forcierten die Wiederentdeckung der Chormusik von Josquin Desprez bis hin zu Palestrina und förderten den Chorgesang überall in den Schulen.

Das Ergebnis dieser Bemühungen zeigt diese CD mit exemplarischer Chormusik von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart von Claude Debussy (1862-1918), Francis Poulenc (1899-1963), Darius Milhaud (1892-1974), André Jolivet (1905-1974), Olivier Messiaen (1908-1992) und dem 1945 geborenen George Aperghis. Deren ästhetische Ziele benennt Dorothea Bossert in dem vorzüglichen Booklet-Text: Klarheit des Satzes in Verbindung mit einer einfachen, aber poetischen Wort-Ton-Beziehung, Eleganz und Anmut in der Linienführung und renaissancehafte Heiterkeit des Ausdrucks.

Um all dies zum Klingen zu bringen gibt es fast keinen besseren Interpreten als das SWR Vokalensemble unter Marcus Creed. Es singt mit hörbarem Engagement, das sich bisweilen in didaktische Inbrunst steigert, mit blitzsauberer Intonation auch in schwierigsten und ausgesetztesten Passagen, mit schlackenloser Artikulation und klarster Deklamation, damit die oben angesprochene poetische Wort-Ton-Beziehung demonstrierend, mit bewundernswerter kompakter und zugleich äußerst flexibler Dynamik und mit völliger Reinheit und Geschlossenheit des Chorklangs, der immer von innen heraus belebt , durchhörbar auch im schwellenden Vollklang und ausgeglichen in jeder Lage ist: eine imponierende Demonstration des besten Chorklangs mit einer bestechenden Gradlinigkeit der Gesangslinien, frei von Vibrati und Tremoli.

Nichts scheint diesem Chor Mühe zu machen: weder die ins Nichts entschwebenden Pianissimi-Akkorde am Ende von Milhauds Naissance de Vénus noch die rhythmischen Vertracktheiten, orchestralen Lautmalereien, halsbrecherischen Schnellsprechpassagen in höchsten Tonhöhen, chorisch exakt sein müssenden Lachschreie und die hochvirtuose Stimmbehandlung in Jolivets Epithalame, das ja ausdrücklich pour orchestre vocal tituliert ist. Die hervorragende Legato-Kultur dieses Chores lässt die dissonanten Klänge in Messiaens O sacrum convivium mystisch schimmern und in eine himmlisch-höhere Konsonanz entrücken, der homogene Männerchorklang in den Quatre Petites Prières von Francis Poulenc ist so sicher, fest und hochtragend wie der Säulenwald einer gotischen Kathedrale. Stupend ist die hochpräzise Sing- und Sprechakrobatik des Chores in Die Stellung der Zahlen von Georges Aperghis, die durchmischt ist mit dissonant leuchtenden Klangblöcken und aufgemischt mit schwingender Rhythmik, all dies vermag der Chor auch noch in den kleinsten Phrasenteilchen mit vibrierender Energie anzufüllen: brillant und bewundernswert! Man mag sich die mühevolle Probenarbeit gar nicht vorstellen, die dazu nötig ist, und man kann Marcus Creed nur gratulieren für diese Chorleistung.

Rainer W. Janka [25.09.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Francis Poulenc
1Un soir de neige FP 126 (kleine Kantate auf einen Text von Paul Eluard)
Claude Debussy
5Trois chansons de Charles d'Orléans
Darius Milhaud
8Naissance de Vénus für gemischten Chor a cappella
André Jolivet
12Epithalame für zwölfstimmiges Vokalorchester
Francis Poulenc
15Quatre petites prières de Saint François d'Assise FP 142
Olivier Messiaen
19O Sacrum Convivium
Georges Aperghis
20Die Stellung der Zahlen (aus Wölfli-Kantata)

Interpreten der Einspielung

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