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Besprechung CD

Jean Muller - Mozart

Piano Sonatas Vol. 1

hänssler CLASSIC HC18068

1 CD • 71min • 2016, 2017

05.03.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der Luxemburgische Pianist Jean Muller geht gern aufs Ganze, wenn er Werkzyklen in lange andauernden Arbeitsphasen einspielt und aufführt. Nach seinem letzten „Bach-Projekt“ haben es ihm aktuell Mozarts Klaviersonaten angetan, die in einem auf mehrere CDs angelegten Gesamtprojekt in Mullers pianistischer Diktion und damit in gewissem Sinne wirklich „neu“ erklingen.

Neu, das heißt in Jean Mullers Fall, dass hier ein treibend energetischer, ja oft energischer Zugriff jeder Verklärung ins allzu „Schöne“ konsequent vorbeugt. In dieser Lesart entfalten auf der aktuellen Ausgabe vier Sonaten aus verschiedenen Schaffensepochen ein erstaunliches Innenleben. Im Kern steht -natürlich!- Mozarts genialischer musikalischer Einfallsreichtum, der auf diese Weise extrem prägnant in der Empfindungs- und Gedankenwelt des Hörers ankommt, so dass Mullers Interpretationen oft auch jenseits der eigentlichen Hörsituation noch lange imaginär nachklingen.

Der Luxemburger sieht diese vier Sonaten als das, was sie sind: Als Wunderwerke emotionaler Dialektik, zudem als ein Schmelztiegel aus musikalischen Einflüssen, die der schon in jungen Jahren vielgereiste Mozart überall in Europa aufnahm. Pointiert stellt Muller die vertrackte Rhythmik im Kopfsatz der F-Dur-Sonate K 332 heraus. In den langsamen Adagio-Sätzen vermeidet er es, zu sehr aufzutragen, denn die intime Seelenschau oder gar ein dick aufgetragener Zuckerguss überlässt der Luxemburger gerne anderen Interpreten, wo doch allein ein Harmoniewechsel oft schon erschütternd genug wirkt. Wenn es dann, wie in den Finalsätzen wieder virtuos vorwärts stürmt, behält Mullers Spiel stets die Oberhand bei der Vernetzung dynamischer Abläufe und spieltechnischer Finessen, die immer dem unmittelbaren Ausdruck, dem wirklich beredten Musizierideal geschuldet sind.

Mullers architektur-betonendes Spiel kennen wir bereits von seinen Bach-Interpretationen. Eine solche Diktion steht hier auch Mozarts Sonaten gut zu Gesicht. So viel gestalterische Konsequenz macht in der Sonate KV 281 die latent spätbarocken Elemente erfahrbar. Und für viele subtile pianistische Abstufungen liefert vor allem das Variationenwerk in der Sonate KV 331 ein endloses Entfaltungsfeld. Und sein Spiel bleibt – auch wenn es sich gern mal impulsiv gebärdet- kontrolliert genug, dass auch eines der bekanntesten Mozart-Stücke, jenes Rondo alla Turca als plausibler Baustein eines Gesamtzusammenhanges erlebbar ist.

Das alles hinterlässt den Eindruck eines ernsthaften, alle Bezüge durchdringenden und ausforschenden Interpreten, der dafür mit einem Höchstmaß spielerischer Finesse gesegnet ist. Muller schwelgt nicht auf den Tasten, er analysiert eher, gönnt sich aber bei allem Hang zum Technischen auch Momente verspielter, fast kindlicher Leichtigkeit. Aber dies bleibt dosiert genug, um das eigene Interpreten-Ego nobel im Hintergrund zu lassen. Denn viel mehr zählt hier eine Wahrhaftigkeit, die sich an nichts als dem Notentext orientiert und dessen Reichtum hier mit unverzagter Konsequenz ausgeschöpft wird. „Die Expressivität dieser Musik resultiert eben oft allein schon aus der Form“ - dieses von Muller selbst geäußerte Credo mag man nach dem Hören dieser Vier Sonaten gerne unterschreiben!

Stefan Pieper [05.03.2019]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Klaviersonate No. 12 F major KV 332 KV 300k 00:17:42
4Piano Sonata No. 3 B flat major KV 281 KV 189f 00:14:08
7Klaviersonate No. 11 A major KV 331 KV 300i (Alla Turca) 00:22:11
10Klaviersonate Nr. 17 B-Dur KV 570 00:16:35

Interpreten der Einspielung

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