Piano Duo Adrienne Soós & Ivo Haag
Telos Music TLS 236
1 CD • 75min • 2018
07.03.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Schöner hätte man die inhaltliche Besonderheit dieser CD nicht formulieren können, als es Ivo Haag, der männliche Teil des Piano Duos Adrienne Soós & Ivo Haag, im Booklet getan hat: „So bilden die beiden Werke der vorliegenden CD einerseits Gegensätze – eine Symphonie, die zum Kammerstück wird, und eine vierhändige Sonate, die ins Orchestrale wächst, eine Symphonie eines reifen Meisters und eine Sonate eines jungen ehrgeizigen Komponisten, der sich seinen Platz im Musikleben erst erobern muss.“ Seit 1996 durchschürfen Adrienne Soós & Ivo Haag die Klavierliteratur für vier Hände, entweder an einem oder an zwei Klavieren. Jüngst widmen sie sich den Klavier-Übertragungen der Brahms-Sinfonien, die Brahms selber arrangiert hat – einmal, um seine Sinfonien auch durch häusliches Musizieren bekannt zu machen, aber auch, weil dies recht einträglich war. Diesen Brahms-Sinfonien ist jeweils ein anderes Werk zugeteilt. Hier also zur 3. Sinfonie von Brahms Schubert mit seinem „ins Orchestrale wachsenden“ Sonate in C-Dur, dem vom Verleger so genannten Grand Duo.
Soós und Haag realisieren im Grand Duo das raumgreifend Symphonische wirkungsvoll, so zum Beispiel im wirbelnden Brio der Stretta des Finalsatzes, realisieren es allerdings mit einem – wohl dramatisch bedingten – metallenen Anschlag, der zwar den orchestralen Anspruch hören lässt, weniger dafür an orchestralen Farben.
Dies gelingt ihnen besser bei der Symphonie Nr. 3 von Brahms. Da wirkt der Anschlag nicht nur weicher, sondern auch diffiziler, variabler und damit auch spannungsreicher und dadurch ist der Gesamtklang heller, aufgelichteter, weniger brahmsisch-schwerblütig. Der Kopfsatz, immerhin mit der Tempobezeichnung „Allegro con brio“ versehen, bekommt in dieser Klavierfassung einen stärkeren rhythmischen Zug, ja Drive, und im 6/4-Takt hört man in der Tat, wie es Ivo Haag im Booklet beschreibt, Anklänge zu Strauß-Walzern – bekanntermaßen war ja Brahms generös-neidisch auf Straußens unerschöpflich quellende Melodien-Erfindungsgabe. Auch der dritte Satz, das eigentliche Scherzo, hat mit seinem 3/8-Takt hier etwas durchaus Walzer-nahes, dazu entfalten Soós & Haag hier großen Notturno-haften Klangzauber und – soweit es eben an zwei Flügeln möglich ist – orchestrale Farbenvielfalt.
Vielleicht hätte der Toningenieur noch etwas mehr Raumhall dazu mischen können, so dass der erzielte Klang nicht so direkt – und manchmal etwas nackt – geworden wäre.
Rainer W. Janka [07.03.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (Bearb. für Klavierduo) | 00:32:31 |
Franz Schubert | ||
5 | Grand Duo C-Dur op. 140 D 812 für Klavier zu vier Händen | 00:42:42 |
Interpreten der Einspielung
- Adrienne Soós (Klavier)
- Ivo Haag (Klavier)