Pictures & Songs
Mussorgsky • Gershwin • Wild • Rachmaninoff
CAvi-music 8553403
1 CD • 64min • 2018
28.06.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie geht man mit Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung um – einem Standardwerk, das sich in seinen verschiedenen Versionen einer ungebrochenen Beliebtheit erfreut? Der Münchener Pianist Benjamin Moser wählt auf seiner neuen CD einen bewusst verinnerlichten Weg. Zugleich ist ihm der stimmige Gesamtkontext wichtig. Das eröffnet vertraut anmutende Gefilde, aber es werden auch die ausgetretenen Pfade behutsam verlassen. Von Mussorgskys Programmmusik ausgehend, spannt Moser den Bogen weiter in Richtung Richtung Gershwin und Rachmaninoff. Zudem kommt der amerikanische Pianist und Komponist Earl Wild als „Neubearbeiter“ von deren Stücken aus dem frühen 20. Jahrhundert ins Spiel.
Folgen wir diesem respektvollen Interpreten in die imaginäre Bilderwelt von Mussorgskys Programm-Musik, wo ein choralartiges Motiv den roten Faden jener „Promenade“ durch skizzenhafte Charakterstücke bildet, die gerne auch mal viel Dramatik auf engem Raume bündeln. Klar wird schnell, dass aufgesetzte Theatralik überhaupt nicht Benjamin Mosers Sache ist, die fließende kantable Linie dafür umso mehr. Mit so etwas, aber auch vielen kontrolliert eingesetzten Gestaltungsmitteln, bringt er sich und seine Zuhörer schnell in die Rolle eines ruhenden, kontemplativen Ausstellungs-Betrachters. Impulsiv genug bleibt Mosers Spiel aber allemal. Das Bild des Gnom mit seinem verstörenden Tritonus zeichnet er mit spannender Agogik nach und bündelt kurzfristig auch mal die perkussive Wucht. Hinterfragend wirkt Mosers spielerischer Blickwinkel immer wieder aufs neue.
Mosers souveräne pianistische Handschrift, die niemandem etwas beweisen muss, ist auch in den drei Preludes von Georges Gershwin eine verlässliche Größe. Auch hier geht es darum, in kurzen Zeitabschnitten maximale Atmosphäre auf den Punkt zu bringen. Um das Lebensgefühl des frühen Jazz und die sinnesfreudigen 1920er Jahre geht es – was durch viel Bluesharmonik und punktierte Rhythmen ohne Umschweife wirkt. Virtuose Überhöhung erfahren danach drei Etuden Gershwins durch den amerikanischen Pianisten und Komponisten Earl Wild. Moser durchdringt jetzt mit noch mehr technisch-gestalterischer Finesse diese impulsiven Bravourstücke, um dann lyrisch und anschmiegsam in die Zielgerade zu manövrieren: Earl Wild hat aus einem dezidiert „amerikanischen“ Blickwinkel Lieder von Rachmaninoff neu aufgearbeitet. Mosers einfühlsames Spiel sorgt dafür, dass hier auch große Musik jenseits von Länder- oder Epochengrenzen eine beredte Sprache spricht. Russische Romantik? Amerikanisches Songwriting? Eigentlich ist doch viel konträr Scheinendes im Wesenskern sehr eng miteinander verwandt.
Die CD wurde in der Jesus-Christus-Kirche von Berlin Dahlem aufgenommen, was ein neutrales Klangbild voller Wärme und mit guter Transparenz herbeiführte. Das unterstreicht, dass Moser auch hier an Transparenz und nicht an Blendwerk gelegen ist.
Stefan Pieper [28.06.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Modest Mussorgsky | ||
1 | Bilder einer Ausstellung | 00:32:41 |
Georges Gershwin | ||
17 | Three Preludes | 00:06:29 |
Earl Wild | ||
20 | The man I love (aus Seven Virtuoso Études based on songs by George Gershwin) | 00:02:50 |
21 | Embraceable you (aus Seven Virtuoso Études based on songs by George Gershwin) | 00:02:58 |
22 | Fascinating rhythm (aus Seven Virtuoso Études based on songs by George Gershwin) | 00:01:49 |
Sergej Rachmaninow | ||
23 | In the silence of the mysterious night op. 4 Nr. 3 | 00:02:55 |
24 | A Dream op. 38 No. 5 | 00:03:15 |
25 | The isle op. 14 No. 2 | 00:02:18 |
26 | Floods of Spring op. 14 No. 11 | 00:04:27 |
27 | How fair this spot op. 21 No. 7 | 00:04:01 |
Interpreten der Einspielung
- Benjamin Moser (Klavier)