Johann Sebastian Bach
St Matthew Passion BWV 244
BIS 2500
2 CD/SACD stereo/surround • 2h 43min • 2019
10.04.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Behüte Gott! Ist es doch, als ob man in einer Opera Comedie wäre“, beklagte sich eine fromme adlige Dame, nachdem sie 1729 Ohrenzeugin einer Aufführung von Bachs Matthäus-Passion im Karfreitagsgottesdienst war. Intuitiv und unzweifelhaft gegen ihren Willen, weil sie diese in der Kirche für fehl am Platze hielt, erfasste sie ganz genau Bachs staunenswerte musikdramatische Fähigkeit.
Zweite Einspielung nach Abschluss der Kantatenserie
20 Jahre nach seiner ersten Einspielung der Matthäus-Passion von 1999 gibt es eine neue Einspielung von Masaaki Suzuki auf seinem treuen schwedischen Hauslabel Bis Records, das auch seine erste Aufnahme immer noch im Programm hält. War die erste noch von der traditionellen Scheidung zwischen größer besetztem Chören und den Solisten der beiden Chöre bestimmt, hat Suzuki sich für seine zweite Aufnahme für eine verkleinerte Vokalbesetzung von Solisten und Ripiensiten entschieden – das kommt der klanglichen Gewichtung der partizipierenden Akteure des Werkes durchaus entgegen, da auch die Chorpartien jetzt eine bestimmtere Klanggestalt haben. Die Auswahl der Vergleichseinspielungen wurde bestimmt durch jüngere, und seit Suzukis Aufnahme von 1999 in der Interpretationshaltung fortschrittlichere Darstellungen der Matthäus-Passion.
Vergleich anhand eines dramatischen Höhepunktes
Einer Eingebung eines Kollegen folgend (mehr verrate ich nicht!), habe ich mir für einen Erstvergleich die Szene „So ist mein Jesus nun gefangen – Sind Blitze, sind Donner …“ vorgenommen: Suzuki selbst hat sich für seine gegenwärtige Aufnahme für zwei Solitenquartette und einer chorischen Besetzung von jeweils zwei Ripienisten für die beiden Chöre entschieden – das macht seine Neueinspielung wesentlich leichter durchhhörbar als seine alte Einspielung.
Es bleiben im Wesentlichen nur wenige bedeutsame Unterschiede zwischen dieser Version und den Vergleichsaufnahmen festzustellen: Sowohl Paul McCreesh, der 2002 die erste Version mit Vokalsolisten in beiden Chören des Werkes vorlegte, wie auch Sigiswald Kuijken, der 2009 auch den instrumentalen Apparat vereinzelte, zeigen, dass das Werk durch diese „Reduktionen“ keinerlei Minderung erfährt. Vielmehr sind hier Musterinterpretationen enstanden, an denen sich – nach Meinung des Rezensenten, nachfolgende Aufnahmen der Matthäus-Passion sich werden messen lassen müssen.
Treue zum eigenen Ansatz
Ein Vergleich von Suzukis beiden Einspielungen zeigt, dass er als Interpret seine Haltung nicht in bemerkenswerter Weise verändert hat, was durchaus für seine Statur als bedeutender Interpret von Kantaten und Oratorien aus der Feder J. S. Bachs spricht: So können auch die Vergleichseinspielungen sich nicht von selbst in der Gegenüberstellung als überlegen erweisen. Dennoch muss der Rezensent bekennen, dass Paul McCreeshs Pionierleistung einer einer mit Vokalsolisten besetzen solsitischen Präsdentation der Matthäus-Passion bis heute seine Lieblingsversion des Werkes geblieben ist.
Vergleicheinspielungen: Gerd Türk, Peter Kooij, Nancy Argenta, Robin Blaze, Makoto Sakurada, Chiyuki Urano; Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki; 3 CDs: BIS-1000 (AD: 1999)
Deborah York, Magdalena Kozena, Mark Padmore, Peter Harvey; Julia Goding, Susan Bickley, James Gilchrist, Stephan Lodges; Gabrieli Players, Ltg.: Paul McCreesh; 2 CDs: DG Archiv 474 200-2 (AD: 2002)
Gerlinde Sämann, Marie Kuijken, Sopran; Petra Noskaiová, Patrizia Hardt, Alt; Christoph Genz, Bernhard Hunziker,Tenor; Jan van der Crabben, Marcus Niedermeyr, Bass; La Petite Bande, Ltg.: Sigiswald Kuijken; 3 SACDs: Challenge Classics CC 72357 (AD: 2009)
[10.04.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Matthäus-Passion BWV 244 | 02:03:14 |
Interpreten der Einspielung
- Carolyn Sampson (Sopran)
- Aki Matsui (Sopran)
- Damien Guillon (Altus)
- Clint van der Linde (Altus)
- Makoto Sakurada (Tenor)
- Zachary Wilder (Tenor)
- Christian Immler (Christus - Bass)
- Toru Kaku (Bass)
- Bach Collegium Japan (Ensemble)
- Masaaki Suzuki (Dirigent)